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Sechs Gegenstimmen, eine Enthaltung - Kritik an der Arbeit örtlicher MedienStavo: Linden am Ludwigsplatz kommen weg

ALSFELD (jal/bk). Es ist entschieden: Die drei Linden am Ludwigsplatz in Alsfeld sollen weg. Einen entsprechenden Beschluss hat die Stadtverordnetenversammlung in der Alsfelder Stadthalle am Donnerstag angenommen – mit sechs Gegenstimmen und einer Enthaltung. Die Bäume sollen Platz für einen Schwertransport von Windrädern machen.

Die drei Linden sollen weichen, um Platz für den Transport der Rotoren für neue Windräder im Windpark Fischbach-Ruhlkirchen zu machen. Zwei junge Linden sollen nach dem Beschluss gefällt, eine junge, erst 2013 gesetzte Linde umgepflanzt werden. Der Stadt wurde dem Vernehmen nach nach einiger Verhandlung ein mittlerer fünfstelliger Betrag als Entschädigung für jeden Baum angeboten.

Die offiziellen Verkehrsplaner des Transportunternehmens VSB hatten diese Route durch Alsfeld festgelegt und man hätte ausgemacht „Ok, ihr dürft hier durchfahren und wir fällen die Bäume“. Dafür bekomme man das Geld, sagte Bürgermeister Stephan Paule.

Kritik an Berichterstattung

Paule nutze die Stadtverordnetenversammlung, um sich über die Arbeit der lokalen Medien zu beschweren. „Diese Berichterstattung und die dazugehörigen Kommentare sind schon fast ein mediales Schlecht-Darstellen der Stadt Alsfeld“, sagte er.

Hintergrund ist auch ein Artikel, in dem unsere Redaktion Alternativen aufgezeigt hatte, mit dem der Schwertransport möglicherweise durch Alsfeld rollen könnte, ohne dass die Bäume entfernt werden müssten. Darin kamen mehrere Unternehmen zu Wort, die das Unterfangen als „durchaus machbar“ bezeichneten. Aufgrund des Artikels meldete sich sogar ein weiterer ortsansässiger Unternehmer bei Oberhessen-live, der anbot, sich die Situation vor Ort anzuschauen.

Bürgermeister Paule hatte das Fällen der Bäume vorher als mehr oder weniger alternativlos bezeichnet. „Es ist sehr schade, dass die Bäume weg müssen“, hatte er gesagt – ihm seien allerdings keine Alternativen bekannt. Die im OL-Artikel angerissenen Vorschläge nannte Paule „unwirtschaftlich“ oder oder „nicht realisierbar“. Im Netz hatte es unter dem Artikel viele Kommentare gegeben, in denen Nutzer das Vorgehen der Stadt heftig kritisierten. Offenbar hatte Paule aufgrund der vielen Kommentare mit mehr Zuschauern bei der Versammlung gerechnet. Er wunderte sich, dass so wenig Kommentatoren den Weg in die Stadthalle gefunden hätten. Inzwischen hat sich eine eigene Facebookgruppe gegründet, die den Erhalt der Bäume fordert – unter den Mitgliedern ist auch Ralf Becker, der Vorgänger von Bürgermeister Stephan Paule.

Von einigen Kommentaren im Netz, die sein Äußeres als Inhalt hatten, fühlte sich Paule persönlich angegriffen: „Es gibt auch viele persönliche Kommentare, die einen Trotz des breiten Rückens und den sonst so breiten Stellen nicht kalt lassen.“

Schützenhilfe bei seiner Medienkritik bekam der Rathauschef von der Opposition. „Oberhessen-live ist mit ihrem Bericht ‚Wir haben Alternativen’ schuld, dass die Diskussion so aufgeputscht ist“, sagte Stephan Rühl von der ALA. Bürgermeister Paule ergänzte seine vorherigen Kommentare mit einem Hinweis auf die wöchentliche Bürgersprechstunde. „Da geht es oft um Bäume. Doch anders: Der Baum verdeckt mein Haus, die herunterfallenden Äste verkratzen mein Auto, kann man die Bäume nicht entfernen“, erklärt Paule und fügte an: „Hoffentlich sind das nicht die, die sich jetzt so aufregen. Hoffentlich.“ Die jetzt gefundene Variante sei aus seiner Sicht „die beste Lösung“.

Schon im Vorfeld hatte der Bürgermeister erklärt, dass die Stadt die Bäume nicht ersetzen wolle. Der Platz solle vielmehr neu gestaltet werden, um die große Eiche besser zur Geltung zu bringen.

Ludwigsplatz sei kein Standort für Bäume

Martin Räther, Diplom-Ingenieur für Landschaftspflege und Mitglied der UWA, sagte, er habe eine der Linden 2013 selbst gepflanzt. Sie an dieser Stelle einzusetzen habe ihm in der „Seele weh getan“. Der Platz sei kein Standort für Bäume, die Linden hätten dort nie gepflanzt werden dürfen und hätten sowieso irgendwann entfernt werden müssen.

Die SPD forderte anfangs eine Neuprüfung. Man müsse „überlegen, ob es unter den gegebenen Umständen nicht doch eine Alternative gibt“, sagte Florian Sauermann von den Sozialdemokraten. Man sollte mal darüber nachdenken, „wie wir mit den Menschen umgehen, die uns hier rein gewählt haben. Ohne eine erneute Prüfung anderer Alternativen, werden wir dem so nicht zustimmen“, sagte er weiter. Nach dem Vortrag des aktuellen Prüfberichts der Verwaltung durch Stadtplaner Martin Schultheis ließ die SPD den Wunsch nach einer Neuprüfung zwar fallen, stimmte aber dennoch mehrheitlich gegen den Antrag.

