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Hunderte Liter Altöl auf Erlenteich - Feuerwehr seit 15 Stunden im GroßeinsatzAltöl-Verschmutzung: Ausmaß größer als zunächst vermutet

ALSFELD (ol). Die Feuerwehr der Stadt Alsfeld befindet sich seit den Morgenstunden des Samstags im Großeinsatz. Das Altöl das von einem Entsorgungsbetrieb auslief gelangte auf weitere Gewässer und in erheblichem Umfang auf den Erlenteich, dort schwemmte es an einem Ufer an. Mit Dichtblasen wurden von den Feuerwehrleuten alle Zuläufe des Erlenteiches abgedichtet. Zudem wurden größere Mengen an schwimmendem Bindemittel ausgebracht und weitere Ölsperren errichtet.

Mit Schaufeln trugen die Einsatzkräfte zudem ölverklebtes Laub von dem Ufer ab. Wie Stadtbrandinspektor Daniel Schäfer sagte, sind die Feuerwehrleute bereits mehr als fünfzehn Stunden im Einsatz. Die Polizei gab zwischenzeitlich bekannt, dass das Altöl möglicherweise bei Pumparbeiten ausgetreten ist. So soll am Donnerstagabend Altöl von einem Tankfahrzeug in ein anderes Tankfahrzeug gepumpt worden sein, am Freitagmorgen wurde ein offenes Absperrventil entdeckt. Ob es sich um Vorsatz oder Fahrlässigkeit handelt, müsse nun geprüft werden. Bei dem Betrieb von dem aus das Öl austrat handelt es sich um Altöl Bär-Kessel auf dem ehemaligen BGS-Gelände.

Durch eine Auffangwanne auf dem Gelände des Entsorgers konnten nach Angaben des Regierungspräsidiums Gießen 3.000 Liter des Öls aufgefangen werden. Wie Pressesprecher Oliver Kessler sagte, gelangten 5.000 Liter Altöl über die Kanalisation in die Krebsbach.

Bürgermeister Stephan Paule sowie der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak informierten sich am Samstagmittag über das Ausmaß des Schadens. Bürgermeister Paule sprach von einer erheblichen Verschmutzung der Gewässer und Ufer. Das Ausmaß sei größer als zunächst vermutet. „Das ist eine riesen Sauerei“, sagte Paule Oberhessen-live. Es müsse nun geprüft werden, ob eventuell Erdschichten des erst frisch sanierten Teichs weggebaggert werden müssten. Um ihr Trinkwasser müssten sich die Alsfelder allerdings keine Gedanken machen. „Das ist auf jeden Fall in Ordnung, das kommt aus Fernleitungen. Und die Tiefbrunnen von Alsfeld liegen nicht im Stadtgebiet“, sagte Paule. Wie er sagte, unternimmt die Stadt Alsfeld mit ihren Feuerwehrleuten alles, um den Umweltschaden einzugrenzen.

Feuerwehrleute errichten eine Barriere am Zulauf des Erlenteichs.

Alsfelder Trinkwasser nicht betroffen

Fachlich sei Altöl Bär-Kessel der Stadt bislang noch nicht durch Mängel oder dergleichen aufgefallen  – allerdings aus anderen Gründen. Laut Paule hat die Stadt gegen mehrere Mitglieder der deutschen Familie, unter deren Mitgliedern die Geschäftsführung der mehrmals umfirmierten und insolvent gegangenen Firma ständig hin und her gegeben wird, Passentzug beantragt – weil das Unternehmen erhebliche Steuerschulden haben soll. Mit dem Entzug des Reisepasses soll in solchen Fällen verhindert werden, dass sich die betreffenden Personen ins Ausland absetzen. „Wir haben es beantragt. Aber die Nachbarkommune Romrod, die darüber zu entscheiden hatte, hat den Schritt abgelehnt“, sagte Paule.

Der gerade erst frisch sanierte Erlenteich am Samstagmorgen.

Die Stadt habe sich entschieden, keine Aufträge mehr an die Firma zu vergeben. So wolle man verhindern, dass öffentliche Gelder an jemanden fließen, der seine Steuern nicht zahle, sagte Paule. Die Staatsanwaltschaft müsse aus seiner Sicht nun ermitteln, wer genau für die Verschmutzung verantwortlich ist. Theoretisch sei es ja möglich, dass ein Dritter das Ventil geöffnet habe. Auch müsse geklärt werden, ob es sich um eine Tat aus Vorsatz oder Fahrlässigkeit handele. Die derzeitigen Maßnahmen zur Aufnahme des ausgetretenen Öls bezeichnete er als Sofortmaßnahmen. Außer seiner Sicht sind in den nächsten Tagen Spezialreinigungen nötig. Die Firma Altöl Bär-Kessel war für OL zunächst nicht zu erreichen.

