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Bis zum kommenden Jahr muss ein geeigneter Nachfolger gefunden werdenLiederbacher Feuerwehr droht die Schließung

LIEDERBACH (ol). Um den Fortbestand der Einsatzabteilung drehte sich am Freitagabend die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr im Alsfelder Ortsteil Liederbach. Wenn sich bis zum nächsten Jahr kein qualifizierter Nachfolger für den dann 57-jährigen Wehrführer Andreas Riffer findet, droht die Schließung des Liederbacher Feuerwehrstandortes der Stadt Alsfeld.

Vizestadtbrandinspektor Carsten Schmidt machte der Versammlung deutlich: „Ihr habt die Sache in der Hand. Wollt ihr eine Feuerwehr im Dorf, dann müsst ihr etwas dafür tun“. Um den Standort zu sichern, sind laut seinen Angaben zum einen ein Wehrführer mit der geforderten Ausbildung, aber auch mehr aktive Feuerwehrleute nötig.

Der Vereinsvorsitzende und Wehrführer Andreas Riffer sprach in seinem Jahresbericht von einem sehr aktiven Jahr für die Feuerwehr. Er ließ die Erlebnisse aus Sicht des Vereins und der Einsatzabteilung Revue passieren. Er sendete einen Aufruf an die Liederbacher, sich in der Feuerwehr zu engagieren. Derzeit zählt der Feuerwehrverein 135 Mitglieder, in der Einsatzabteilung befinden sich fünfzehn Kräfte. Während die Jugendfeuerwehr keine Mitglieder mehr zählt, befinden sich in der Ehren- und Altersabteilung 47 Mitglieder.

Die aktiven Feuerwehrleute trafen sich im vergangenen Jahr zu acht Übungsdiensten und achtzehn Unterrichten, hinzu kamen weitere Sonderausbildungen. Im Hinblick auf die drei Einsätze im vergangenen Jahr hob Riffer eine Tragehilfe für den Rettungsdienst in Oberrod hervor. Weitere Alarme waren eine technische Hilfeleistung sowie ein Fehlalarm. Im vergangenen Jahr leisteten die Frauen und Männer der Feuerwehr Liederbach insgesamt 1.639 ehrenamtliche Stunden, darunter 514 Stunden für Übungen und 38 Stunden für Einsätze. Die Gerätewartung erforderte 25 Stunden und wurde von Jan Rohrmann mit Unterstützung von Guido Fels durchgeführt. Wie der Wehrführer mitteilte, hält der Feuerwehrverein das Gerätehaus in Schuss. Die Stadt Alsfeld müsse nur für die Stromkosten aufkommen, da das Gebäude weder Heizung noch einen Wasseranschluss hat. Von Anfang November bis zum 22. Dezember 2016 war die Einsatzabteilung ohne Tragkraftspritzenfahrzeug. „In Hattendorf hatte das Einsatzfahrzeug einen Motorschaden erlitten, sodass unser Fahrzeug abgezogen wurde“, schilderte Wehrführer Riffer.

Veranstaltungen, Ausflüge und Ehrungen

Im Hinblick auf die Vereinstätigkeit resümierte der Vorsitzende die freundschaftlichen Besuche der Partnerfeuerwehren aus der Heide und Eschborn sowie das freundschaftliche Verhältnis unter den Liederbacher Vereinen. Zu den Veranstaltungen des Feuerwehrvereins gehörten im vergangenen Jahr ein Sonnenwendfeuer, ein Tagesausflug an den Edersee und eine Weihnachtsfeier. Am Liederbacher Weihnachtsmarkt sowie am lebendigen Adventskalender des Ortes beteiligten sich die Feuerwehrleute.

Für die Ehren- und Altersabteilung berichtete Ernst Peter Walter von einem Ausflug mit dem Frauenkreis der Kirchengemeinde, dieser führte unter anderem zu einem Energieerzeuger bei Hungen sowie zum Wasserwerk Inheiden. Mit 30 Teilnehmern fand im Dezember das adventliche Beisammensein der Ehren- und Altersabteilung auf der Pfefferhöhe statt. Die Stammtische der Abteilung fanden regelmäßig statt. Rechner Artur Schnitzer teilte in seinem Kassenbericht mit, dass der Feuerwehrverein die Einsatzabteilung mit über 300 Euro unterstützte. Neben Kay Rogalla und Julia Burg, wurde Lukas Henke zum Kassenprüfer gewählt.

