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Die Schlacht geht weiter: SPD wirft Stadt und Verkehrsverein einseitige Förderung vor – Hartmut Koch und Bürgermeister reagieren in Stellungnahmen„Kein finanzielles Engagement bei Erlebnis.Alsfeld“

ALSFELD (aep). Der Streit um das Portal „Erlebnis Alsfeld“ geht weiter: Nachdem die SPD mehrfach in der Oberhessischen Zeitung ausführlich ihre Sicht dargelegt hatte, reagieren sowohl der Verkehrsverein als auch Bürgermeister Stephan Paule als Angegriffene mit neuen Stellungnahmen und werfen der SPD – die nach eigener Aussage gegenüber Oberhessen-live übrigens generell zu keiner Erklärung bereit ist – die Verdrehung von Tatsachen vor.

Bereits in früheren Stellungnahmen hatten Paule und der Verkehrsvereinsvorsitzende Hartmut Koch auf Anwürfe reagiert, in denen die SPD der Stadt zuviel Engagement bei „Erlebnis Alsfeld“ vorgeworfen hatte – in einer Verquickung mit dem Ende der Klosterspieltage. Inhaltslose „Parteipolitik“, lautete ein Vorwurf. Diesmal geht es nur um das Portal „Erlebnis Alsfeld“, mit dem die Stadt ein Kundschaftsverhältnis pflegen möchte – genau wie mit anderen Veröffentlichungsorganen und Werbeträgern – was für die SPD aber offenbar eine unlautere Förderung eines Alsfelder Unternehmers bedeutet.

„Erlebnis Alsfeld: gefördert vom Verkehrsverein“

Vom Verkehrsvereinsvorsitzenden Hartmut Koch kommt als Stellungnahme:

„Der Vorstand des Verkehrsvereins ist nicht nur verwundert, sondern entsetzt darüber, dass ein für Alsfeld so positives Projekt, um das uns andere Kommunen beneiden, mangels alternativer eigener Wahlkampfthemen von der SPD und der ALA schlecht geredet wird.  Auf der Jahreshauptversammlung des Verkehrsvereins Alsfeld im Jahr 2014 wurde die Frage diskutiert, wie man die regionale Wirtschaft gegenüber dem immer weiter wachsenden Online-Handel stärken könne.

Die Mitglieder beschlossen, für ein zu entwickelndes gemeinsames Projekt 5000 Euro zur Verfügung zu stellen. In den folgenden Monaten entstand in vielen Gesprächen die Idee, ein Portal zu schaffen, in dem sich alle Alsfelder Unternehmen, Dienstleister, Vereine und Institutionen darstellen können.

Die Vobitz GmbH – ein von Google zertifiziertes Unternehmen – stellte dem Verkehrsverein und dem Wirtschaftsförderer Herrn Eifert die Grundversion für die heutige Plattform ‚erlebnis.alsfeld.de‘ in einer Präsentation vor.

Alle Anwesenden waren begeistert und das Projekt nahm konkrete Formen an. Dass die gemeinsame Angebotsplattform ‚erlebnis.alsfeld.de‘ eine perfekte Möglichkeit ist, Alsfeld darzustellen, überzeugte bisher 70 teilnehmende Firmen, die erkannt haben, dass sie gemeinsam mehr erreichen können als jeder Einzelne alleine.“

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Nur im Haupt- und Finanzausschuss an einem Tisch – und auch da nicht immer einig: der SPD-Fraktionsvorsitzende Swen Bastian als Ausschussvorsitzender und Bürgemeister Stephan Paule. Archivfoto: aep

