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SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod und SG Immichenhain/Ottrau testeten Deutschlands ersten Fußball-Tracker speziell für AmateurmannschaftenEin Tracker für Deutschlands Fußballamateure

ALSFELD (cdl). Selbstoptimierung und diverse Tracker sind in unserem Alltagsleben ein großer Trend. Zahlreiche Apps überwachen auf Wunsch die verschiedensten Aktivitäten und Armbänder geben sogar Rückschlüsse auf unseren Schlaf.

Im Leistungssport wie etwa bei Fußballprofis geht ohne moderne Trackingsysteme heute scheinbar gar nichts mehr. Selbst Amateurfußballer können seit Kurzem ihre Laufleistung, Anzahl der Sprints, Höchstgeschwindigkeit und vieles mehr tracken lassen.

Auf den ersten Blick war es ein ganz normales Testspiel in der Vorbereitung auf die Rückrunde zwischen der SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod und der SG Immichenhain/Ottrau am frühen Samstagabend auf dem Alsfelder Lindensportplatz. Den Zuschauern fiel nicht auf, dass etwas anders war. Für die Fußballer auf dem Platz war es aber ein besonderes Erlebnis. Alle Akteure trugen unter den Trikots einen Fitnesstracker, um ihre Leistungswerte zu ermitteln. SGAES-Abteilungsleiter Michael Lotz hatte die extra für den Amateursport entwickelten Geräte im Internet entdeckt und das Frankfurter Start-up-Unternehmen Tracktics eingeladen.

Thomas John vom Hersteller des Geräts hatte aus Frankfurt gleich zwei Koffer mitgebracht, um alle Spieler und Ersatzspieler mit einem Tracker auszustatten. Nach zwei Jahren Entwicklungszeit hat das Junge Unternehmen das Produkt seit Kurzem auf dem Markt. Seit etwa zehn Jahren werden im Profibereich immer intensiver Daten erfasst, um das Training für jeden einzelnen Spieler zu optimieren, erzählte John. „Die Idee ist eine einfache Plug-and-play-Lösung zu haben, womit man jedes Training und Spiel aufzeichnen kann. Wir wollen es kleinen Teams erleichtern, besser zu trainieren“, so John.

Tracker

32 Gramm wiegt der Fußball-Tracker und wird einfach in den dafür vorgesehenen Gürtel gesteckt. Foto: Tracktics

Fußball-Tracker darf laut DFB in allen Punktspielen eingesetzt werden

Am Produkt werde ständig weitergearbeitet und die Software immer weiterentwickelt. Daher freue man sich immer über Tipps und Anregungen von Spielern und Trainern, welche weiteren Features sie gerne hätten. Im Unternehmen arbeiten derzeit 18 Menschen und fünfzehn davon sind Programmierer. Sowohl mit einem Patent für die Hardware als auch einem Patent für die Software hat das Start-up seine Idee geschützt.

Seit Saisonbeginn hat der DFB erlaubt den Gürtel samt Tracker in Punktspielen einzusetzen, da keine Verletzungsgefahr besteht. Darüber habe sich das Start-up sehr gefreut, weil man so schnell damit nicht gerechnet habe. „Die komplette Auswertung eines Spielers erfordert auch die Wettkampfsituation, aber die Geräte sind für Spiele und Training gedacht“, so John. Bereits längere Erfahrungswerte mit den Trackern habe der Trainer des TS Ober-Roden Daniel Nister. Er beziehe ein Stück weit die Daten vom Freitagstraining für seine Ausstellung am Sonntag mit ein. Anhand der Spritzigkeit im Abschlusstraining vor dem Spiel würde er bewerten, ob er einen Spieler schonen müsse.

Das Video stammt aus dem Oktober 2016 – mittlerweile hat der TS Ober-Roden das System schon eine längere Zeit im Einsatz.