Einige Ehrungen wurden auf der Jahreshauptversammlung  durchgeführt, Herbert Roth erhielt für 25-jährige Mitgliedschaft die silberne Ehrennadel des Vereins. Herbert Herbst und Wilfried Rapp wurden für ihre 40-jährige Mitgliedschaft mit Urkunden geehrt. Eine Urkunde für 60-jährige Mitgliedschaft erhielt Erich Kister. Zwei Beförderungen konnte Vizestadtbrandinspektor Carsten Schmidt mit Stadtrat Matthias Köhl vornehmen. So wurde Marius Greil zum Feuerwehrmann befördert, die Beförderung zur Feuerwehrfrauanwärterin erhielt Celine Eilts. Die bronzene Ehrennadel des Vereins wurde bereits im Vorjahr an den ehemaligen Vereinswirt Ulrich Roth verliehen.

Grußworte von Stadtrat Matthias Köhl und Carsten Schmidt

Stadtrat Matthias Köhl dankte in seinem Grußwort für das ehrenamtliche Engagement der Liederbacher Feuerwehrleute und trat dem Feuerwehrverein im Rahmen des Jahreshauptversammlung als förderndes Mitglied bei. „Über 1.000 Stunden ehrenamtliche Tätigkeit sprechen für sich“, so Köhl. Er drückte den aktiven Feuerwehrleuten für die Findung eines neuen Wehrführers die Daumen. Vizestadtbrandinspektor Carsten Schmidt reflektierte in seinem Grußwort das Feuerwehrgeschehen im vergangenen Jahr auf Stadtebene. Derzeit zählen die Alsfelder Einsatzabteilungen 353 Kräfte, die Jugendfeuerwehren 55 Mädchen und Jungen, die Kinderfeuerwehren 40 Mitglieder, die show and brass band 54 Musiker und die Feuerwehrvereine über 2.000 Mitglieder. Insgesamt 229 Mal schrillte der Alarm für die Frauen und Männer der städtischen Feuerwehr und führte zu über 3.000 ehrenamtlichen Einsatzstunden.

Dass die Feuerwehrleute mit durchaus dramatischen Szenarien konfrontiert werden, zeigte sich laut Schmidt im Vorjahr bei zwei tödlichen Verkehrsunfällen sowie einem Brand mit zwei Toten. Im Hinblick auf die neue Feuerwache teilte er mit, dass diese kurz vor der Fertigstellung steht. Die ersten Umzüge von Teilbereichen könnten schon in wenigen Wochen stattfinden. Offiziell eingeweiht werden soll die Wache am 27. August mit einem Tag der offenen Tür sowie dem Landesentscheid der Hessischen Jugendfeuerwehr mit rund 1.200 Jugendlichen.

Im Hinblick auf den kurzzeitigen Abzug des Tragkraftspritzenfahrzeuges aus Liederbach nach Hattendorf informierte Schmidt, dass dies kein böser Wille war, sondern eine einsatztaktische Grundlage hatte. „Es geht um das Gesamtbild Alsfeld mit all seinen Ortsteilen“, so der Vizestadtbrandinspektor. Die Stadt verfüge über keine Reservefahrzeuge und in Hattendorf hätten zu diesem Zeitpunkt mehr Feuerwehrleute und insbesondere Atemschutzgeräteträger zur Verfügung gestanden.

Grußworte vom Ortsvorsteher Ralph Linker  und Dominik Zutz

Ortsvorsteher Ralph Linker dankte in seinem Grußwort ausdrücklich für das Engagement der Feuerwehrleute. „Ihr opfert Eure Freizeit für die Sicherheit der Anderen“, so Linker. Er hob hervor, dass die Liederbacher Feuerwehrleute nachts zum Helfen aufstehen und am nächsten Tag trotzdem noch normal arbeiten gehen. „Vieles wird als selbstverständlich erachtet und bekommt nicht die Anerkennung, die es verdient“, so der Ortsvorsteher. Ihm lag der Fortbestand der Einsatzabteilung sichtlich am Herzen: „Die Feuerwehr ist eine wichtige Säule im Dorf“.

Dominik Zutz, der Vorsitzende des Liederbacher Turn- und Sportvereins, sprach in seinem Grußwort von einem ständig guten Verhältnis der Vereine. Er machte sich jedoch große Sorgen um den Fortbestand der Feuerwehr. „Wenn die Einsatzabteilung wegbricht, könnte auch der Verein auseinanderbrechen“, so Zutz. Aus seiner Sicht ist die Feuerwehr ein dörflicher Bestandteil. Dorfgemeinschaftsvereinsvorsitzender Ernst Peter Walter hob in einem Grußwort hervor, dass das Dorfgemeinschaftshaus allen Vereinen ein Zuhause bietet. Im nächsten Jahr soll die Decke des großen Saales renoviert werden, dafür werden schon jetzt Spenden gesucht.

Das diesjährige Sonnenwendfeuer der Liederbacher Feuerwehrleute findet am 23. Juni statt.

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