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INTERVIEW: Enrique Levin geht für die deutsche Nationalmannschaft an den StartHomberger Segelflieger greift nach dem Titel

HOMBERG/OHM (ol). Ende Juli beginnen die Junioren-Weltmeisterschaften im Segelfliegen in Litauen. 70 Piloten aus 15 Nationen messen sich bis zum 12. August in der Club- und der Standardklasse – und einer davon ist der 24-jährige Homberger Enrique Levin vom Luftsportverein Homberg Ohm.

Für einige junge Segelflieger des Deutschen Aero Clubs (DAeC) geht es bald nach Litauen: Am 29. Juli beginnen in Pociūnai die Junioren-Weltmeisterschaften im Segelfliegen – die „10. FAI Junior World Gliding Championships“. Das teilte der Club in einer Pressemitteilung mit.

Deutschland geht mit sechs Spitzensportlern in den Wettkampf. Einer von ihnen ist Enrique Levin. Der 24-Jährige startet in der Standardklasse. Zu seinen größten Erfolgen zählt der dritte Platz bei der Deutschen Meisterschaft der Junioren im Jahr 2012, mit dem der er sich für die Junioren-Nationalmannschaft und seine erste Junioren-WM qualifizieren konnte. 2016 gewann er mit seinem Vereins- und Nationalmannschaftskameraden Simon Briel den Pribina Cup in Nitra in der Slowakei.

Das Segelfliegen bereits im Blut: Interview mit Enrique Levin

Enrique, wie lässt sich die Teilnahme an der WM mit dem Alltag vereinbaren? Was machst du, wenn du nicht fliegst?

Ich bin Student der Elektrotechnik an der TU Darmstadt. Trotz des viel kritisierten Bachelor-Master-Systems haben wir sehr viele Freiräume und können unser Studium weitgehend selbst gestalten. Diese Freiräume nutze ich im Sommer sehr konsequent fürs Segelfliegen.

Wie bist du zur Fliegerei gekommen?

Ich stamme aus einer Fliegerfamile. Mein Großvater väterlicherseits war passionierter Modellflieger, mein Großvater mütterlicherseits war schon immer flugbegeistert und hat mit Beginn seines Ruhestandes mit dem Segelflug begonnen. Mein Vater fliegt seit seinem 14. Lebensjahr und auch mein Bruder ist begeisterter Segelflieger. So habe ich meine Kindheit auf Flugplätzen verbracht und mit 14 Jahren mit dem Segelfliegen begonnen.

Enrique Levin: „Es sind die Eindrücke, die das Segelfliegen ein Leben lang interessant halten“. Foto: Deutscher Aero Club

Was liebst du am Fliegen?

Es ist die unglaubliche Vielseitigkeit unseres Sports, die ich liebe. Die Spannweite reicht von echten Luftrennen bis zum Entdecken von höchst komplexen Wetterphänomenen in beeindruckenden Landschaften. Zum Beispiel hatte ich das Privileg, einige Flüge über der Halbwüste Namibias zu bestreiten. Dort, über der Abrisskante zur Namib-Wüste, kann man in 5000 Metern Höhe die schier unendliche Energie der Sonne nutzen, mit Geschwindigkeiten von über 200 km/h dahingleiten und die absolut unwirkliche Landschaft genießen. Das sind Eindrücke, die das Segelfliegen ein Leben lang interessant halten.

Was reizt dich am Wettbewerb?

Wettbewerbe sind eine sehr spezielle Form der Fliegerei. Wie in jeder Sportart zu beobachten, haben wir Menschen offenbar den Drang, uns zu messen – diesem Drang wird mit den zentralen Meisterschaften Rechnung getragen. Ich persönlich sehe Wettbewerbe als den einzigen Weg, sich fliegerisch weiterzuentwickeln: Wir fliegen alle die gleiche Aufgabe bei gleichen Ausgangsbedingungen, und es ist immer wieder erstaunlich, welche Flugwegvariationen und damit Schnittgeschwindigkeiten möglich sind. Man wird in diesem direkten Vergleich für jede Fehlentscheidung bestraft – man bestraft aber auch jeden anderen, der eine Fehleinschätzung vornimmt. Natürlich ist das umso interessanter, je hochkarätiger der Wettbewerb ist.

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