Es sei auch ein Ziel anhand der Daten das Verletzungsrisiko zu minimieren. Aber dafür brauche man eine große Datenbasis. John schätzt in etwa zwei Jahre regelmäßiges Tracking, damit man die Daten dafür verwenden kann. Allgemein gesagt müsse der Trainer die Daten auch lesen können und für sich entscheiden, welche Daten für ihn oder sein Team nützlich sind. „Wir wollen die Trainer, aber auf keinen Fall bevormunden“, so John. Man müsse so ehrlich sein und sagen, dass das System nicht für jeden Trainer etwas ist. „Wenn man es als Trainer nutzen will und kann und es zu seiner Spielphilosophie passt, kann das System ein großer Faktor sein“, ist John überzeugt.

Amateurtrainer interessieren sich mehr für die taktischen Mannschaftswerte

Für die Spieler sei das heute etwas Besonderes. Denn sie könnten sich im Nachhinein mit den Profis vergleichen. Etwa die Laufdistanz werde im Vergleich zu den Profis keinen großen Unterschied ausmachen, berichtete John aus Erfahrung. Manchmal gebe es bei der Datenauswertung auch echte Überraschungen, was Trainer oder Spieler selbst so nicht erwartet hätten. Die Faszination am Fußball mache aber weitaus mehr aus. Der Sport sei so komplex und es komme Technik und Antizipation hinzu, um nur einige weitere Faktoren zu nennen. Aber die körperliche Fitness sei ein wichtiger Faktor von vielen und da könne das System für ein besseres Training äußerst hilfreich sein.

Es wurde bei dem Test darauf verzichtet, die richtigen Positionen der Spieler einzupflegen.

SAGES-Trainer Roland Mohr findet es ebenso eine „schöne Sache für die Spieler“, damit sie ihre Werte mit den Profis vergleichen können. Im Amateurbereich sei es jedoch wichtiger die Spieler bei Laune zu halten und bei nur zwei Trainingseinheiten in der Woche, schätzt er den Nutzen des Systems noch als gering ein. Interessant findet er den Tracker aber für die Taktik des Teams. Im Nachhinein zu sehen, wie die Mannschaft verschoben habe, sei für ihn spannend. Stand sie eng zusammen, haben alle Spieler bei der Defensivarbeit mitgemacht und das Spielfeld eng gemacht, das würden die Daten nach dem Spiel zeigen.

Auf Nachfrage bei A-Lizenz Trainer Günther Stiebig, der solche Systeme beispielsweise aus Nachwuchsleistungszentren kennt, ist Ähnliches zu hören. Für die Spieler in den unteren Klassen superinteressant, um sich untereinander und mit den Profis zu vergleichen. Trainingseinheiten zu erfassen sei nicht nachteilig, wenn dann daraus ein entsprechend anderes Training erfolge. Das sei bei lediglich zwei Einheiten in der Woche aber sehr schwierig. „In Amateurklassen sollte der Fokus mehr auf dem technischen und taktischen Bereich liegen“, so Stiebig.

Das Video zeigt ein Paar Möglichkeiten des Fußball-Trackers

Zum Vergleich die Spielaktivität von SGAES-Verteidiger Jannik Mohr

 

 

8 Gedanken zu “Ein Tracker für Deutschlands Fußballamateure

  1. Naja, bei den künftigen Zuschauerzahlen wirklich geschenkt.

    Die Frage ist viel mehr: wie groß baut man die Altenburg-Arena nun? Gleich im Bundesliga-Format oder erst nochmal ein Zwischenschritt?

  2. Sauber, 15 Tracker (für eine Mannschaft) kosten in der Teambox 3.378,00 €.
    Geschenkt! ;-)

  3. Lotz scheint ’ne Menge Zeit zu haben …
    Was kostet das Ganze denn bei Kauf von 11-15 Trackern für Amateur-Vereine außerhalb dieses Tests?

    1. Link zur Hersteller Homepage, ist im Artikel. Da gibt es ausführliche Informationen.

  4. Die Frage ist doch,welcher Amateur Verein kann sich so was leisten? Ich gehe mal davon aus,das es kein billiges Spielzeug ist!

  5. Wahrscheinlich kann man auch feststellen wie lang es gedauert hat die obligatorische Kiste Bier nach dem Spiel getrunken hat.

  6. Damit ist ja dann ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Bundesliga auf der Altenburg geschafft ;-)

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