VOGELSBERGKREIS. Es gibt wilde Spekulationen, über Sachen, die man auf jeden Fall gemacht haben soll, bevor dieser Fall eintritt. Ob eine wilde Party feiern, einmal Groupie sein oder Konzerte besuchen – die Interpretationswege sind ebenso weitläufig wie überarbeitungsbedürftig. Doch was passiert, wenn man Jugendmagazine einmal herausfordert und nicht planmäßig handelt – kann man dann nicht mehr 16 werden? Dann müsste ich spätestens heute ein gewaltiges Problem haben.

Da wartet man, salopp gesagt, 16 Jahren darauf, 16 Jahre alt zu werden und vergisst in aller Eile irgendwelche Meilensteine zu legen.

Heute – am FReitag – bin ich 16 geworden, und fühle mich ehrlich gesagt, genauso wie gestern auch. Ich wurde weder Glückspilz eines weltbewegenden Geistesblitzes, noch bin ich zenh Zentimeter gewachsen. Vielleicht mag das ein wenig negativ klingen, so ist es eigentlich nur realistisch. Dennoch bin ich mir meiner neu erlangten Freiheit bewusst. Ich darf jetzt offiziell und ganz legal eine Diskothek aufsuchen. Ein ganzer netter Gedanke, würde man nicht wissen, dass das vorher ähnlich akzeptabel funktioniert hat. Bei den Festivals sieht das allerdings ganz anders aus. Musste man mit 15 Jahren immer draußen verweilen, wie ein Hund vor einem Supermarkt, so kann man sich nun ruhigen Gewissens Tickets bestellen und seine 16 erlebten Jahre nahezu vollkommen ausleben.

Jetzt möglich: heiraten und aufs Konzert

Andererseits könnte ich auf der Stelle heiraten, da dies mit Vollendung des 16. Geburtstags erlaubt ist. Ob ich das jedoch möchte, ist fraglich. Lieber widme ich mich meinem persönlichen Horizont, als in den nächsten 365 Tagen unter die Haube gesteckt zu werden.

Unter dem Stichwort Heirat, ist das Alter von 16 Jahren sogar ein wenig beängstigend. Es lässt mich beinahe alt wirken. Wobei alt im Sinne von älter als jung, aber jünger als steinalt gedacht ist. Schließlich habe ich jetzt den größten Teil meiner Schullaufbahn abgeschlossen und es bleiben nur noch wenige Jahre, bis ich als kleiner Fisch in das große Haifischbecken des Lebens geworfen werden. In weniger als drei Jahren habe ich das Abitur in der Tasche und muss mir neue Ziele setzen und diese vollkommen selbständig bewältigen. Stichwort Selbstständigkeit:

Kreativ, verspielt und noch 15: Jessica und ihre Gefühle vor dem 16. Geburtstag.

Ob ich mich nun selbstständiger fühlen soll oder nicht, bringt mich in einen Zwiespalt. Immerhin braucht man bei vielen Unternehmungen noch immer die Einverständnis seiner Eltern. Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass diese versuchen, der Selbstständigkeit ein wenig entgegenzuwirken, damit man länger im häuslichen Nest verbringt und auf keine dummen Gedanken kommt. Da diese Art von Manipulation nur selten ihren Zweck erfüllt, sollte man dies jedoch nicht allzu Ernst nehmen. Schließlich ist es normal, dass Eltern einen hohen emotionalen Wert zu ihrem Kindern pflegen und sie deshalb nicht allzu gerne gehen lassen.

Gefühlte 1000 Umarmungen und Schokoladenkuchen

Im Allgemeinen wurde meinem 16. Geburtstag stilecht mit herzallerliebster Mama, guten Freunden, Wunderkerzen und Co. entgegengefiebert. Darauf folgten gefühlte 1000 herzliche Umarmungen, einige Telefonate und die ersten Geschenke. Anschließend freute ich mich auf einen erholsamen Schlaf, der angesichts sehr früher oder eher sehr später Anrufen nicht wirklich möglich war. Am Morgen wurde ich zusätzlich von zahlreichen Glücksgefühlen überrannt, vor allem weil der wohl angenehmste Geruch aus der Küche strömte: Schokoladenkuchen. Zusätzlich erfreute ich mich über den Besuch meiner Oma und meines Onkels.

Festzuhalten bleibt, dass die Welt sich weiterdreht – egal wie alt man ist. Es liegt in den eigenen Händen die nächsten 365 Tage zu etwas Unvergesslichem zu machen. Ob das gelingt, ist reine Sache der Einstellung. Das Geheimrezept bildet lediglich eine Portion Optimismus und Treue gegenüber sich selbst. In diesem Sinne: Keep calm and carry on!

 Von Jessica Haak

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