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Doktor Daniel Rosca referierte am Kreiskrankenhaus zu Knorpelschäden im KniegelenkKnieprothese als allerletztes Mittel

ALSFELD (ol). „Knorpelschaden – was tun?“ war die Leitfrage des jüngsten Vortrages, den der „Verein Freunde und Förderer des Kreiskrankenhauses Alsfeld“ in Zusammenarbeit mit dem Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises veranstaltete. Im Fokus des Abends stand das Knie.

Doktor Daniel Rosca, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, der seit 1. Juli Teil des Teams am KKA ist, führte nach einer kurzen Einleitung von Hans-Werner Müller, Schriftführer im Vorstand des Vereins, durch den Abend, heißt es in der Pressemitteilung des Kreiskrankenhaus.

Im Fokus stand an diesem Abend ein Gelenk, das immer wieder Schmerzen und Probleme verursachen kann: das Knie. Denn ähnlich wie beim Fahrrad oder Auto gilt: „Wenn der Reifen kaputt ist, und wir auf der Felge fahren, wird es problematisch“, leitete Doktor Rosca seinen Vortrag ein. Denn dort, wo eigentlich gut gedämpft Ober- und Unterschenkel übereinander gleiten, kommt es bei Schäden am schützenden Überzug zu schmerzhaften Problemen.

Was mit kleinen Löchern in der Knorpelschicht beginnt, „bedeutet im Endstadium gar keinen Knorpel mehr“, sagte der Mediziner. Ursachen dafür? Akute Traumata, wie etwa Meniskus- oder Kreuzbandrisse oder chronische Einflüsse, die über Jahre hinweg den Knorpel aufreiben. „Große Faktoren sind dabei etwa Meniskusläsionen, Instabilitäten des Gelenks oder Fehlstellungen in der Beinachse“, führte Doktor Rosca aus. Und (Fehl-)Belastungen über lange Zeiträume hinweg, wie sie etwa durch Sport oder hohes Körpergewicht entstehen können.

Ist der Knorpelschaden im Gelenk so weit fortgeschritten, dass er Probleme verursacht, „gibt es im Wesentlichen zwei Therapieansätze. Den konservativen – mit Physiotherapie, unterstützenden Bandagen, Gewichtsreduktion, Muskelkräftigung, Schmerztherapie mit Medikamenten oder etwa Injektionen mit Hyaluronsäure ins Knie, die die Symptome des Knorpelschadens lindern helfen können“, sagte Doktor Rosca.

Auch Orthesen oder Einlagen helfen dabei, das Gelenk zu stabilisieren, zu führen, oder Fehlstellungen auszugleichen, erläuterte der Mediziner. Andererseits gebe es den operativen Therapieansatz, der sich verschiedener Techniken bediene, fügt er an. Wichtig sei, den Patienten insgesamt zu betrachten, und die Therapie danach auszurichten. Alter, Begleiterkrankungen, Stadium des Knorpelschadens, persönliche Situation, „all das spielt dabei eine große Rolle“, sagte Doktor Rosca.

Zellwachstum anregen

Gesunder Knorpel sei weiß, glatt und makellos. In Stadium eins (von vier), ist die Oberfläche noch intakt, es sind aber bereits Verformungen und kleine Risse zu beobachten. Im zweiten Stadium des Knorpelschadens sind Einrisse und Ausfaserungen erkennbar, die sich in den Stadien drei und vier zu vollständigen Defekten und Löchern, die bis in die darunterliegende Knochenschicht reichen, verschlechtern.

„Vom Reifen, der die Felge vor Schäden schützt, ist nun nicht mehr viel übrig“, führte Doktor Rosca aus. Nun komme dann die operative Therapie ins Spiel, die ergänzend zur konservativen Therapie dabei helfen soll, die Arthrose zu verhindern oder hinauszuzögern.

Erreicht werden soll das etwa mit der Mikrofrakturierung. Bei diesem operativen Eingriff werden defekte Knorpelteile entfernt und der Knochen angebohrt. Dadurch wird das Zellwachstum im betroffenen Bereich angeregt – und etwa für zwei Jahre Linderung geschaffen.

„Eine Weiterentwicklung ist das sogenannte AMIC-Verfahren. Dabei werden die angebohrten Stellen mit einem Kollagengewebe belegt, um die durch die Mikrofrakturierung austretenden Stammzellen aus dem Knochen länger im defekten Bereich zu halten. Dadurch bilden sich dann knorpelähnliche Zellen. „Ähnliche Erfolge weist auch die Transplantation von im Labor gezüchtetem körpereigenem Knorpel aus“, ergänzte Doktor Rosca.

Bei der „Minced Cartilage“, einem relativ neuen Verfahren, werden Knorpelzellen aus weniger belasteten Teilen entfernt und in den schadhaften Bereich implantiert. „Außerdem steht uns die Möglichkeit einer Änderung der Beinachse zur Verfügung. Dabei wird die Achsstellung des Unterschenkels so verändert, dass beschädigte Knorpelflächen entlastet werden. „Unser Ziel ist: Gesundheit und Wohlbefinden zu erhalten, und den Zeitpunkt, an dem eine Prothese eingesetzt werden muss, heraus zu zögern“, sagte Doktor Rosca abschließend.

Die nächste Veranstaltung in der Reihe findet am Dienstag, 1. November, ab 19 Uhr in der Caféteria des Kreiskrankenhauses statt. Doktor Mostafa Beizei wird zu den Ursachen von Rückenschmerzen referieren. Die geltenden Hygieneregeln am Kreiskrankenhaus (Maskenpflicht) sind zu beachten. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl wird um Voranmeldung unter gf-sekretariat@kkh-alsfeld.de gebeten.

Information
Doktor Daniel Rosca ist seit 1. Juli am KKA tätig. Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit den Zusatzqualifikationen Notfallmedizin, Röntgendiagnostik und spezielle Unfallchirurgie, arbeitet als leitender Oberarzt im Team von Doktor Arno Kneip, stammt aus Rumänien und hat unter anderem zehn Jahre am städtischen Klinikum in Dessau gearbeitet, bis er seinen Weg ans KKA gefunden hat. Der Mediziner ergänzt ab sofort das Team am KKA.

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