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Arbeitsagentur Gießen vermeldet positive Zahlen am Arbeitsmarkt zum JahresendeZahl der Arbeitslosen im Vogelsberg leicht gestiegen

REGION (ol). „Mit positiven Zahlen vom Arbeitsmarkt hat sich das alte Jahr verabschiedet“, kommentiert Björn Krienke, Geschäftsführer Operativ der Arbeitsagentur Gießen, die Arbeitsmarktdaten von Dezember. Die Anzahl der Arbeitslosen ist auf 4,5 Prozent gesunken – besonders in Hinblick auf das Vorjahr, da lag die Quote nämlich noch bei 4,9 Prozent im Bezirk der Arbeitsagentur Gießen. Einzig der Blick auf den Vogelsberg speziell zeigt: Die Anzahl der Arbeitslosen ist leicht gestiegen.

Im Bezirk der Arbeitsagentur Gießen haben alle Personengruppen vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitiert. Das teilt die Arbeitsagentur Gießen in einer Pressemitteilung mit. Im Dezember waren dort insgesamt 16303 Menschen arbeitslos gemeldet. Das entspreche einem Rückgang von 159 Personen gegenüber November. Die Quote verharre bei 4,5 Prozent.

Unterbeschäftigungen gingen zurück, Arbeitskräftenachfrage stieg an

„Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist gestiegen und die der Arbeitslosen ist weiter gesunken. Zudem liegt der Bestand an unbesetzten Stellen nochmals höher, als ein Jahr zuvor. Auch wenn in den bevorstehenden Monaten mit einem saisonalen Anstieg der Erwerbslosen zu rechnen ist, sind derzeit keine Anzeichen für eine Abkühlung der wirtschaftlichen Entwicklung zu erkennen. Dies lässt uns optimistisch das neue Jahr beginnen“, erklärte Björn Krienke, der Geschäftsführer Operativ der Arbeitsagentur Gießen. Auch die Zahl der Menschen, die in der sogenannten Unterbeschäftigung im engeren Sinne registriert waren, gingen im Dezember um auf 23.755 Personen zurück.

Auch die Arbeitskräftenachfrage war auch im Dezember ungebrochen. Arbeitgeber meldeten der Arbeitsagentur sowie den Jobcentern des Kreises Gießen und der Wetterau im Dezember insgesamt 1698 neue Stellen. Dies waren 163 Stellen mehr als im Vorjahresmonat. Der Stellenbestand an offenen, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstellen bewegte sich im Dezember auf einem sehr hohen Level. 6143 Stellen waren im abgelaufenen Monat gemeldet, 562 Stellen mehr als im Dezember vor einem Jahr.

Arbeitslose Frauen profitierten

Nach Geschlechtern betrachtet habe sich die Arbeitslosigkeit im abgelaufenen Monat beiderseits positiv entwickelt. Arbeitslose Frauen profitierten jedoch mehr als Männer. Im Dezember waren 9381 Männer im Bezirk der Gießener Agentur erwerbslos gemeldeten. Zwei weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 4,9 Prozent. Im Vorjahresmonat waren 590 Männer mehr gemeldet. Die Quote lag damals bei 5,3 Prozent.

Bei den Frauen waren im Dezember 6922 arbeitslos gemeldet. Einen Monat zuvor waren es noch 157 mehr. Die Quote sank jetzt um 0,1 und lag danach bei 4,0 Prozent. Im Vorjahresvergleich waren damals 787 Frauen mehr arbeitslos gemeldet. Die Quote betrug seinerzeit 4,5 Prozent.

Besondere Personengruppen: Jugendliche und Ältere Anzahl gesunken

Bei den arbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahren und den älteren Arbeitslosen ist die Zahl, laut Pressemitteilung, derer im abgelaufenen Monat weiter zurückgegangen. Die Zahl der jungen Menschen, die auf der Suche nach einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle waren, ging um zehn Personen zurück und lag danach bei 1606. Die Quote sank, wie einen Monat zuvor, um ein zehntel Prozentpunkt auf jetzt 4,1 Prozent. Im Dezember 2016 waren 160 jüngere Arbeitssuchende mehr gemeldet. Damals lag die Arbeitslosenquote bei 4,6 Prozent.

