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„Die Zeit ist reif für eine Übergabe“: Jörg Köhler übergibt sein Autohaus an die zwei Nachfolger Carsten Ebert und Jörg Hauer„Das Autohaus ist und war mein Leben“

SONDERTHEMA | ALSFELD (ls). Seit fast 60 Jahren schloss Jörg Köhler so gut wie jeden Morgen die Türen zu seiner Autobörse auf und betrat den großen Verkaufsraum, aber ab dem nächsten Jahr wird das ein anderer übernehmen. Nach Jahren im Automobilgeschäft trat Köhler mit einem lachenden und einem weinenden Auge als Geschäftsführer seiner Autobörse Köhler zurück, übergab die Schlüssel zum neuen Jahr an seine zwei Nachfolger Carsten Ebert und Jörg Hauer und besiegelte damit das endgültige Ende einer langen Ära.

Lange reifte die Entscheidung in Köhler heran, bis er sich in diesem Jahr endgültig dazu entschied, die Autobörse und damit fünf Jahrzehnte, sein halbes Leben und seine langjährigen Erinnerungen weiter zu geben. „Ich habe den über viele Jahre gereiften Entschluss, das Unternehmen in jüngere Hände abzugeben, nun umgesetzt“, so der 75-Jährige.

Gesagt, getan: Mit dem Beginn des neuen Jahres werden sich die zwei neuen Geschäftsführer Ebert und Hauer, für die Belange und Wünsche der Kunden einsetzen. Für Köhler selbst geht mit diesem Entschluss eine lange Ära zu Ende. Eine Ära mit Höhen und Tiefen – eine Ära mit Vollgas.

Fünf Jahrzehnte Geschichte: Wie alles anfing

Bevor das eigene berufliche Ende naht, lohnt sich noch mal ein Blick in die Vergangenheit – knapp fünf Jahrzehnte zurück an den Anfang. 1953 gegründet von dem Kraftfahrzeugmeister Willi Klöss zusammen mit seiner Familie den Ford-Händlerbetrieb in Alsfeld – damals noch auf einer freien Fläche außerhalb der Stadt. Nur sieben Jahre später stieß Köhler dazu und absolvierte seine dreijährige Ausbildung zum Kraftfahrzeugkaufmann, nach der er direkt übernommen wurde.

Nicht mehr nur Ford - Jörg Köhler brachte damals auch Volvo mit in das Autohaus. Foto: ls

Nicht mehr nur Ford – Jörg Köhler brachte damals auch Volvo mit in das Autohaus. Foto: ls

„Die Jahre, in denen ich meine Ausbildung begonnen hatte und die Anfänge meiner beruflichen Laufbahn liegen in den ‚Wirtschaftswunderjahren‘, die eng verbunden sind mit dem Aufstieg der Automobilindustrie. Zur damaligen Zeit war das Auto ein Traum der modernen Zeit – jeder wollte eins haben, aber der Beruf war kein Selbstläufer“, erzählte Köhler rückblickend. Dafür musste man sich einiges einfallen lassen.

Kaum vorstellbar für heutige Verhältnisse: Filmabende wurden in Dorfgemeinschaftshäusern veranstaltet und Köhler selbst fuhr direkt zu den Kunden nach Hause, wie er sich erinnert. „Einmal bin ich zu einem Kunden – einem Landwirt – nach Ruppertenrod gefahren und habe ihm beim Stallausmisten geholfen. Danach sind wir in sein Wohnzimmer und ich habe ihn und seiner Frau den neuen Ford 12M verkauft, für 6.500 DM. Heute ist das wohl kaum noch vorstellbar“, erzählt Köhler schmunzelnd. Kundennähe – im wahrsten Sinne des Wortes.

Zeit für Veränderungen

In der Zwischenzeit veränderte sich auch im Autohaus einiges: Die vorhandene Tankstelle wurde geschlossen, ein Werkstattreparaturbetrieb neu erbaut, ebenso wie eine Ausstellungshalle und schließlich 1972 wurde der Ford-Händler um Karosserie und Lackiererei erweitert. Diese ist auch heute noch in Betrieb und wird ständig modernisiert und auf den neusten Stand gebracht. Auch Köhler selbst bildete sich weiter: besuchte Verkaufsseminare, war mehrfach in Ford-Werken unterwegs und erwarb schließlich umfangreiche Kenntnisse der Betriebswirtschaft und Mitarbeiterführung, bis er 1971 schließlich zum Mitgesellschafter und Geschäftsführer des Autohauses wurde. Der Höhepunkt: insgesamt 30 Mitarbeiter in Werkstatt und Verwaltung, vier Verkäufer, ein expandierendes Autohaus und die Automarke Ford als eine der führenden auf dem deutschen Markt. Doch dann kam der Bruch.

