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Wie haben die Bürgermeisterkandidaten in Romrod, Feldatal und Homberg die Sozialen Medien für ihren Wahlkampf genutzt?Wahlkampfinstrument Soziale Medien

VOGELSBERG (mb). Wie haben sich unsere Politiker während des Wahlkampfs in den Sozialen Medien präsentiert? Wer ist überhaupt auf den Plattformen vertreten und wie wurden diese genutzt? Michelle Bauer hat sich auf die Spurensuche begeben.

Gehen Jugendliche überhaupt noch wählen? Damit hat sich Luisa Stock gestern in ihrem Artikel „Die Wahrheit über die Jugend und die Wahl“ beschäftigt. Das Ergebnis: so wahlfaul sind die Jugendliche gar nicht, allerdings fehlt vielen der richtige Überblick. Junge Leute lesen oft keine Printmedien mehr, beschäftigen sich dafür aber immer mehr mit den Medien des Internets: Die sozialen Netzwerke, Facebook, Twitter, Snapchat oder Instagram, fast jeder Jugendliche benutzt wenigstens eins dieser Medien, ob nun zum Zeitvertreib oder, um Informationen zu sammeln. Aber nutzen denn auch die Vogelsberger Parteien diese Medien, um beim Internet-Publikum präsent zu sein?

Anhand der Internetauftritte der Homberger, Romröder und Feldataler Parteien und deren Bürgermeisterkandidaten sowie den Meinungsbildern der dort ansässigen Bürger, hat Oberhessen-live sich einen Überblick verschafft.

Romröder Parteien und Kandidaten zum größten Teil aktiv auf Facebook

Die Romröder Bürgermeisterkandidaten sind beide auf Facebook vertreten, allerdings scheint keiner der Politiker auf Twitter vertreten zu sein.  Amtsinhaberin Birgit Richtberg (CDU/FWG) verwaltet eine eigene Facebook-Seite. Hier berichtet sie über kommende Veranstaltungen und dokumentiert die vergangenen Wahlkampfauftritte mit Fotos. Diskussionen finden keine statt. Auch der Gegenkandidat Joachim Lubrich (SPD) verfügt über eine eigene Seite, diese ist allerdings nur mit den Information über seine Kandidatur gefüllt.

Die CDU/FWG unterrichtet ihre Mitleser in regelmäßigen Abständen über ihre Kandidaten und Aktionen und hat sie ebenfalls mit Fotos dokumentiert. Auch ein Video über das Wahlverfahren hat die Partei veröffentlicht. Auch die SPD Romrod hat über kommende Informationsveranstaltungen in Kenntnis gesetzt und ihren Kandidaten mit Kommentaren unterstützt. Auf keiner der Seiten findet allerdings eine Diskussion unter den „Likern“ statt.

Homberg (Ohm) setzt auf die persönliche Kommunikation

Von den drei Bürgermeisterkandidaten hat einzig Monika Krebühl (FW) ein Profil auf Facebook, auf dem sie allerdings keinen Wahlkampf betreibt. Die CDU verbeitet vor allem Informationen über ihre Listenkandidaten. Ein Homberger Bürger bemängelt, dass dies ohne Dialog geschehe. Die Kommunikation werde hier vor allem noch über die Printmedien und Leserbriefe geführt. Auch die SPD in Homberg betreibt eine eigene Facebook-Seite und unterstützt hierbei vor allem ihre Kandidatin Claudia Blum. Hierbei stößt man auch auf die eigene Internetseite der Kandidatin, die selbst nicht auf Facebook aktiv ist. Die Freien Wähler Homberg besitzen zwar eine eigene Facebook-Seite, sind allerdings seit Juni 2015 nicht mehr aktiv. Die FDP sucht man vergebens auf Facebook. Einen Twitter-Account scheint keine der Parteien zu führen.

Viele Homberger Bürger bestätigen, dass Facebook für den Wahlkampf nur eine Randerscheinung. In der Stadt setze man vor allem auf den persönlichen Dialog, was an gut besuchten Informationsveranstaltungen zu sehen gewesen sei. Ein Bürger behauptet sogar, dass sich die Listenkandidaten mit Anfang der Wahlperiode aus Facebook zurückgezogen hätten. Die Bürger in Homberg hätten sich in den letzten Jahren ein persönliches Bild über die Kandidaten und Parteien gemacht und auf Facebook wurde kein direkter Wahlkampf geführt.

Im Feldatal herrscht aktiver Wahlkampf über Facebook

Anders war es im Feldatal: Vor allem Amtsinhaber Dietmar Schlosser (FWG) und Gegenkandidat Peter Weiß (AUF) zeigten sich im sozialen Netzwerk aktiv. Der aktuelle Bürgermeister besitzt ein eigenes Facebook-Profil, auf dem er die Bürger in gelegentlichen Abständen über das aktuelle Geschehen im Feldatal informiert. Peter Weiß besitzt zwar selbst kein Profil oder eine Seite auf Facebook, allerdings hat seine Partei in regelmäßigen Abständen über den Wahlkampf des Kandidaten informiert: vor allemüber die vielen Besuche bei Feldataler Betrieben. Auch der Kandidat Michael Bierbach (parteilos, unterstützt von der CDU) besitzt ein Profil auf Facebook. Hier teilt er vor allem politische Beiträge, führt aber keinen aktiven Wahlkampf.

