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Unterwegs mit dem Bürgerbus aus dem GründchenGute Resonanz auf ein noch junges Angebot

GREBENAU (lmg). In vielen Vogelsberger Städten und Gemeinden gibt es ihn bereits, den ehrenamtlichen Bürgerbus, der die Mobilität im ländlichen Raum erhöhen soll. Seit diesem Jahr hat auch Grebenau dieses Angebot – nach längerer Wartezeit. Wie wird der Bürgerbus angenommen? OL-Praktikantin Lynn Gröger hat die Ehrenamtlichen eine Fahrt lang begleitet.

Drei Jahre hat es gedauert, in diesem Jahr war es dann endlich so weit: Nach einer etwas längeren Wartezeit konnte sich Grebenau im März 2022 endlich über seine neuen Bürgerbus freuen – einen, der anders als die anderen Bürgerbusse im Vogelsbergkreis, vollkommen elektrisch betrieben wird.

Gestellt hatte Grebenaus Bürgermeister Lars Wicke den Antrag für den Bus bereits in 2019, doch durch die hohe Nachfrage seien die Busse schnell vergeben gewesen, erinnert sich Wicke zurück. Das Projekt wurde neu aufgelegt und im vergangenen Jahr kam die Anfrage des Landes, ob Grebenau anstelle des ursprünglich beantragten konventionell angetriebenen Busses einen elektrischen nehmen würde. Der sollte eigentlich schon im Oktober 2021 im Gründchen ankommen, doch die Lieferung verzögerte sich.

„Der Anruf kam im Januar“, sagt Wicke. Nur einen Tag später stand der Elektro-Bus dann in Grebenau – bis er dann aber den Grebenauern zur Verfügung stand, sollte es noch dauern, immerhin musste zuvor ein Verein gegründet werden. Dazu kam es letztendlich im März. „Aus städtischer Sicht war es uns wichtig, die Koordination des Bürgerbusses nicht auch gemeinsam mit der Verwaltung aus dm Rathaus heraus zu steuern“, erklärt Wicke. Unter anderem weil der Bus ein kostenloses Angebot sei, das sich über das Ehrenamt besser steuern lassen könne

Gute Resonanz, zufriedener Verein

„Besonders für Menschen, die nicht mehr auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurückgreifen können oder auch für Bürgern, die keinen eigenen Führerschein oder kein Auto haben, ist der Bürgerbus ideal, um am öffentlichen Leben teilhaben zu können“, sagt das Stadtoberhaupt.

Bevor der Bürgerbus überhaupt beantragt wurde, gab es in der Kommune eine größere Umfrage, bei der das Interesse an dem Angebot, aber auch an dem ehrenamtlichen Engagement abgefragt wurde. Das stieß auf gute Resonanz, was sich nun in den Mitgliederzahlen widerspiegelt. Waren es zur Gründung im März noch 15 Mitglieder, sind es mittlerweile 40 Mitglieder. Als Bürgermeister ist auch Wicke selbst im neugegründeten Verein engagiert und besetzt dort den Posten des Rechners.

Der erste E-Bürgerbus im Vogelsberg fährt im Gründchen. Hier mit Grebenaus Bürgermeister Lars Wicke, Susanna Fuhrmann und Heinz-Wilhelm Becker. Foto: lmg

Auch ehrenamtliche Fahrer gibt es, die den Bus und die Passagiere nach vorheriger Anmeldung fahren. „Es ist gut, dass sich Ehrenamtliche gefunden haben, die sich darum kümmern wollen“, betont Wicke. Einer von ihnen ist Heinz-Wilhelm Becker, der erste Vorsitzende des Vereins. Fünf bis sechs Stunden fährt Becker in der Woche ehrenamtlich für den Verein, meist an den Wochenenden.

Auch an diesem Samstag sitzt er hinter dem Steuer des E-Kombis von Opel. Es geht zur Alsfelder Tafel an diesem Tag, so wie jeden Samstagmorgen. Als die Idee mit dem Bürgerbus geboren wurde, war Becker gleich überzeugt davon, sich engagieren zu wollen. Von diesem Engagement profitieren die Fahrgäste.

Drei bis vier Fahrten in der Woche

Ein paar Tage im Voraus können sie telefonisch buchen und werden am Tag der Fahrt vor der Haustür abgeholt, zum Zielort gefahren und – nach Bedarf – auch wieder zurück. „Das ist ein tolles Angebot, das ich wöchentlich nutze. Ich selbst habe keinen Führerschein und möchte auch Freunde und Bekannte nicht noch zusätzlich belasten“, erklärt der Fahrgast, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, an diesem Samstag. Das System basiert übrigens nicht auf fest vorgeschriebenen Fahrtkosten, sondern auf Spendenbasis. „Jeder kann geben was er möchte und was er kann“, sagt Becker.

Etwa drei- bis viermal wird der Gründchen-Bürgerbus in der Woche gebucht. Eine gute Resonanz für die kurze Zeit. In Kirtorf beispielsweise kam man seit der Einführung des Busses in 2019 bis Ende 2021 auf etwa 260 Fahrten insgesamt, trotz Corona-Lockdown. Das resümierte der Verein „Kirtorf Aktiv“ bei der Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr. Mittlerweile sind es, erklärt die Vorsitzende Tanja Czupalla auf Anfrage von OL, etwa vier bis fünf Fahrten in der Woche.

Im Gründchen steht man mit dem ehrenamtlichen Angebot noch am Anfang und sah sich eingangs mit ungewohnten Herausforderungen konfrontiert. Der Elektro-Bus hat nämlich eine Reichweite von etwa 220 Kilometern. „Da war es eine Herausforderung erstmal zu planen und abzuschätzen, wie weit man mit der Ladungen wirklich kommt und wie viele Fahrten man an einem Tag machen könnte“, blickt Becker zurück. Hinter einem E-Fahrzeug stecke mehr Planung, bei der man auch Ladezeiten und Ladesäulen berücksichtigen muss. Mittlerweile sei man hier aber gut eingespielt.

Das Angebot selbst soll eine Ergänzung zum bestehenden Nahverkehr sein und soll in keiner Konkurrenz zu Krankenfahrten oder dem Linienverkehr stehen. Fahrten zum Augenarzt oder Zahnarzt beispielsweise seien üblich, da die nicht als Krankenfahrt über die Krankenkasse abgerechnet werden. Auch die Fahrten zur Tafel am Wochenende seien beliebt. Grundsätzlich kann die Fahrt aber überall hingehen und auch Vereine können den Bus nutzen oder ausleihen, um beispielsweise zu einem Auswärtsspiel zu fahren.

Für Heinz-Wilhelm Becker wird die Fahrt an diesem Samstag jedenfalls nicht sein letzter Einsatz als ehrenamtlicher Fahrer für den Bürgerbus im Gründchen gewesen sein. „So lange ich fahren kann, werde ich fahren“, sagt er.

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