Die Zahl der über 50-jährigen Arbeitslosen ist jetzt gegenüber dem Vormonat moderat  zurückgegangen. 5411 Ältere waren registriert, 21 weniger als im November. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 4,4 Prozent. Bei gleichem Personenkreis waren ein Jahr zuvor noch 614 Menschen mehr registriert. Die Quote lag damals bei 5,1 Prozent.

Regionale Unterschiede: Vogelsberg und Wetteraukreis Anzahl gestiegen

Bei dem regionalen Vergleich der Arbeitslosigkeit zeigte sich ein erneut uneinheitliches Bild. Während die Zahl der Arbeitslosen im Landkreis Gießen weiter sank, wurde im Vogelsbergkreis und der Wetterau ein Anstieg verzeichnet. Im Kreis Gießen waren im Dezember insgesamt 7585 Menschen erwerbslos gemeldet, 233 Arbeitslose weniger gegenüber dem Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 und lag danach bei 5,3 Prozent. Im Vorjahresmonat wurde eine Quote von 5,9 Prozent verzeichnet. Damals waren 755 Menschen mehr registriert.

Im Wetteraukreis ist die Zahl der Arbeitslosen im Dezember um 64 Personen auf jetzt 6552 gestiegen. Die Quote verharrte bei 4,0 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren jetzt 412 Erwerbslose weniger gemeldet. Seinerzeit lag die Arbeitslosenquote bei 4,3 Prozent. Im Vogelsbergkreis hingegen ist die Zahl der Erwerbslosen im Dezember leicht gestiegen. 2166 Personen waren arbeitslos gemeldet, zehn Personen mehr als noch im November. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 auf nun 3,8 Prozent. Im Vorjahresmonat waren 210 Erwerbslose mehr gemeldet. Die Quote lag damals bei 4,2 Prozent.

Die beiden Rechtskreise (nach dem Sozialgesetzbuch II und III)

Bei einer Auswertung der Arbeitslosigkeit nach den Rechtskreisen zeichnete sich im Dezember ein ungleiches Bild ab. Während die Zahl der Erwerbslosen in der Grundsicherung (SGB II) sank, ist die derer bei der Arbeitslosenversicherung (SGB III) leicht gestiegen. Bei der Arbeitsagentur Gießen (und den Geschäftsstellen in Bad Vilbel, Büdingen, Friedberg und Lauterbach) waren im Dezember 5589 Personen gemeldet, 49 mehr als im Vormonat November. Ein Jahr zuvor wurden dort 277 Erwerbslose weniger geführt.

Im gleichen Zeitraum ging die Anzahl bei den Jobcenter registrierten Erwerbslosen um 208 Personen auf nun 10714 zurück. Damit konnte der niedrigste Wert seit Jahren, der im November erreicht wurde, erneut unterboten werden. Im Dezember des Vorjahres wurden in den Jobcentern noch 1654 Personen mehr geführt. Das Jobcenter Gießen betreute im Dezember 5361 Arbeitslose, 203 Personen weniger gegenüber November. Im Jobcenter Wetterau waren im abgelaufenen Monat 4023 Arbeitslose gemeldet, 24 Personen mehr als im Vormonat November. Bei der Kommunalen Vermittlungsagentur (KVA) im Vogelsbergkreis wurden insgesamt 1330 Arbeitslose im Dezember betreut, 29 weniger als im November.

Ein Gedanke zu “Zahl der Arbeitslosen im Vogelsberg leicht gestiegen

  1. „Während die Zahl der Arbeitslosen im Landkreis Gießen weiter sank, wurde im Vogelsbergkreis und der Wetterau ein Anstieg verzeichnet.“ Oho, da wird dem Vogelsbergkreis bei der von Landrat Görig vor wenigen Jahren ausgerufenen „Aufholjagd“ (https://www.fuldainfo.de/landrat-grig-standort-vogelsberg-befindet-sich-in-einer-aufholjagd/) doch nicht etwa die Puste ausgegangen sein?

