Nach der langwierigen Sanierung gibt es Kritik:„Der Schwälmer Brunnen ist nicht mehr der alte“
ALSFELD – „Der im Dezember 2024 wiedererrichtete Schwälmer Brunnen ist nicht mehr der alte.“ Darauf weist Axel Haltenhof vom Geschichtsforum Alsfeld hin, um seinen „Respekt vor der künstlerischen Leistung und Integrität der Urheber“ zu bekunden. Kurz vor der offiziellen Einweihung des Brunnens möchte er auf eine Veränderung hinweisen, die die lange Sanierung des Bauwerks mit sich brachte.
Die Vorgeschichte ist schon länger. In die Sanierung und Umgestaltung des Marktplatzes wurde auch der Schwälmer Brunnen mitsamt des Platzes mit einbezogen und sollte neu gestaltet werden. Ende 2021 wurde der Brunnen dabei zur denkmalgerechten Sanierung abgebaut.
„Gänseliesel” war für Jahre verschwunden
In der Folge gab es auf dem Platz vor dem Restaurant Pranger jahrelang, eine Baustelle und vom Alsfelder Wahrzeichen mit der namensgebenden „Gänseliesel” in Schwälmer Tracht, das von Bildhauer Wilhelm Heidwolf Arnold und dem heimischen Grafiker Willi Weide entworfen und gestaltet wurde, was nichts zu sehen.
Der Schwälmer Brunnen in der Version von 1958. Foto: GF
Dann der Schreck im Jahr 2023: Nachdem das neue Betonbecken für den Schwälmer Brunnen eingebaut war, stellte man fest, dass die ursprüngliche Naursteinverkleidung „´nicht mehr an das neue Betonbecken passt, gestand der Stadtrat Berthold Rinner in einer Stadtverordnetenversammlung ein. Eine Anpassung der Natursteinplatten werde von der Denkmalschutzbehörden abgelehnt. Guter Rat war teuer: Sollte die Stadt auf vollständigen Ersatz klagen, wie gefordert wurde?
Acht neue Eckstreben am Brunnen
Man entschied sich anders, seither hat die Hülle des Brunnens acht neue Eckstreben zum Ausgleich des Fehlers, die für den historisch interessierten Geschichtsforum eine Verfälschung bedeute. Der Brunnen sei doch „ein wichtiges gestalterisches und kulturelles Element im historischen Stadtgefüge“, das „wir dem Bildhauer Wilhelm Heidwolf Arnold aus Allendorf und dem Alsfelder Künstler und Grafiker Willi Weide (1925-2011) verdanken..“ Das Einfügen von acht bislang nicht vorhandenen Eckstreben gebe dem Brunnen eine strukturell neue Form. „Es ist nicht mehr das urheberrechtlich geschützte, stimmige Kunstwerk von Arnold und Weide.
Die Gänseliesel in typisch Schwälmer Tracht und mit roter Kappe ziert vor 2018 den ursprünglichen Brunnen. Foto: tsz
Bürgermeister Paule: „langwierige Prozesse vermeiden“
Auf Nachfrage erläuterte Bürgermeister Stephan Paule, warum die Stadt so handelte. „Die Stadt hat sich für die nun umgesetzte Lösung entschieden, um langwierige Prozesse und eine noch länger unvollendete Baustelle zu vermeiden“, antwortete der Rathauschef auf eine Anfrage.
Auch gegen die neue Ästhetik der Brunnenecken hätten weder Stadtbauamt, Magistrat noch Denkmalbeirat Einwände gehabt. Paule: „Ich persönlich halte die durch Steinmetz Ruhl sehr gut umgesetzte Lösung für ein sehr gutes Ergebnis. Es ist gegenüber allen anderen denkbaren Varianten auch die nachhaltigste und ressourcenschonendste Lösung.“
Über Originalität und Veränderung diskutieren
Daher halte er die Kritik an der Neugestaltung des Brunnens aus Sicht der Stadt und ihrer Bürger als Eigentümer für nicht gerechtfertigt. „Natürlich ist es legitim, aus Sicht der reinen künstlerischen Lehre über Originalität und Veränderung zu diskutieren und meinetwegen auch zu streiten. Aufgabe der Stadt war, den Bürgern den Brunnen wieder zugänglich zu machen, was ohnehin schon viel zu lange gedauert hat. Mit der vorliegenden Lösung ist dies nachhaltig gelungen.“
Ein Einweihungsdatum steht noch nicht fest, sagt Stephan Paule. Vermutlich werde es an dem Tag stattfinden, an dem die Alsfelder Landfrauen traditionsgemäß den Osterbrunnen schmücken. Dieser Tag steht aber noch nicht fest.
von Axel Pries
Man kann es auch übertreiben. Niemand fällt auf, dass die Masse nicht genau stimmen. Es können immer Fehler bei handwerklicher Arbeit entstehen und dieser ist sehr gut und kostengünstig korrigiert worden. Was bedeutet eine „strukturell neue Form“ eigentlich nichts. Leider ist es IN sich über alles und jeden aufzuregen, es gibt bestimmt Wichtigeres als einig Zentimeter Brunnen.