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Restaurierung des historischen Schmerofens in Kirtorf von Georg Jung abgeschlossenZum Denkmaltag wird wieder Teer gebrannt

KIRTORF (ol). „Holzteerofen, am Wege nach Ohmes“, so stand es im Baugesuch von Georg Jung vor 110 Jahren. Was der einst erbaute, und was die Zeit dann überholte, soll in Kirtorf bis zum Denkmaltag wieder aufleben: Ein funktionstüchtiger Schmerofen produziert Teer. Enthusiasten vom Heimatverein begannen damit im Frühjahr. Mit dem Verputzen des äußeren Ofens mit einer Lehmschicht beendeten die „Verputzer“ Reinhold Wolf und Jürgen Döring nun die Baumaßnahme „Schmerofen“ im Spitzengrund in Kirtorf

Ende März diesen Jahres begann der Heimatverein Kirtorf mit dem einmaligem Projekt. Ziel war es, bis zum Tag des offenen Denkmals am 13. September den vorhandenen Schmerofen funktionsfähig zu machen. Das Motto des Denkmaltages lautet in diesem Jahr „Handwerk, Technik, Industrie“ –  also passend zu dem ehrgeizigen Vorhaben.

Dank „Projektleiter“ Reinhold Wolf und den vielen ehrenamtlichen Helfern haben die Enthusiasten es geschafft, nach viel Kopfarbeit, Absprachen mit Behörden und unzähligen Arbeitsstunden, den Ofen bis auf den inneren Ofen zurückzubauen, ihn dann mit Lehmsteinen auszubessern und anschließend den äußeren Ofen mit den Originalsteinen wieder aufzubauen.

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Eine Aufnahme von 1928 am Originalschmerofen: Heinrich Strack aus Kirtorf besucht mit Gästen den „Schmerschorsch“.

Das erste Ziel war damit erreicht, bis zum Tag des offenen Denkmals einen funktionsfähigen Schmerofen zu präsentieren. Ob der Destillierofen, in dem einst aus Wurzelstücken Teer unter anderem als Wagenschmiere gewonnen wurde, auch so funktioniert wie vor 110 Jahren, wird sich in den Tagen nach dem 6. September zeigen: An dem Sonntag wird der Ofen zum ersten Mal wieder in Betrieb genommen.

Das wird eine interessante Arbeit: „Ab 14.00 Uhr wollen wir den Ofen entsprechend mit Holz bestücken und anschließend mit dem Anzünden des Brennholzes in der Brennkammer das Schmerbrennen einleiten. Sicherlich ist dies ein besonderes Ereignis, dass man sich nicht entgehen lassen sollte“, meint Jürgen Döring. Dazu werden an dem Nachmittag Kaffee und Kuchen angeboten.

Der eigentliche „Brand“ dauert eine Woche

Der eigentliche „Brand“ dauert dann gut eine Woche und muss dauernd befeuert werden, weshalb in dieser Zeit der Schmerbrenner öfters Holz nachlegen muss – und somit seine Arbeitsstätte nicht mehr verlassen darf. Es war ein mühevoller Beruf. Dem damaligen „Schmerschorsch“ diente ein Strohbett in seiner Behausung als Ruhelager. Auch bei dem jetzigen Brennvorgang ist während dem Destillationsvorgang die dauernde Anwesenheit eines „Heizers“ erforderlich.

Über die Einrichtung seines Ruhelagers, seiner Arbeit und die erforderlichen Tätigkeiten während der spannenden Tage des „Brennens“ können sich Interessierte vor Ort ein Bild machen. Der anwesende „Schmerschorsch“ erklärt gerne den Aufbau und die Funktionsweise des Ofens.

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Der restaurierte Schmerofen.

Helmut Meß, 1. Vorsitzender des Heimatvereins Stadt Kirtorf, dankt allen Helfern, die mit Rat und Tat zum Gelingen dieses einmaligen Projektes beigetragen haben. Es freue ihn besonders, sagt er, „dass hier in Kirtorf fast genau nach 110 Jahren wieder ein funktionsfähiger Teerofen entstanden ist. Dieser dürfte hessenweit, vielleicht auch deutschlandweit, das einzige Baudenkmal dieser Art sein.“

Am 13. September, am Tag des offenen Denkmals, wollen die Heimatfreunde das Schmerbrennen direkt vor dem Gelände am Schmerofen mit Kaffee und Kuchen ab 14.30 Uhr ausklingen lassen – und laden auch dazu die Öffentlichkeit ein. „Vielleicht können wir sogar die gewonnen Produkte aus dem Ofen als Andenken anbieten.“

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