Der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Mischak sagte am Schadensort, dass die Untere Wasserbehörde des Vogelsbergkreises für die Maßnahmen in enger Abstimmung mit der Stadt Alsfeld stehe. Auch aus seiner Sicht sind in den nächsten Tagen weitere Arbeiten notwendig. „Die Reinigung der Steine am Ufer kann die Feuerwehr nicht leisten, dass muss eine Fachfirma machen“, sagte Dr. Mischak. Für das Trinkwasser in Alsfeld gab Dr. Mischak ebenfalls wie Paule Entwarnung. Das Öl stehe in keinem Zusammenhang dazu.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigte sich bestürzt von dem Vorfall. „Das ist keine Kleinigkeit. Das ist ein riesen Sauerei“, sagte Dr. Wolfgang Dennhöfer, langjähriger Umweltbeauftragter der Stadt Alsfeld und BUND-Mitglied. „8000 Liter laufen nicht in wenigen Sekunden aus – offenbar ist da über einen längeren Zeitraum etwas schief gelaufen“, sagte der Naturschützer. „Die Tatsache, dass eine Auffangwanne mit 3000 Litern vorhanden war und 5000 Liter in die Kanalisation gelangten, zeigt: die doppelte Sicherung durch technische Vorrichtungen (wie Auffangwanne, Absperrventile etc.) auf der einen und die Sicherung durch das Betriebspersonal auf der anderen Seite hat offenbar nicht funktioniert.“

Das Betriebsgelände der Firma … von wo das Altöl ausfloss. Foto: privat

Dennhöfer ergänzte: „Solche Betriebe müssen so konzipiert sein, dass nichts austreten kann“, sagte er. Zudem widersprach Dennhöfer zumindest etwas Bürgermeister Stephan Paule. Die Firma habe nicht nur wegen ihrer undurchsichtigen Strukturen, nicht gezahlter Steuern und ständigen Führungswechsel seit längerem einen schlechten Ruf, sondern auch weil sie in der Vergangenheit an einem anderen Standort Stoffe zurüchgelassen habe, die dann von öffentlicher Seite aus entsorgt werden hätten müssen. „Der Vorfall kommt daher nicht wirklich überraschend“, sagte Dennhöfer.

Karl-Heinz Zobich, Chef des Naturschutzbundes Nabu im Vogelsberg, sieht die Situation gelassener. Das was passiert sei müsse aufgearbeitet werden und dürfe nicht passieren, generell gesehen sei es allerdings wohl ein Unfall und ein Einzelfall. Es gebe gerade weitaus größere Probleme für die Umwelt als ausgelaufene 8.000 Liter Altöl.

Bildergalerie vom Einsatz

15 Gedanken zu “Altöl-Verschmutzung: Ausmaß größer als zunächst vermutet

  1. Die auf dem Betriebsgelände befindliche Ölauffangwanne (Volumen 3000 Liter) zu Havariezwecken entspricht der BImSchG-Genehmigung.

    Super Gesetz zur Abwehr von Umweltschäden!!!

    Kein Täter, nur der dumme Steuererzahler der auch noch der Geschädigte ist.
    Ganz so wie es die Regierung (Industrie Lobby) vormacht.

  2. Die Stadt Alsfeld bzw. das Umweltamt hätte diese Firma öfters kontrollieren bzw. für das BGS Gelände gar keine Erlaubnis erteilen dürfen!!! Aber da wird jetzt bestimmt ein Schuldiger für gesucht, aber wer darf es wieder bezahlen??? WIR!!!!!!

  3. Wenn bei meine PKW eine kleine Birne nicht leuchtet, bekomme ich keinen TÜV.
    Wie bekommen die LKW´s dieser Firma TÜV???

  4. Wie kann es sein, dass in jeder Firma Altöl und Dieselvorräte über Auffangwanne n gelagert werden müssen, und die können am BGS Gelände treiben was sie wollen?

  5. Am 04.12.2017 gab es bereits einen Einsatz der Alsfelder Feuerwehr wegen Öl im gleichen Gebiet.
    Ist das Zufall ?
    Laut Medien sollte dort bereits die Polizei ermitteln – was ist bei den Ermittlungen vom 04.12. herausgekommen?

    Schaut man sich das Firmengeflecht der Verursacher an: Ohje! Da wird die Schadensregulierung interessant.

  6. @Bewohner: Was soll denn das mit der „ansässigen Firma“? Wollen Sie hier Kriminelle in Schutz nehmen? Ich ergänze es mal: Eine ansässige Firma, die keine Steuern zahlt und einen derartigen Schaden evtl. vorsätzlich oder grob fahrlässig produziert- Eine ansässige Firma, die vermutlich nun wieder einmal in Konkurs gehen wird (wie schon so oft) und mit anderen vorgeschobenen Gesellschaftern/Geschäftsführern wieder auftaucht. Und dreimal dürfen Sie raten, wer die Zeche für diese Sauerei bezahlt? Kleiner Tipp: Vom Verursacher- Clan niemand. Es wird schon Gründe geben, warum dieser Schlamperladen keine öffentlichen Aufträge mehr bekommt. Also was hat Alsfeld von solch einer Firma für einen Nutzen?

