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Mit dem BID für eine schönere Innenstadt: Veranstaltung „Vitalisierung der Einkaufsstraßen in der Innenstadt“ lud zur Vorstellung des ProjektsGemeinsam für eine schönere Alsfelder Innenstadt

ALSFELD (ls). Kaputte Fenster, graffitibeschmierte Zigarettenautomaten, lose Kabel an Wasserrohren, verdorrte Blumen, abgeblätterte Mülleimer und leere, trostlose Schaufenster, wenn man aufmerksam durch die Alsfelder Innenstadt spaziert, fallen mehrere kleine Schönheitsmängel auf, die das Stadtbild stören. „Das muss nicht sein“, dachte sich die Stadt Alsfeld und lud Immobilieneigentümer der „Einkaufsstraßen“ der Innenstadt sowie dort tätige Gewerbetreibende ein.

Unter dem Titel „Vitalisierung der Einkaufsstraßen in der Innenstadt“ versammelten sich neben den Referenten Bürgermeister Stephan Paule, der Leiter der Stabsstelle Wirtschaftsförderung Uwe Eifert und Vorstandsvorsitzender der „BID-Seltersweg“, Heinz-Jörg Ebert, zahlreiche Interessierte in der Alsfelder Stadthalle um gemeinsam die Vitalisierung der Stadt anzugehen.

Schon im letzten Jahr wurde sich deshalb gruppenweise im Sitzungssaal des Rathauses getroffen. Dabei wurden die Ist-Zustände ermittelt und Lösungsvorschläge gesammelt, diskutiert und analysiert. Aus diesen Runden entstand ein Maßnahmenkatalog, der am Mittwochabend allen Beteiligten gemeinsam vorgestellt wurde. Mit Heinz-Jörg Ebert, dem Geschäftsführer des Gießener Schuhhauses „Darré“, stand ihnen ein erfahrener und erfolgreicher Einzelhändler und Geschäftsimmobilienbesitzer zu Seite, der einen interessanten Blick von außen bot und einen Umsetzungsvorschlag aus der eigenen Praxis vorstellte.

Paule stellte nach seiner Begrüßung das gemeinsame Ziel des Zusammentreffens deutlich heraus: Die Alsfelder Innenstadt gemeinsam schöner zu machen und dabei nicht aufzugeben, sondern an einem Strang zu ziehen. Zwar nehme der Internethandel zu und auch viele Ortsansässige fahren in größere Einkaufstädte zum Shoppen, doch sei das absolut kein Grund aufzugeben – denn darauf antwortet die Stadt mit einem deutlichen Nein. „Die Stadt muss vorangehen – das ist ganz klar“, lautete die deutliche Aussage des Stadtoberhauptes an diesem Abend.

Doch was soll man tun?

Dazu hatte Bürgermeister Paule bereits einige Lösungsansätze und Maßnahmen parat, die er teilweise bereits in den drei Vorsitzungen mit einigen Eigentümern und Geschäftsleuten gesammelt hatte. eine bessere Kommunikation zwischen allen Beteiligten müsse entstehen, die durch geplante Treffen, einem Forum und E-Mail-Verkehr realisiert werden solle. Außerdem müsse ein Einkaufsplan und ein entsprechendes Wegweisersystem erstellt werden, wodurch die Geschäfte der Innenstadt für Touristen besser aufzufinden seien.

Das größte Problem sei allerdings die Sauberkeit der Stadt und der unansehnliche Leerstand der Ladenlokale – und davon hat Alsfeld auf kleinem Raum immerhin ganze 17 Stück, die Heinz-Jörg Ebert bei einem kurzen Besuch und Spaziergang durch die Stadt auffielen. „Wenn schon leer, dann wenigstens anschaulich“, lautete Paules Fazit. Dagegen gehe man bereits vor und schmücke viele leer stehende Schaufenster mit Bildern des Alsfelder Kunstvereins. Das solle allerdings nicht die einzige Maßnahme sein.

Bürgermeister Stephan Paule weiß um die Mängel der Stadt und weist auf die Wichtigkeit von Sauberkeit hin - alle müssen gemeinsam anpacken, um die Stadt voranzubringen. Foto: ls

Bürgermeister Stephan Paule weiß um die Mängel der Stadt und weist auf die Wichtigkeit von Sauberkeit hin – alle müssen gemeinsam anpacken, um die Stadt voranzubringen. Foto: ls

Nicht nur die Stadt und damit der Bürgermeister selbst, sondern auch vielen Bürgern und vor allem Gästen – wie Ebert einer war – fielen viele kleine unsaubere Ecken auf, die durch ein Leichtes beseitigt werden können. Von verschmierten Zigarettenautomaten und abgeplatzten Putz an Hauswänden über kaputte Fensterscheiben und wahllos hängende Kabel bis hin zu kaputten Mülleimern und unschönen Mülltonnen auf der Straße: zu einem besseren Stadtbild führen auch vermeintlich kleine Ärgernisse nicht.

Gemeinsam für ein schönes Stadtbild

Daran solle sich etwas ändern, doch das ginge nicht alleine. Die Stadt selbst entzog sich dieser Mitverantwortung nicht und handelte bereits – das Stadtmobiliar soll erneuert werden und auch neue Mülleimer sollen aufgestellt werden. Doch bei vielen Angelegenheiten bedarf es der Unterstützung der Gewerbetreibenden und auch der Hauseigentümer selbst.