    Auch bei der Zahl der Erwerbstätigen verzeichneten der Vogelsbergkreis 2016 ein Minus gegenüber 2015 von 0,3 Prozent. Nur der Werra-Meißner-Kreis (minus 1,1 Prozent) war schlechter. 24 der insgesamt 26 Landkreise und kreisfreien Städte freuten sich nach Mitteilung des Hessischen Statistischen Landesamts dagegen über eine Zunahme der Erwerbstätigenzahl um durchschnittlich 1,3 Prozent.
    Rekord dagegen bei den marginal Beschäftigten (Erwerbstätige, die ausschließlich einer geringfügig entlohnten oder kurzfristigen Beschäftigungen nachgehen oder Beschäftigte in 1-Euro-Jobs). Hier verzeichnete der Vogelsbergkreis mit 16,7 Prozent den regional höchsten Anteil dieser Gruppe.
    Eine Studie der Hochschule Fulda (https://www.hs-fulda.de/fileadmin/u_upload/CeSt/Grae_Literatur/Entwicklung_von_Altersarmut_in_den_Landkreisen_Fulda_Hersfeld-Rotenburg_Vogelsberg_Main-Kinzig_final.pdf) sieht die Struktur des Vogelsberger Arbeitsmarkts als Ursache künftiger Altersarmut. Der Anteil atypischer Beschäftigung liegt im bundesweiten wie im hessischen Vergleich ungewöhnlich hoch (Vogelsberg 43,7 %, Bund 39%, Hessen 38,9%). Auffällig ist der starke Anstieg zwischen 2008 (38,4 %) und heute. Der Anteil der ausschließlich geringfügig Beschäftigten bewegt sich ebenfalls im Vergleich auf ungewöhnlich hohem Niveau (20,4 Prozent gegenüber 15,1 % Bund und 14,6 % Hessen). Frauen üben mit 64,2 % im Vogelsbergkreis deutlich häufiger eine ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigung aus. Auch die Teilzeitquote der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt mit 28,8 % deutlich über dem Bundesschnitt (25,6 %) und 2,6 %-Punkte über der Quote Hessens. 87 % aller sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigten (Stand: Juni 2015) sind im Vogelsbergkreis Frauen (HE: 79,4%; Bund: 80,2 %). Insgesamt arbeiten 54,7 % aller beschäftigten Frauen im Vogelsbergkreis in Teilzeit (HE: 45,9 %; Bund: 46 %).
    Beschäftigte im sog. Niedriglohnbereich (Vollzeitbeschäftigte mit einem Bruttoarbeitsentgelt unterhalb 2/3 des sog. Medianentgelts) sind mit 23,1 % im Vogelsbergkreis überdurchschnittlich vertreten (HE: 17,2 %; Bund: 20,4 % – Stand 12/2015). Je größer aber der Anteil der Teilzeitbeschäftigten, Niedriglöhner und marginal Beschäftigten, desto höher das Risiko künftiger Altersarmut. Zudem müsste der Jubel über die geringe Zahl der Arbeitslosen im Vogelsbergkreis durch die geringe Qualität vieler Arbeitsverhältnisse gedämpft werden. Und erst recht sollte die hohe Zahl der Auspendler den Stolz auf die niedrige Arbeitslosenquote im Vogelsbergkreis relativieren, denn hier feiert sich die Kreispolitik für die Wirtschaftserfolge der Nachbarkreise Fulda, Wetterau, Gießen und Marburg Biedenkopf. Selbst ein Teil der Vogelsberger Wirtschaftserfolge wird aus der „Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main“ importiert, die von Gießen bis zur Bergstraße und von Aschaffenburg bis nach Mainz reicht und zu deren hessischen Teil der Vogelsbergkreis gehört. Das Geld, das im Zentrum der Metropolregion verdient wird, fördert die Wirtschaft auch in den Randbereichen wie dem Vogelsberg, indem es vor Ort in Bauprojekte, Kraftfahrzeuge oder Textilien, Lebensmittel usw. investiert wird.

    Vor diesem Hintergrund entsteht der Verdacht, dass Sankt Görig sich beim Verbreiten der Legende vom ritterlichen Bezwinger des Drachen Arbeitslosigkeit im Vogelsberg hauptsächlich mit fremden Federn schmückt. Die Unübersichtlichkeit der wirtschaftlichen Zusammenhänge führt dazu, dass Görigs recht eigenwillige Interpretationen einschlägiger Statistiken in der Regel unwidersprochen bleiben.

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