  7. Mich würde mal Interessieren ob die Firma – als am Freitagmorgen das offene Ventil entdeckt wurde – umgehend die Feuerwehr/Behörden informiert hat oder noch versucht hat den Ölaustritt zu vertuschen.
    Wer hat am Freitagmorgen die Feuerwehr verständigt?
    Das geht aus den verfügbaren Berichten nicht hervor.
    Bitte mal Recherchieren und Nachberichten!

  8. Ja, ja Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, dann wird großes Geschrei gehalten.
    Das nutzt uns aber wenig.
    Mir geht bei der Bekämpfung dieser Schadenslage die Frage durch den Kopf, wo ist ein bestimmtes Gerät zur Ölschadensbekämpfung abgeblieben?

    In den 70er Jahren hatten wir hier in Alsfeld und auch schon den 60er Jahren einige größere Unfälle mit Öl der verschiedensten Zusammensetzung. Darum schaffte die Feuerwehr damals einen Öl-Sanimat an. Mit diesem Gerät konnte das Öl-Wasser Gemisch abgesaugt wrden und das Öl in separate Behälter zur Entsorgung gepumpt werden. Wo ist dies Gerät abgeblieben und was ist daraus geworden. Nun mussten die braven Feuerwehrleute in stundenlangen Einsatz in mühevoller Arbeit Ölsperren einrichten und Bindemittel per Hand auf die Flüssigkeiten aufbringen, Um es dann wieder abzuschöpfen und es entsorgen.

    Noch eines möchte ich zu diesen Dingen sagen. Es werden zu wenig Kontrollen sowohl im vorbeugenden Brandschutz, als auch wie in diesem Fall, Umweltverschmutzung durch die Aufsichtsbehörde für die Allgemeine Gefahrenabwehr bei der Kreisverwaltung durchgeführt.
    Hier sollte man mehr Geld investieren und ausgebildete Fachleute einstellen, die diese Aufgaben in regelmäßigen Abständen durchführen. Aber wie in einem anderen Fall ist von dieser Behörde geschlampt worden. Und die Steuerzahler dürfen die Suppe auslöffeln.
    Wenn ich höre, von den Mitarbeitern der Unteren Wasserbehörde hat noch keiner eine solche Schadenslage erlebt, dann frage ich, was haben diese Leute eigentlich schon erlebt und wie Alt sind diese?
    Die Alten werden ja nicht gefragt, die schiebt man auf das Abstellgleis und hält sie für unwissend.
    Diese Alten könnte manche wertvolle Information oder Anregung geben.

  9. Wie sich der Bürgermeister hier über eine ansässige Firma äußert ist erschreckend und ich kann den Vertretern der hier in Rede stehenden Firma meinerseits nur raten zu prüfen ob er solche Aussagen überhaupt treffen darf?! Alles können die ja auch nicht falschgemacht haben?! Durch Die eventuelle Unachtsamkeit eines einzelnen eine Firma und deren Vertreter so polemisch zu anzugehen, na ja einfach zeigt einfach meiner Meinung nach Unprofessionalität . Bürgermeister Daumen hoch!!!

  10. Das Altöl in die Kanalisation gelangt ist verschulden der Firma.
    Dafür, dass dieses Öl dann aus der Kanalisation in den Krebsbach gelangt, kann die Firma aber mMn nichts. Da muss der Schuldige woanders gesucht werden.

  11. Einfach unfassbar. Da ist das letzte, was wir hier im Vogelsberg haben, Ruhe und Natur. Und natürlich noch die A5 und jetzt auch Glasfaser ;-)

    Und da kann es einfach überhaupt nicht sein, dass so etwas passiert. Der Verantwortliche gehört für den Schaden persönlich in Rechenschaft gezogen, unzwar finanziell und strafrechtlich.

  12. Genau das was ich befürchtet habe.
    Altöl-Verschmutzung: Ausmaß größer als zunächst vermutet
    Es wird erst mal schöngeredet. Siehe mein Kommentar an anderer Stelle.
    Ein Herr Dr. Wolfgang Dennhöfer, ach gibt es den auch noch? Ein Bgm. der so tut als ob, ein Herr Dr. Wolfgang Dennhöferer der wach geworden „wurde“, eine Firma die so recht nie durchschaubar war. Diese Empörung kotzt einen an. Und die Diskussion der CDU und UWA Lkws in die Stadt zu holen wegen ein paar „Heller“ knüpft dem an. Umwelt ,Bürger, Dreck,Lärm, Umweltverschmutzung wird nur im nach hinein verurteilt auf Kosten der Bürger die Steuern zahlen. Diese Firma ist jetzt pleite und die Alsfelder Steuerzahler zahlen. Jetzt die Frage an die gesamte Politik von Stadt bis Bund wer ist immer der dumme? Der dem man was nehmen kann,nämlich dem der Deutschland groß gemacht hat und Steuern zahlt. Wann fängt die Steuertabelle an?

  13. Als ich den Namen der Firma erfuhr,
    wundert es mich im Nachhinein nicht, daß nicht schon früher etwas passiert ist!

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