„Ehrabschneidende Unterstellung“

Auch Bürgermeister Stephan Paule nimmt Stellung zu den jüngsten Verlautbarungen der Alsfelder SPD zum Thema des Online-Portals Erlebnis.Alsfeld. Sie zeuge aus Sicht des Bürgermeisters von einem „bemerkenswert ungenauen Umgang mit den Tatsachen“. Dort, wo durch diese Veröffentlichung die Wahrheit verdreht werde, dürfe dies nicht unwidersprochen stehen bleiben. Im Folgenden äußert sich daher der Bürgermeister im Einzelnen zu den jüngsten Unterstellungen der Alsfelder SPD:
These: Der Bürgermeister würde versuchen, berechtigte Fragen der SPD als eine politische Kampagne zu interpretieren.
Paule: „Die vermeintlichen Fragen der SPD stellen ganz klar eine politische Kampagne der SPD dar, um das Engagement des Bürgermeisters für den Einkaufsstandort Alsfeld in ein schlechtes Licht zu rücken. Die meisten Fragen beziehen sich auf Entscheidungen, die noch vor der Amtszeit des amtierenden Bürgermeisters unter Beteiligung der SPD getroffen wurden. Die Fragen wurden außerdem, bevor sie überhaupt die Stadtverwaltung erreicht haben, an die Presse gegeben, um eine öffentliche Debatte anzustoßen. Wenn es der SPD nur um Sachinformationen gegangen wäre, hätte ein kurzer Anruf beim Bürgermeister oder eine Anfrage an die städtische Wirtschaftsförderung vollkommen ausgereicht.“

Der Verkehrsverein werde vom Bürgermeister politisch instrumentalisiert.
„Offenbar ist der Bürgermeister nicht der einzige Alsfelder, dem die Kampagne der SPD negativ aufgefallen ist. Sich nun zu wundern, dass der Verkehrsverein ein von ihm selbst mit angestoßenes Projekt verteidigt, zeugt von einer bemerkenswert verdrehten Wahrnehmung der Tatsachen durch die SPD-Führung. Dass der Bürgermeister Alsfelder Vereine politisch instrumentalisieren würde, ist eine haltlose, ehrabschneidende Unterstellung.“

Beziehungen zwischen der Stadt und einem Unternehmer (Vobitz) hätten „neue Qualität“ erreicht, es gebe eine zunehmende Häufung der Verbindungen.
„Diese Unterstellung ist falsch. Die einzige Geschäftsverbindung zwischen der Stadt und der Firma Vobitz, die zur Amtszeit von Bürgermeister Stephan Paule neu dazugekommen ist, ist die Vergabe der Imagebroschüre für die städtische Wirtschaftsförderung. Diese war transparent und wurde vom Magistrat nach dem Wirtschaftlichkeitsgrundsatz an diese Firma vergeben.“

Eine Entscheidung der städtischen Gremien sei zur Unterstützung von Erlebnis.Alsfeld erforderlich gewesen und sei nicht eingeholt worden.
„Die Unterstützung von unternehmerischen Initiativen gehört zum selbstverständlichen Grundangebot einer städtischen Wirtschaftsförderung, und zwar für alle neuen Unternehmen und Initiativen.
Die Wirtschaftsförderung und der Bürgermeister haben vor cirka einem halben Jahr aus Sorge um unsere Innenstadt und die negative Entwicklung des lokalen Einzelhandel durch die Onlinekonkurrenz und andere Einkaufsstandorte an den Verkehrsverein und die Alsfelder Unternehmer und Einzelhändler appelliert, hier tätig zu werden und die weitere Entwicklung nicht tatenlos zu beobachten. Aus meiner Sicht kann man mit herkömmlichen Rezepten wie vereinzelten Kleinwerbeanzeigen von einzelnen Geschäften in örtlichen Medien alleine zukünftig nicht bestehen. Es müssen gemeinsame Aktionen erfolgen. Auch aus den Reihen der Alsfelder Unternehmer wurden entsprechende Stimmen laut.
Der Verkehrsverein hat daraufhin mit der Firma Vobitz entsprechende Aktionen erarbeitet um hier entsprechend und innovativ zu handeln. Das dann präsentierte Konzept ‚Erlebnis.Alsfeld‘ fand mein Interesse, da es sich aus meiner Sicht um ein gutes Instrument handelt, den kompletten Einzelhandel, Gastronomie und Veranstaltungen in Alsfeld überregional und auch online zu bewerben. Stadtmarketing für diese Bereich ist eine übliche Aufgabe kommunaler Wirtschaftsförderung, hier wird der komplette Standort vermarktet. Anderenorts gibt es ähnliche Vorhaben, die seitens der Stadt bezahlt und sogar vom Land finanziell und medial unterstützt werden (Beispiel: Onlinecity Wuppertal).
Da dieser städtische Appell für mehr Initiative beim Verkehrsverein, der Firma Vobitz und zahlreichen Alsfelder Unternehmern diese Aktion mit angestoßen hat, wäre es ein Unding, wenn die Stadt diese Aktion jetzt nicht weiter unterstützen würde.“

