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INTERVIEW: Mit Lampenwelt Geschäftsführer Andreas Rebmann und dem Schlitzer Bürgermeister Hans-Jürgen Schäfer„Ein Bekenntnis zum Standort“

SCHLITZ (ol). In einem Interview sprachen Lampenwelt‐Geschäftsführer Andreas Rebmann und der Schlitzer Bürgermeister Hans‐Jürgen Schäfer über den Erweiterungsbau des Logistikzentrums der Lampenwelt und die Bedeutung für den Standort in Schlitz.

Neben den bekannten Rahmendaten über die Erweiterung des Logistikzentrums gab Rebmann Einblicke in die Logistik des Unternehmens und Bürgermeister Schäfer bekräftigte die Wichtigkeit des Unternehmens für das Schlitzerland.

Herr Rebmann, wann fiel die Entscheidung für den Bau eines neuen Logistikzentrums und aus welchen Gründen?

Aufgrund unseres starken Wachstums und zu geringer Lagerkapazitäten haben wir im Jahr 2015 entschieden, in einen zweiten Bauabschnitt unseres Logistikzentrums in Fraurombach zu investieren. Wir hatten den ersten Bauabschnitt erst im Jahr 2012 in Betrieb genommen. Von Anfang an hatten wir einen möglichen Bauabschnitt II bei den Planungen berücksichtigt.

Herr Bürgermeister, inwieweit hat die Stadt Schlitz die Lampenwelt in den Bauvorhaben unterstützt?

Die Stadt Schlitz hat unkompliziert und schnell die baurechtlichen Voraussetzungen für die Bauvorhaben von Lampenwelt geschaffen. Durch vorausschauende Grundstückspolitik konnte der Firma preiswertes Gelände anboten werden. Schließlich wurde die Erschließung sichergestellt.

Rebmann (ergänzt): Der Bürgermeister war von Anfang an in unser Vorhaben involviert. Das Stadtparlament hat uns parteiübergreifend Rückendeckung gegeben, wofür wir dankbar sind.

Herr Bürgermeister, was bedeutet das Bauvorhaben der Lampenwelt für die Stadt Schlitz?

Die Entscheidung, in Schlitz weiter investieren und bauen zu wollen, ist ein Bekenntnis zum Standort und damit eine Standortsicherung. Die Bauvorhaben an sich sind schließlich auch bedeutende Aufträge für die Bauwirtschaft.

Herr Rebmann, stand für Ihr Unternehmen jemals ein anderer Zentrallager‐Standort als Schlitz zur Diskussion?

Für den Erfolg unseres Unternehmens ist die Mannschaft hier vor Ort verantwortlich. Es gab daher keinen Anlass, den Standort in Frage zu stellen.

Welche Ziele haben Sie sich mit dem neuen Logistikzentrum gesetzt?

Wir betreiben derzeit unsere Logistik von fünf Standorten aus. Das ist bei unserem Wachstum auf Dauer eine große Belastung. Wir werden daher unsere Warenbestände an einem Standort bündeln. Unser Ziel ist es, Prozesse weiter zu optimieren und die Voraussetzungen für weiteres Wachstum zu schaffen.

Wie hoch ist das Investitionsvolumen?

Mit unseren Bauvorhaben in der Logistik werden wir etwa zehn Millionen Euro investieren.

Welche Auswirkung wird diese Investition auf Ihr laufendes Geschäft haben?

Natürlich ist so ein Bauprojekt eine finanzielle Belastung für ein Unternehmen. Wir sind aber davon überzeugt, dass sich der Aufwand lohnt und sind so aufgestellt, dass die Investition keinerlei Auswirkungen auf unsere unternehmerische Flexibilität haben wird.

Herr Bürgermeister, was bedeutet ein Bauvorhaben in der Größenordnung von Lampenwelt für die Infrastruktur im eher ländlichen Raum? Wie profitiert die Bevölkerung, die hier lebt davon?

Die Bevölkerung profitiert von den Arbeitsplätzen, der Wohnungsnachfrage und dem Konsum. Und ich verrate sicherlich kein Steuergeheimnis, wenn ich sage, dass Lampenwelt ein guter und zuverlässiger Steuerzahler ist, wovon letztendlich über den städtischen Haushalt die Allgemeinheit profitiert.

Welche Rolle spielt ein Unternehmen wie Lampenwelt für die Stadt Schlitz?

Lampenwelt ist mittlerweile einer der größten Arbeitgeber in unserer Stadt. Es werden moderne, interessante Arbeitsplätze angeboten, die insbesondere für junge Fachleute attraktiv sind. Standort eines europaweit arbeitenden Unternehmens zu sein, ist für eine kleine Stadt schon etwas Besonderes und macht Schlitz auch bekannt und interessant.

Herr Rebmann, Stichwort Mitarbeiter: Wie viele neues Personal werden Sie im neuen Logistikzentrum 2017 beschäftigen? Welche Qualifikationen müssen diese mitbringen?

Durch unser geplantes Wachstum rechnen wir im Jahr 2017 mit 40 bis 50 neuen Arbeitsplätzen, die allerdings nicht nur in der Logistik, sondern auch in anderen Abteilungen entstehen werden. Daher sind wir schon heute auf der Suche nicht nur nach Fachkräften für die Logistik, sondern auch nach Online‐Marketing‐Experten, Industrie‐ und Bürokaufleuten, Informatikern und IT‐Projektleitern.