Auch solle für geregelte und damit verlässliche Öffnungszeiten gesorgt werden, wobei besonders die Samstagsregelung im Fokus stand. Die Stadt und die Wirtschaftsförderung versuche eine positive Stimmung zu generieren, um weiterhin die Vitalisierung der Stadt voranzutreiben, und wolle diese mit allen Mitteln unterstützen. Und das zeigt sich deutlich, denn besonders in der letzten Zeit sorgten Neueröffnungen wie beispielsweise des Jagd-Zentrums, eines Beauty Stübchens oder eines Yoga-Zentrums für positive Gespräche in der Stadt. „Es tut sich was, aber um weiter voranzukommen benötigt die Innenstadt einen gemeinsamen, koordinierten Schub von uns allen“, resümierte der Bürgermeister.

Gießen und der BID-Seltersweg als positives Beispiel

Wie dieser gelingen könnte, das stellte Ebert am Beispiel der BID-Seltersweg (Business-Improvement-District) vor. Im Zuge des BID entstanden vor nunmehr zehn Jahren in Gießen insgesamt vier Innenstadtgebiete, die von Eigentümern und Händlern erfolgreich entwickelt und gefördert wurden. Jede Stadt benötige dabei eine individuelle Lösung, allerdings seien die Probleme durchaus gleich. „Der explosionsartige Internethandel macht es nicht nur traditionellen Städten schwer“, so Ebert. Doch auch große Einkaufsmärkte oder Bevölkerungsschwund seien mögliche Gründe für den Rückgang des Einzelhandels.

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Heinz-Jörg Ebert steht dem Alsfelder Bürgermeister als erfahrener Geschäftsmann zur Verfügung. Er selbst arbeitet schon seit zehn Jahren mit dem BID und möchte es nicht mehr missen. Deutlich zeigt er die praxisnahen Vorteile am Beispiel Gießens auf und weist auf Mängel in Alsfeld hin. Foto: ls

Für was stehen wir in Alsfeld?

Um die positive Entwicklung Gießens zu verdeutlichen, nutzte er zahlreiche Beispiele wie neue Mülleimer, einladende Weihnachtsdekoration oder die Dinosaurieraktion. Bevor es allerdings dazu kommen könne, müsse Alsfeld sich als Stadt gemeinsam mit allen Beteiligten zunächst darüber klar werden, für was Sie in Alsfeld stehen. „Für was stehen Sie in Alsfeld? Wie würden Sie Alsfeld beschreiben? Das ist der Anfang, bevor es vorangehen kann“, so Ebert weiter.

Auf seinem Rundgang durch die Stadt entdeckte er allerdings nicht nur unschöne Ecken, sondern auch charmante, historische und damit persönliche Kleinigkeiten, die die Einzigartigkeit dieser Stadt herausstellen. Doch trotz allem sei das meist nicht herausgehoben, was es wert wäre herausgehoben zu werden – damit spielte er auf die mangelnde Beleuchtung der Fachwerkfassaden in der Stadt an. Gemeinsam solle Alsfeld die Stadt lebendig machen.

Ein BID zur Vitalisierung der Alsfelder Innenstadt?

Paules abschließende Frage, ob ein BID für Alsfeld eine Chance sein könne, wurde unter den Anwesenden überwiegend positiv befürwortet. „Das ist eine sehr gute Chance für Alsfeld. Man sitzt gemeinsam in einem Boot und alle haben Vorteile davon, die jeder nutzen kann“, lautete einer der Kommentare. Doch auch Zweifel kamen auf. Ließe sich wirklich jemand finden, der die ganze Arbeit schultert und was sei mit Hauseigentümern, die ihr Haus nur zur Eigennutzung und nicht für gewerbliche Zwecke nutzen? Diese Zweifel konnte Ebert beschwichtigen: Er selbst trage im BID als Vorsitzender eine große Verantwortung und die entsprechende zeitliche Belastung beschränke sich auf ein gemeinsames Treffen im Jahr, außerdem sei Wohnungseigentum von der BID ausgeschlossen.

Vitalisierung

Uwe Eifert, Heinz-Jörg Ebert und Stephan Paule traten gemeinsam für eine Vitalisierung der Alsfelder Innenstadt und wünschen sich das auch von Gewerbetreibenden und Eigentümern. Foto: ls

Bürgermeister und Wirtschaftsförderer wollen nun in den kommenden Wochen nochmals genauer Maßnahmen zusammenfassen und zeitig darauf zurück kommen um Weiteres mit den Beteiligten zu klären und über eine mögliche BID abzustimmen. „Bitte bleibt in der Zwischenzeit dran und macht etwas – wartet nicht, sondern handelt selbst und verbreitet es“, so die abschließende Bitte von Eifert.

Wenn es nach Ebert gehen würde, ständen bereits die ersten Maßnahmen fest: Neues Mobiliar, die Bestimmung eines gemeinsamen Kümmerers, eine neue Beleuchtung und die Förderung der Gastronomie – damit könne man Alsfeld einen tollen Stempel aufsetzen und den Charme der kleinen, historischen und persönlichen Stadt verdeutlichen.

 

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