Ein einzelner Unternehmer erhalte besondere Unterstützung der Stadt, die andere Unternehmen nicht erhalten; die Stadt würde Alsfelder Unternehmen ungleich behandeln.
Tatsache ist, dass jedes Alsfelder Unternehmen, das mit der Bitte um Unterstützung für ein neues Projekt an die Stadt herantritt, selbstverständlich die gleiche Unterstützung erhält. Dies genau ist ja das Ziel der vom Bürgermeister ins Leben gerufenen Wirtschaftsförderung. Siehe zum Beispiel die Installation einer Stromtankstelle durch die OVAG, die Unterstützung der Messen in der Alsfelder Hessenhalle, ein Carsharing-Projekt, Werbung zur Teilnahme an Mittelhessen Connect, Werben für das Duale Studienangebot der ADG Business Scholl am Standort Alsfeld/ Romrod, Werbung für den Wochenmarkt).“
Der Verweis auf die Entwicklung der Innenstadt sei nicht genug, um die Unterstützung eines bestimmten Werbeportals durch die Stadt zu rechtfertigen; die Entwicklung des Einzelhandels sei nicht von einem zusätzlichen Werbeangebot abhängig.
„Der von der Stadt an die Alsfelder Unterhemen und den Verkehrsverein herangetragene Ansatz ist, dass Alsfeld als Ganzes (Stadt, Veranstaltungen, Unternehmen und Einkaufsmöglichkeiten) auf vielen verschiedenen Medien (Zeitung, Werbeblättchen, Internet, Soziale Netzwerke) beworben werden muss, damit in Zeiten digitaler Konkurrenz das vielfältige Einkaufs- und Dienstleistungsangebot unserer Stadt auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannter wird. Es ist sehr wohl wichtig, dass sich etwas in diesem Bereich tut.
Somit ist die Zukunft unseres Einzelhandels sehr wohl von neuen Initiativen abhängig.“

Der Bürgermeister habe noch nichts Konkretes für eine positive Innenstadtentwicklung vorgelegt.
„Anders als von der SPD behauptet, hat es sehr wohl fruchtbare Initiativen gegeben. Die Stadtverwaltung hat das Projekt ‚Masterplan 2022‘ begonnen, um städtebauliche Schwerpunkte für die nächsten 7 Jahre zu setzen. Mit dem zuständigen Ministerium wurden Interessenbekundungen zur Teilnahme an den Programmen „Städtebaulicher Denkmalschutz“, „Stadtumbau in Hessen“ sowie IKEK (Dorferneuerung) auf den Weg gebracht.
Leider haben Anträge in der Stadtverordnetenversammlung, die seinerzeit von der CDU-Fraktion kamen, (Baukindergeld, Zuschuss für denkmalgerechte Fassadensanierungen) und die von der Verwaltung begrüßt wurden, nicht die Unterstützung der SPD gefunden.“

Der Bürgermeister sei Antworten schuldig geblieben. Es sei unklar, in welchem Umfang sich die Stadt bei Erlebnis.Alsfeld engagiere.
Das ist in doppelter Hinsicht falsch. Zum Einen sind beim Bürgermeister nie strukturierte Fragen zu dieser Thematik offiziell eingegangen. Lediglich aus der SPD-Presseberichterstattung sind diese Fragen bekannt. Zum Anderen sind die bekannt gewordenen Fragen in Reaktion auf diese Presseberichte auch alle öffentlich nachlesbar beantwortet worden: Es gibt bisher kein finanzielles Engagement bei Erlebnis.Alsfeld. Die Initiative hat dieselbe Beratung durch die städtische Wirtschaftsförderung erfahren, wie sie für andere Unternehmen auch gilt.“