Auch heute besteht die Lackiererei noch weiter - immer mit der modernsten Ausstattung. Foto: ls

Auch heute besteht die Lackiererei noch weiter – immer mit moderner Ausstattung. Foto: ls

1984 verließ Köhler das Autohaus, um zusammen mit Kfz-Meister Gerd Schott in Romrod eine Volvo-Vertretung aufzubauen. Damit läutete er eine neue Ära ein, in der der schwedische Volvo Einzug in die Region erhielt – und damit auch eine ganz neue Idee: das Sponsoring. Insgesamt zwölf Volvo-Cup Turniere veranstaltete er zusammen mit dem Ländlichen Reit- und Fahrverein Alsfeld auf dem Gelände der Reisportanlage und später in der Hessenhalle und lockte damit ebenfalls einige prominente Reitsportler nach Alsfeld. So zog langsam der Volvo in die Region ein.

Zur Jahrtausendwende dann eine neue Gelegenheit: Das mittlerweile stillgelegte Unternehmen des Ford-Autohauses stand zum Verkauf. Köhler nutze diese Chance und erstand das Gebäude und begann mit dessen Wiederaufbau. Zurückversetzt in seine Anfangszeit und wieder angekommen an seiner Ursprungsstätte, mischte alt mit neu: ein großes Autohaus für Ford und Volvo und der Anfang der Autobörse Köhler in Alsfeld.

Zeit ist reif für einen neuen Besitzer der Autobörse Köhler

Mittlerweile ist Jörg Köhler 75 Jahre alt und die Autobörse gibt es noch immer. Immer wieder überzeugte er mit neuen, kreativen Ideen, baute einen großen Kundenstamm auf und war Tag und Nacht unterwegs – kein leichter Job, aber einer mit Leidenschaft. Das Autohaus, ein Markenzeichen im heimischen Automobilgeschäft. Zeit für eine Veränderung.

Mit Jörg Hauer und Carsten Ebert hat Jörg Köhler die passenden Nachfolger für sein Lebenswerk gefunden: die Autobörse Köhler. Foto: ls

Mit Jörg Hauer und Carsten Ebert hat Jörg Köhler die passenden Nachfolger für sein Lebenswerk gefunden: die Autobörse Köhler. Foto: ls

„Ich habe jemanden gesucht, der sich ebenso wie ich für die Wünsche und Belange der Kunden einsetzt “, so Köhler. Das fand er in dem 42-jährigen Jörg Hauer und dem 43-jährigen Carsten Ebert, die jetzt ab dem neuen Jahr offiziell die Führung übernehmen werden.

Doch ganz verschwinden wird Köhler aus der Autobörse nicht. Wenn bedarf besteht, werde er auch weiter beratend zur Seite stehen. „Das Autohaus ist und war mein Leben“, so der 75-Jährige abschließend. Bei gelegentlichen Besuchen des Autohauses wird also auch der ehemalige Geschäftsführer noch ab und an durch den Verkaufsraum spazieren – immer mit der Bereitschaft zum Engagement. Ganz so, wie man ihn kennt.

Das in Alsfeld bekannt Autohaus "Autobörse Köhler" wechselt zum neuen Jahr den Besitzer - aus einem mach zwei. Jörg Hauer und Carsten Ebert werden ab Januar die Führung übernehmen, doch Jörg Köhler wird man auch weiterhin ab und an antreffen. Foto: ls

Das in Alsfeld bekannte Autohaus „Autobörse Köhler“ wechselt zum neuen Jahr den Besitzer – aus einem mach zwei. Jörg Hauer und Carsten Ebert werden ab Januar die Führung übernehmen, doch Jörg Köhler wird man auch weiterhin ab und an antreffen. Foto: ls

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