Die Freie Wählergemeinschaft in Feldatal informiert abwechselnd über ihre Listenkandidaten sowie die Wahlveranstaltungen ihres Bürgermeisterkandidaten. Auch werden kommende Aktionen mitgeteilt. Die Alternative Unabhängige Feldataler (AUF) berichtet auf ihrer Facebook-Seite mehrfach täglich über den Wahlkampf ihres Kandidaten sowie ihre Listenkandidaten. Auch die CDU informiert regelmäßig über ihre Listenkandidaten und zeigt ein Profil des von ihnen unterstützten Bürgermeisterkandidaten. Sie posten zudem auch Inhalte von anderen Seiten der CDU und führen weniger Wahlkampf innerhalb der Gemeinde. Die SPD besitzt keine Facebook-Seite. Auch die Feldataler Parteien twittern nicht.

Die Vorteile

In einem sind sich alle einig: vor allem, um die jungen Leute auf sich aufmerksam zu machen ist eine Präsenz auf Facebook und anderen sozialen Medien von großem Vorteil. Da viele junge Menschen immer weniger Zeitung lesen, ist es wichtig, zumindest seine Wahlveranstaltungen auf den Plattformen zu veröffentlichen und Besucher anzulocken. Viele sind der Meinung, dass man auch Flyer und Wahlbroschüren online veröffentlichen sollte, da viele Jüngere diese im Internet mehr wahrnehmen würden. Auch eine Vorstellung der eigenen Kandidaten könne von Vorteil sein.

Ein weiterer und unbestreitbarer Vorteil ist die schnelle und große Reichweite, die mit den sozialen Medien zu erreichen ist. Auch Menschen, die sich gerade im Urlaub befinden, können so die aktuellen Geschehnisse mitverfolgen. Der Bürgermeister on Tour? Ab auf die eigene Seite damit! Die Bürger noch einmal an die Wahlziele erinnern? Sofort posten und das ganz kostenfrei. Keine Wartezeiten und keine Abhängigkeit der regionalen Medien, ob und wann diese gelieferte Beiträge veröffentlichen werden. Allerdings sollte man auf diese nicht ganz verzichten, denn viele Wähler beziehen ihre Informationen immer noch aus diesen Formaten. Doch ein Wandel der Generation ist klar in Sicht, was sich auch an den Antworten der befragten Bürger verzeichnen lässt.

Die Vielseitigkeit des Internets und der sozialen Medien macht es möglich, dass Parteien und Kandidaten Fotos, Texte oder gar Videos auf ihren Seiten verbreiten können. Auch können die Texte individuell gestaltet werden und Länge und Inhalt können selbst bestimmt werden.

Posten und Diskutieren, ohne dass einem dabei direkt 400 Menschen zuhören und auf den Zahn fühlen können, kann für manch einen Kandidaten ein Vorteil sein. Er hat genügend Bedenkzeit für eine ausgefeilte Antwort, ohne unter Druck zu stehen.

Die Nachteile

Soziale Medien eigen sich gut zur Provokation. Damit bekommt man Likes, Kommentare oder Tweets. Doch gerade als Politiker sollte man sich darüber im Klaren sein, was man über Facebook oder anderen Medien verbreitet und nicht wild drauflos posten oder zwitschern. Darüber hinaus sollte man nie vergessen, seine Aussagen im Internet zu verifizieren. Ein weiterer Nachteil der Online-Kommunikation ist, dass das menschliche bei den sozialen Medien oft zu kurz kommt.

Auch sollte man auf die Frequenz seiner Posts achten: Zuviel könnte nerven, zu wenig hieße ja, dass man nichts tut. Die Sachen, die man postet sollten Struktur haben und ins Wahlprogramm passen, sonst könne man sich auch ganz schnell lächerlich machen und das geht im Internet bekanntlich blitzschnell. Unbedachte Aussagen können per Screenshot festgehalten und erneut verbreitet werden.

Für ältere Menschen sind die Sozialen Media bisher noch nicht zur Informationsplattform Nummer 1 geworden. So ist es für diese oft umständlich sich im System wiederzufinden oder erst einmal die verschiedenen Seiten der Parteien zu finden. Trotz allem lässt sich hier ein interessanter Umschwung feststellen: Viele ältere Menschen haben sich aufgrund des Wahlkampfes dazu entschlossen, einen Facebook-Account anzulegen. Das Internet geht eben an Niemandem spurlos vorbei und die Vorteile – und eventuell auch die Neugier – der sozialen Netzwerke wollen auch die älteren Generationen auskosten.

Ein Fazit

Die Aktivität hat also noch ganz anderen Effekte:  Ältere Menschen ziehen nach und wollen sich ebenfalls auf den sozialen Medien informieren. Trotz allem besitzt die Mehrheit der älteren Generation noch kein facebook & Co. und auf die Printmedien sollte nicht verzichtet werden. Viele sind der Meinung, dass die Aktivität in Sozialen Medien zwar durchaus förderlich sei, um die Werbetrommel zu rühren, allerdings würden Wahlkämpfe hierdurch noch nicht entschieden. Über soziale Medien erreicht man viele Menschen in kürzester Zeit und gerade für spontane Mitteilungen ist die Nutzung von zum Beispiel Facebook nicht mehr wegzudenken.

„Man sollte nicht vergessen, sich einen persönlichen Eindruck über die Personen zu machen“

Doch auf die persönliche Kommunikation möchten die wenigsten Bürger bisher verzichten: Wahlbroschüren, Wahlveranstaltungen oder Podiums- und persönliche Diskussionen können soziale Medien, zumindest bis jetzt, nicht ersetzen. Niemand sollte vergessen, sich ein persönliches Bild über Parteien und Bürgermeisterkandidaten zu machen, vor allem im ländlichen Raum, wo man meist noch die Möglichkeit dazu hat.

Das Medium Twitter wird für den lokalen Wahlkampf kaum genutzt. Allerdings ist gerade im bundesweiten Politikgeschehen eine hohe Zwitscherfreudigkeit zu beobachten, so im jüngsten Gefecht zwischen Peter Altmaier (CDU) und einem AFD-Anhänger.

Von Michelle Bauer

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