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Nachts kamen 74 Flüchtlinge, weitere 370 sollen kommen – Der Landrat warnt:„Auf Dauer kein Betrieb nur mit Ehrenamtlichen“

LAUTERBACH/ALSFELD  (aep). Es kamen nicht die angekündigten 100, sondern lediglich 74 Flüchtlinge in der Nacht zu Freitag an, und in der Nacht zu Sonntag sollen es noch einmal 370 werden – möglicherweise, aber genau weiß das jetzt niemand. Genauer erfahre auch er das erst in den Stunden zuvor – und dennoch müssen in den Aufnahmelagern in Lauterbach wie in Alsfeld Helferinnen und Helfer für die maximale Anzahl Ankömmlinge bereit stehen. Das zerrt an den Kräften, erklärte der Vogelsberger Landrat Manfred Görig am Freitagvormittag bei einem Pressegespräch: Das Land solle stärker helfen.

„Die Grenzen der Ehrenamtlichen sind nicht unendlich“, stellte Landrat Görig bei dem Pressegespräch fest, das über den Kreis hinaus bei Medienvertretern Interesse fand. Er werde sich deshalb jetzt an das Land wenden, um nach einer Übernahme der vier Vogelsberger Notaufnahmelager durch das Landesministerium zu fragen. Dadurch, so erläuterte Görig, werde der einigermaßen aufwendige Betrieb stärker professionalisiert und würden die ehrenamtlichen Kräfte entlastet. Das sei notwendig, „denn es ist ein große Anspannung, die die Ehrenamtlichen derzeit mitmachen!“ Angesichts dieser Lage habe er auch Anfragen aus Wiesbaden abgelehnt, weitere Plätze als die aktuell 1000 im Vogelsberg bereit zu stellen.

147 Flüchtlinge in Lauterbach, 56 in Alsfeld

Aktuell – das heißt mit Stand früher Freitagnachmittag – befinden sich 147 Flüchtlinge in Lauterbach, 56 in Alsfeld. Unter den 74 Ankömmlingen von der Nacht zuvor befinden sich auch 30 Kinder. Für ihre Betreuung haben sich in Alsfeld mehr als 100 freiwillige Helfer gemeldet, erklärt der Landrat, mehr als 70 seien es in Lauterbach.

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Zahlreiche Medienvertreter waren der Einladung ins Landratsamt gefolgt.

Zu diesen Freiwilligen kommen aber auch noch zahlreiche ehrenamtliche Helfer in den einschlägigen Organisationen THW, DRK, Feuerwehr und Bergwacht, die seit 14 Tagen gefragt sind und für ihre Einsätze von Arbeitsplätzen freigestellt werden müssen. „Das geht nicht unbegrenzt! Man kann die Einrichtungen nicht auf Dauer mit Ehrenamtlichen betreiben.“ In den Nächten, in denen Flüchtlinge kommen, sind es über 100 in den Einrichtungen, und auch ein normaler Tagesbetrieb müsse gewährleistet werden. Immerhin habe es inzwischen eine kleine Verstärkung gegeben: 20 Bundeswehrsoldaten sorgen für die Essensausgabe.

Dennoch: Zur Entlastung der ehrenamtlichen Helfer habe er bereits den Plan ausgearbeitet, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung für die Betreuung einzuspannen – über die Arbeit im leitenden Stab hinaus. Der alleine beanspruche alles in allem fast 100 Mitarbeiter, zumal die vielen Unwägbarkeiten jegliche Planung unterliefen.

„Aufgehört, über mehr als einen Tag hinaus zu planen“

„Ich habe aufgehört, über mehr als einen Tag hinaus zu planen“, erklärt Görig auf die Frage nach Plänen für die Flüchtlingsunterkünfte. Er sei selbst zu oft überrascht worden. Was der Kreis derzeit erlebe, so meinte der Kreis-Pressesprecher Erich Ruhl, sei ein direktes Spiegelbild der Weltpolitik: Die Tagesthemen-Bilder von Flüchtlingen an den Grenzen in Slowenien und Kroatien könnten Stunden darauf bereits Realität im Vogelsbergkreis werden – wie stark, das entscheide sich aber oft erst in Mannheim, da wo die Menschen aus dem Zug aus- und in Busse einsteigen.

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Erwartet neue Bewohner in der Nacht zu Sonntag: das Notaufnahmelager in Alsfeld.

Auch, wenn sich herausstellte, dass viele von ihnen direkt weiter reisen wollen, die Gesamtzahl größer erwartet wurde – des nachts sei zum Beispiel eine Familie in Lauterbach vom Bus gleich in ein wartendes Auto umgestiegen – und auch, wenn die große Anzahl Familien unter den Flüchtlingen die Anspannung etwas gesenkt, habe, sei es an der Zeit, dass das Land Hessen nun übernimmt, so das Credo des Landrats. Das könne dann nämlich mit dem Einsatz von mehr Unternehmen  für eine professionellere Betreuung sorgen.

Erst einmal allerdings hat Görig, der bislang keine Ankunft verpasste, am Wochenende den nächsten Nachtdienst vor sich: 370 Flüchtlinge sollen in Alsfeld und Lauterbach ankommen und untergebracht werden. „Da bin ich wieder dabei“, erklärt der Landrat als Stabschef. „Wenn man so etwas mit ehrenamtlichen Helfern macht, dann muss man sich da auch blicken lassen.“

2 Gedanken zu “„Auf Dauer kein Betrieb nur mit Ehrenamtlichen“

  1. Klaus Bauer;
    Sehr gute Idee, darauf würde einer von der regierenden Volksvertretern vermutlich nie kommen.

  2. Die Ehrenamtlichen könnten doch entlastet werden. Die Flüchtlinge haben ja genügend Zeit selber zu putzen und sich ihr Essen selbst zu bereiten. Dann hätten sie auch erst mal eine sinnvolle Aufgabe und unsere Steuergelder werden nicht so aus gegeben.

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