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Der Pomologe Alfred Oehler verrät sein Lieblingsrezept und noch einiges mehrAm besten scharf gebacken auf Brotteig

HOMBERG (ol). Am 22. Oktober ist es wieder so weit: Unter dem Motto „Apfel-Fest & flüssig“ findet das Homberger Stadtfest statt und natürlich wird das beliebte Obst eine wichtige Rolle spielen. Mit dabei sei auch in diesem Jahr wieder ein Pomologe, der mitgebrachte Äpfel der Gäste klassifiziert.

Alfred Oehler sei sein Name und er kommt dazu extra aus Weimar bei Marburg in die Ohmstadt. Nicht zum ersten Mal, wie in einer Pressemeldung bekannt gegeben wurde. Doch was genau ist eigentlich ein Pomologe? Wie wird man einer? Und warum ist das, was er macht, so wichtig? Dazu und zu vielem mehr gab Oehler die Antworten in einem Interview.

Interview mit Alfred Oehler:

Herr Oehler, Sie sind Pomologe – Apfelexperte also. Braucht man dazu eine gewisse Ausbildung und wenn ja, wo bekommt man sie?

Neben der Erfahrung, die man über Jahre sammelt, kann man beim Pomologen-Verein e.V. Sortenbestimmungsseminare besuchen und zum Apfelexperten werden.

Pomologie ist ja eigentlich die Kunde von den Obstbäumen insgesamt. Kennen Sie sich bei anderen Obstsorten auch so gut aus wie bei Äpfeln?

Meinen Schwerpunkt habe ich auf die Bestimmung von Äpfeln gelegt, ich habe aber auch Kenntnisse in der Birnensortenbestimmung.

Wie viele Apfelsorten gibt es denn insgesamt und wie viele gibt es bei uns in der Region?

Bezüglich der Apfelsorten ist man sich nicht ganz einig, man spricht von etwa 2600 Sorten, regional sind es etwa 140 Sorten.

Wie stellen Sie fest, zu welcher Apfelsorte ein mitgebrachtes Stück gehört?

Für mich sind folgende Merkmale zu prüfen: Kelch, Blüte, Stiel und Stielgrube. Dazu sind folgende Fragen wichtig für die Bestimmung: Welche Form hat der Apfel, wie ist die Schale beschaffen, ist das Fruchtfleisch fest oder weich, wie schmeckt und riecht der Apfel? Wie ist das Kerngehäuse beschaffen, wie sehen die Kerne aus? Wie ist die Haltbarkeit und wann ist die Reifezeit?

In Aktion mit viel Wissen und jeder Menge Spaß: Pomologe Alfred Oehler. Fotos: Gewerbeverein Homberg/Ohm

Warum ist es wichtig, zu wissen, welche Apfelsorte man hat?

Wenn man feststellt, dass es sich um eine sehr alte Sorte handelt, die unter Umständen schon vom Aussterben bedroht ist, kann man hier einmalige Gene für Neuzüchtungen vererben, indem man den Baum beispielsweise mit anderen Sorten kreuzt. Ebenso hilft es, den Apfel für den optimalen Genuss einzuordnen: Handelt es sich um einen Mostapfel? Ist er eher geeignet zum Backen? Kann man ihn gut über den Winter lagern? Wogegen ist er anfällig und wie sollte er gepflegt werden?

Wissen Sie dann auch, für was sich welche Äpfel besonders gut eignen? Also, beispielsweise für Kuchen oder Apfelbrei?

Ja, die Sorte ist hier wirklich wichtig, denn viele Äpfel bleiben beim Backen oder Kochen zu hart und eignen sich dann nicht zur Verarbeitung. Für Apfelbrei und zum Backen kann ich die Sorten Kaiser Alexander, Jakob Lebel, den Heuchelheimer Schneeapfel, Kaiser Wilhelm, den London Peppin und den Boskop empfehlen.

Was ist dran an dem bekannten Spruch „An apple a day keeps the doctor away“? Warum sind Äpfel gesund und können sie auch ganz speziell zur Heilung von etwas eingesetzt werden?

Dem Spruch stimme ich zu und ich kann sagen, dass ich in den vielen Jahren, die ich mich mit Äpfeln beschäftige, beste Erfahrungen mit Äpfeln gemacht habe. Äpfel fördern die Verdauung, sie enthalten Vitamine und Spurenelemente, sie dienen absolut einer gesunden Ernährung und geben dem Körper viel Gutes mit auf den Weg. Ebenso sagt man den Äpfeln nach, dass sie appetitanregend sein können. Ein geriebener Apfel hilft bei Magen-Darm-Problemen, da er die Apfelpektine enthält.

Wurde Ihnen auch schon mal eine ganz seltene oder alte Apfelsorte zum Einordnen gebracht?

Ja, auch sehr seltene Sorten wie den Königlichen Kurzstiel, den roten Herbstkalvill und den Winterkalvill durfte ich schon bestimmten und es ist schön, dass es sie noch gibt.

Wir sind es ja gewohnt, immer alles frisch und schön zu kaufen. Wenn man seine heimischen Äpfel erntet und sie so lange wie möglich lagern will, wie geht das am besten und wie lange halten sie sich eigentlich dann?

Äpfel lieben es kühl aber feucht: Optimal sind 3 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Ich lagere sie gern auf altem Zeitungspapier. Natürlich hängt die Einlagerungszeit auch wieder von der Sorte ab. Der Rheinische Bohnapfel beispielsweis hält sich gut gelagert sogar bis zum Juli des Folgejahres.

Was ist Ihre Lieblingssorte und welches Apfelrezept mögen Sie am liebsten?

Meine Favoriten sind der Cox Orange und der Weiße Winterkalvill! Und mein Lieblingsrezept verrate ich Ihnen gerne: Ein Brotteig mit aufgelegten Apfelschnitzen scharf gebacken im Ofen, wie zu Großmutters Zeiten, ist eine Köstlichkeit. Probieren Sie es selbst einmal.

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