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Nach 24 Jahren: Averdung übergibt den Stab an KristFeierliche Zäsur im kleinen, feinen Antrifttal

RUHLKIRCHEN (aep). Ein weiterer, großer Name Vogelsberger Kommunalpolitik ist gegangen: Am Freitagabend, dem letzten Januartag, ist Antrifttals Bürgermeister Johannes Averdung offiziell aus dem Amt geschieden. Nach 24 Jahren Amtszeit bereiteten ihm die Gemeinde und viele Ehrengäste einen großen Abschied in der Ruhlkirchener Festhalle. Zugleich wurde sein Nachfolger feierlich in das Amt eingeführt und vereidigt.

Rund 150 Besucher waren dabei, als Franz-Josef Kreuter als Vorsitzender der Gemeindevertretung die große Anzahl Ehrengäste zu der Amtsübergabe willkommen hieß, die den Stellenwert des alten Bürgermeisters in der Vogelsberger Kommunalpolitik verdeutlichte. Dazu zählte Landrat Manfred Görig, zählten aber auch zahlreiche Bürgermeister-Kollegen wie Kirtorfs Rathaus-Chef Ulrich Künz, Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule, der Homberger Béla Dören, Gemündens Bürgermeister Lothar Bott – oder auch Matthias Weitzel aus Mücke und Hans-Jürgen Schäfer aus Schlitz. An der Sondersitzung der Gemeindevertretung nahmen auch Vertreter der Kirchengemeinden und Vereine teil. Nicht zuletzt auch der ehemalige hessische Europa-Minister und Landtagsabgeordnete Volker Hoff. Sie alle wurden auch Zeuge, wie Johannes Averdung die Ehrenbürgermeister-Würde verliehen bekam.

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Der Schwur: Franz-Josef Kreuter nimmt Dietmar Krist den Amtseid ab.

 

„Ich habe damals deine ruhige und sachliche Art schätzen gelernt.“ Mit diesen Worten erinnerte der Erste Beigeordnete Winfried Konle an die Anfänge Averdungs im Jahr 1990, als der Bürgermeister noch von der Gemeindevertretung gewählt wurde. Da sei er über Averdungs Erfolg nicht so begeistert gewesen – als unterlegener Mitbewerber. Doch das habe sich geändert. Konle erinnerte an zahlreiche Stationen in den vier Wahlperioden, die der scheidende Bürgermeister hinter sich brachte. So an die 94,2 Prozent, mit denen Averdung das erste Mal von der Antrifttaler Einwohnerschaft wiedergewählt wurde: „Das ist Rekord in Hessen.“ Die Ausweisung von Baugebieten zählte zu den Herausforderungen für den Bürgermeister, der Bau von Straßen – aber auch die jüngste Diskussion über die Aufstellung von Windkraftanlagen.

Angesichts einer schrumpfenden Bevölkerungzahl – von 2114 im Jahr 1990 über ein Maximum von 2300 auf nun 1950 – und schrumpfender Finanzmittel habe Averdung schon früh erkannt, dass Zusammenarbeit zur Effizienzsteigerung notwendig sei – weshalb mehrere Zweckverbände nun Dienste in Antrittal übernommen haben. Dabei: „Deine ruhige Art hat manchmal die Schärfe aus der Debatte genommen“, lobte Konle das Geschick des Amtsinhabers, der sein Ausscheiden selbst bestimmt habe, eher er ihm zusammen mit dem Gemeindervertretungsvorsitzenden Kreuter die Urkunde fürs Ausschieden und die Ehrenbürgerschaft verlieh.

„Antrifttal ist mir zur wirklichen Heimat geworden“

„Antrifttal ist mir zur wirklichen Heimat geworden“, erklärte Johannes Averdung in seiner Dankesansprache. Dass er einmal mit so großem Bahnhnof verabschiedet würde, das „hätte ich vor 24 Jahren nicht erwartet.“ Er sei damals „mit zittrigen Beinen“ zu seinem ersten öffentlichen Auftritt gegangen – voller Angst, den Erwartungen nicht genügen zu können. Doch die Antrifttaler hätten es ihm mit ihren offenen Armen leicht gemacht. „Ich freue mich, nun die Amtsgeschäfte in jüngere Hände übergeben zu können“, erklärte Averdung nach einem Dank an seine „hochmotivierten und engagierten Mitarbeiter“ in Verwaltung und Bauhof und bevor er sich zu seiner Familie ins Publikum setzte, um den Platz für Dietmar Krist frei zu machen.

„Es ist eine Zäsur für die Gemeinde!“

Er trete sein Amt in einer wirklich einzigartigen Gemeinde an, stellte Dietmar Krist in seiner Ansprache fest, nachdem Franz-Josef Kreuter ihm den Amtseid abgenommen hatte. Antrittal habe die höchsten Windkraftanlagen und seo wahrscheinlich die einzige hessische Gemeinde, die ohne Parteien auskomme. „Hier steht zu allererst die Sache im Vordergrund“, lobte der 38-jährige Diplom-Politologe aus Mühlheim am Main. „Mit begrenzten Mitteln“ werde er sich zunächst vor allem auf drei Themen konzentrieren: die Bekämpfung des Leerstandes in der Gemeinde, die Erhaltung der Dorfgemeinschaftshäuser und den Ausbau des DSL-Netzes, denn schnelle Internetanbindungen seien heute eine so selbstverständliche Ausstattung wie der Anschluss an Wasser und Strom. Das entscheidene Leerrohr liege, nun solle die Gemeinde zusehen, dass sie am Breitband-Programm des Kreises teilnimmt, sagte Krist – und appellierte: Grundvoraussetzung zur Bewältigung der Ziele sei, „dass Sie zu mir halten.“

„Es ist eine Zäsur für die Gemeinde!“ Mit diesen Worten beschrieb Landrat Manfred Görig in seinen Grußworten den Übergang am Freitagabend in der „kleinen, aber feinen Gemeinde“. Er mahnte den Neuen im Amt, das Projekt der interkommunalen Zusammenarbeit weiterzuführen, um die schwieriger werdende Kassenlage zu berücksichtigen. Und er lud Krist ein, sich bei Problemen an ihn zu wenden. Antrifttal sei die kleinste Gemeinde im Kreis: „Das wird eine schwierige Aufgabe.“

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Wo ist sie denn? Der Erste Beigeordnete Winfried Konle (Mitte) will Johannes Averdung die Verabschiedungsurkunde überreichen.

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Franz-Josef Kreuter überreicht an die Bürgermeister-Gattin Blumen zum Dank.

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Aufstehen zum Eid: Besucher und Ehrengäste in der Festhalle – vorne Kirtorfs Bürgermeister Ulrich Künz und Landrat Manfred Görig.

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