In der Prüfung der Stadt hieß es unter anderem, dass ein Transport der Rotorflügel über die Ernst-Arnold-Straße nicht in Frage komme, da der Aufbau der Straße zu schwach sei. Ein Kommen den Transporters von der A5 über Homberg scheitere am Nadelöhr in Kirtorf. Der Transport aller Teile  – auch der sperrigen Rotorblätter – über den Ludwigsplatz sei der beste Weg, die Entfernung der Bäume die wirtschaftlichste Variante, die sich realisieren lasse.

Kritik gab es für die SPD von der CDU. „Wundern tut mich das nicht, dass man auf diesen Zug aufspringt“, sagte Alexander Heinz in Richtung Sauermann. Heinz weiter: „Wir vertrauen darauf, das die Stadt richtig gearbeitet hat.“ Am Ende wurde der Antrag angenommen, aber nicht einstimmig. Die SPD votierte mit sechs Stimmen dagegen, es gab eine Enthaltung, ebenfalls von einem Mitglied der SPD-Fraktion.

Auch die ALA stimmte für den Antrag. Stephan Rühl erklärte seine Entscheidung mit den Worten: „Ich stimme zu, nicht weil ich die Windkraft so toll finde, sondern weil Herr Räther bei den Erklärungen im Ausschuss mich überzeugt hat. Schade, dass Oberhessen-Live nicht da war.“

11 Gedanken zu “Stavo: Linden am Ludwigsplatz kommen weg

  1. Alle auf die Straße und streiken wie die Franzosen das machen! Hoffendlich bekommen wir bald einen neuen Bgm, so kann das doch nicht weiter gehen hier!

  2. Nicht aufregen, wird doch alles bezahlt!!! Doch leider nicht von den Stromversorgern ,und der Industrie, der private Stromkunden zahlt alles .Ich möchte als freier Bürger günstigen Strom aus Nachbarländern beziehen,denn bei Stromüberschuss in Deutschland , wird dieser billig ins Ausland abgegeben.Wie bezieht die Industrie ihren Strom??
    Durch Leitungen die der kleine Mann finanziert und der muss das Maul halten

  3. Unglaublich !
    Unsere Stadt soll schöner werden……ha ha ha
    Dann reisst doch lieber die Häuser ab, denn die könnte man wieder aufbauen, die Bäume nicht.
    Da wäre ich ja glatt für einen Sitzstreik!!!
    Aber wehe ein Bürger muss einen Baum in seinem Garten fällen…..aber dann rasselt es an §.
    Traurig, traurig!!

  4. In der Facebook-Gruppe ist bestimmt auch noch Herr Distelmann vertreten, na herzlichen Glückwunsch.

  5. Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern als die Bürgerinitiativen rund um Alsfeld 2013 bei den Transport der Monsterflügel nach Ruhlkirchen belächelt und beschimpft wurden. Ich war eine Person die massivst verbal angegriffen wurde. Ich bin sehr überrascht wie sich die Stimmung geändert hat. Mittlerweile sehen die Vogelsberger was mit ihrer Heimat veranstaltet wird. Der Vogelsberg ist voll in der Hand der Windkraftmafia. Was ihr hier seht ist erst der Anfang. Es werden noch viel mehr Bäume gefällt werden wie ihr glaubt. Ein Blick in den Regionalplan wird euch das bestätigen. Leider wurde zur rechten Zeit kein Widerstand geleistet. Jetzt ist es zu spät. Der Regionalplan ist beschlossen und die Bäume werden fallen und unserer Heimat aufs übelste hingerichtet werden. Und ganz nebenbei werden wir das auch noch sündhaft teuer über den Strompreis finanzieren. Übrigens: in unseren Nachbarländern wird keiner auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwenden wegen der „German Angst“ auch nur ein Atomkraftwerk abzustellen.

  6. Was haben wir für Leute in Alsfeld. Geld und das Hirn ist weg! Vielleicht ein Großauftrag super? Man könnte glauben das nächste Denkmal wird vorbereitet. Bäume weg und Denkmal hin. Eine Statur vom Bürgermeister ist mein Vorschlag.

  7. Diesen Herrn Stadtverordneten kann man sagen was man will. Die hören einfach nicht auf die Stimmen aus der Bevölkerung.
    Was bilden diese Herren und Damen sich eigentlich ein wer sie sind???

    Die schießen einen bock nach dem anderen und da taucht die Frage auf, sind diese Leute noch für unser Wohlergehen in der Stadt, wo ich auch eben diese Bäume am Ludwigsplatz in unser aller Wohl mit einbeziehe, tragbar.
    Es ist blanker Hohn, was hier getrieben wird.
    Aber irgendwann müssen diese Volksvertreter die Rechnung bezahlen.

  8. Ich frage mich in welcher Welt Ihr alle lebt? Geld regiert die Welt und unsere Politiker sind nur Marionetten der Wirtschaft, egal auf welcher Ebene. das ist schon lange so, und wird auch so bleiben, egal ob CDU, SPD oder sonstige … So ist das System nun mal.

  9. Das ist ein abseluten Unding… Eine Schande um für „grünen Strom“ ein weiteren Schandfleck zu bilden… AUF DIE BARIKADE UND DIE STIRN GEZEIGT!

  10. Techn. nicht Notwendig, hier hat die schnelle Geldgier entschieden.
    Für mich seit Ihr alle unten durch bis zurück in die Steinzeit.

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