Die Frage, ob es sich bei Erlebnis.Alsfeld um eine „Subdomain“ der städtischen Domain „Alsfeld.de“ handle sei unbeantwortet.
„Auch hier hat die SPD ein sehr kurzes Gedächtnis. Seit mindestens 2004 stehen ‚Subdomains‘ von Alsfeld.de für die kostenlose Nutzung durch alle Alsfelder Unternehmen bereit, um die Identifikation dieser Unternehmen mit der Stadt zu fördern. Dies wurde bei allen bisherigen Provider-Wechseln immer so beibehalten. Damit ist Erlebnis.Alsfeld natürlich auch eine Subdomain von Alsfeld.de.“

7 Gedanken zu “„Kein finanzielles Engagement bei Erlebnis.Alsfeld“

  1. Nächstes wichtiges Streitthema wäre die Frage nach dem Liebesleben der Stadtameisen unter dem Marktplatzpflaster bei Einwirken von Sonneneinstrahlung….

  2. Ich verstehe mich als „ROTER mit Sinn zur Realität“ und bin bestürzt wie viel Energie in eine nutzlose Debatte investiert wird.

    Wir haben jetzt einen Bürgermeister der transparent und engagiert sein Amt wahrnimmt. Die SPD – Führung sollte mit polemischen Rundumschlägen sehr zurückhaltend sein.

    * Die Finanzierung der Klosterspieltage z.B. könnten mit der Mehrheit der SPD schnell beschlossen werden.

    * Die Finanzierung von „erlebnis.alsfeld.de“ hätte mit einem Anruf geklärt werden können.

    * Sollten Verflechtungen der Stadt Alsfeld mit Vobitz bestehen dann bestanden sie schon VOR Bürgermeister Paule’s Amtszeit und müssen natürlich aufgeklärt werden.

    Herr Paule sagt „der Wahlkampf hat begonnen“ ein sehr schlechter Beginn für die SPD, ein Programm zum Wohle UNSERER Stadt Alsfeld ist mehr wie mit Dreck nach dem politischen Gegner zu werfen.

    Diese Debatte sollte schnellstens beendet werden.

    *Herr Paule hätte Zeit nach Verflechtungen mit Vobitz zu suchen und sich um die Belange der Stadt zu kümmern.

    * Die SPD könnte ein wählbares Wahlprogramm zum Wohle von Alsfeld erstellen und es so schnell wie möglich den Wählern vorstellen.

    Alle Parteien sollten wissen: Nicht Postengerangel, Parteipolitik oder persönliche Animositäten sind gut für Alsfeld sondern eine themenorientierte, nachvollziehbare, bürgernahe und bezahlbare Politik zum Wohl UNSERER STADT ALSFELD!

  3. So ist es Jürgen Stehr! Ich versteh nur die anderen in dieser Partei nicht, da sind doch auch „Gestandene“ dabei die sich mal ein eigenes Bild und vor allen Dingen Meinung bilden könnten anstatt sich wortlos den Beiden zu Füßen zu legen… Vom VORWÄRTS lesen alleine entsteht kein Fortschritt!

  4. Also, was die beiden Alsfelder Laptopbubies + da so von sich geben… na ja, wenn diese damit die Mehrheit im Alsfelder Stadtparlament präsentieren wollen, dann, wie sagt man so schön in der Schwalm : gute Nacht Schubkern !!!

  5. Die SPD hat doch Recht, nicht mit OL zu sprechen. Opel wird sich ja auch nicht im Firmenblatt von BMW zu Wort melden.
    Viele Grüße an Alsfelds CDU-Postille OL

    1. Die SPD hat vom ersten Tag an jeden Kontakt mit Oberhessen-live verweigert. Das dürfte eher an persönlichen Animositäten zwischen Herrn Bastian und mir liegen als an politischen Gründen. Ich kann Privates von Beruflichem trennen – und habe vielfach um Stellungnahmen und Mitteilungen gebeten, aber die SPD verweigert beides. Herzliche Grüße Axel Pries

  6. Weiter so SPD Alsfeld! Folgt weiter blind Euren beiden Führungsteenagern an der Spitze und ruiniert damit eine ehemals ehrenwerte Partei der es ursprünglich tatsächlich mal um Alsfeld und die Sache ging! Auf dem Weg in die Unwählbarkeit.

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