Nun zum Bau selbst: Welche technischen Daten hat das neue Logistikzentrum?

Rebmann: Die Fläche der Erweiterung beträgt 6.000 Quadratmeter, die sich vor allem auf eine Verschieberegal‐ und eine Fachbodenregalanlage aufteilt. Die Anzahl der Be‐ und Entladetore wird auf 20 Stück ausgebaut. Damit sind wir in der Lage, eine höhere Bevorratung unserer Warenbestände, eine bessere Verfügbarkeit und eine höhere Lieferfähigkeit der Produkte herzustellen.

Welche technische Innovation bringt das neue Logistikzentrum mit sich? Wie hoch wird der Automatisierungsgrad in der Bearbeitung von Aufträgen sein?

Mit dem neuen Logistikzentrum erhöhen wir in erster Linie unsere Lagerkapazität. Wir werden aber auch gewisse Prozesse vereinfachen und die Effizienz weiter steigern. Natürlich können wir auch einen gewissen Grad der Automatisierung in bestimmten Bereichen vorweisen. Zum Beispiel laufen Kundenbestellungen vom Bestelleingang im Onlineshop bis zum Versand in der Logistik vollautomatisiert durch die Systeme. Unser Geschäft unterliegt ansonsten großen saisonalen Schwankungen. Unflexible und starre Fördertechnik im Lager ist hier nicht hilfreich. Wir setzen daher stark auf unsere Fachkräfte, die unsere Prozesse je nach Auftragslage optimal aussteuern können.

Welche Veränderungen wird es in den Logistikprozessen geben?

Aktuell haben wir aufgrund der zu geringen Lagerkapazität die Herausforderung, Ware überhaupt einzulagern. Wir müssen derzeit den Platz dahingehend optimieren, nur teilweise gefüllte Lagerplätze mit Ware regelrecht zu „stopfen“. Mit der erweiterten Logistik werden hier wieder Ressourcen frei. Es wird zu einer „Verschlankung“ der Prozesse kommen.

Welche Volumen können Sie im neuen Logistikzentrum pro Tag abwickeln?

Für die Zukunft sind wir auf ein Volumen von 10.000 Paketen pro Tag ausgelegt. Damit haben wir erst einmal für eine gewisse Zeit vorgesorgt.

In Bad Hersfeld steht das Logistikzentrum vom Internet‐Gigant Amazon. Stellt das für Sie ein Problem dar? Oder umgekehrt ‐ können Sie vom Innovationsführer in Sachen Logistik lernen?

Sicherlich kann man immer etwas lernen; die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass man in Sachen Logistik und Supply Chain Management seinen eigenen Weg finden muss. Unsere gesamte Logistik ist speziell auf unser Geschäft als Nischenanbieter zugeschnitten. Mit unserer hochmodernen Technik versenden wir mehrere tausend Pakete täglich. Unsere Prozesse sind an unsere Sortimentsstruktur und ‐größe sowie an die Mengen und Verpackungen angepasst. Außerdem haben wir unsere Prozesse im Lager mit Fokus auf Kundenorientierung ausgerichtet, das ist wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie.

Welche Firmen sind am Bau beteiligt?

Mit der Planung ist das Architekturbüro Herbert aus Petersberg beauftragt. Der Generalunternehmer ist Habau Hoch‐ und Tiefbau aus Heringen/Helme in Thüringen.

Was sind die nächsten Schritte nach dem Spatenstich in dem Bauprojekt? Wann ist die Eröffnung geplant?

Nach dem ersten Spatenstich wird natürlich erst einmal mit den Erd‐ und Fundamentarbeiten begonnen. Bezugsfertig soll das Lager im Spätsommer 2017 werden. Die Eröffnung ist also pünktlich zum Start des Saisongeschäfts 2017 geplant.

Lampenwelt ist auf Expansionskurs. Wie sehen Ihre Erwartungen für das Weihnachtsgeschäft 2016 aus? Wie wird voraussichtlich das Geschäftsjahr 2016 aussehen?

Wir hoffen, unser Umsatzwachstum im laufenden Geschäftsjahr um 20 bis 25 Prozent zu steigern. Die Vorzeichen stehen gut, jetzt muss nur noch das Saisongeschäft zum Jahresende nach Plan verlaufen. Das wäre ein großer Erfolg.

Herr Bürgermeister, eine abschließende Frage an Sie: Welche Rolle spielt Lampenwelt in Zukunft für die Stadt Schlitz?

Wir wünschen uns, dass Lampenwelt weiter wächst, investiert und neue zusätzliche Arbeitsplätze schafft. Wir werden Lampenwelt auf diesem Weg im Rahmen unserer Möglichkeiten fördernd begleiten. Wir werden dafür sorgen, dass neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Schlitz wohnen und leben können. Wenn Lampenwelt wächst, kann auch Schlitz wachsen und so die demografische Entwicklung umkehren. Wir wünschen deshalb nicht ganz uneigennützig Lampenwelt alles Gute und eine rasante Aufwärtsentwicklung.

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