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Seit dreißig Jahren: Austausch der Albert-Schweitzer-Schule mit Gymnasium im polnischen WabreznoZeichen für ein friedliches Miteinander in Europa

ALSFELD (ol). Mitte Juni ging es für eine Gruppe von Schülern aus der neunten und zehnten Klasse wieder auf Austauschfahrt nach Polen. Seit vielen Jahren ist das Tradition an der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld. Die Schüler erlebten eine beeindruckende Woche mit einem abwechslungsreichen Programm – auch die Freizeit kam neben den kulturell-historischen Aktionen nicht zu kurz.

Völkerverständigung funktioniert am besten, wenn man sich begegnet, heißt es in einer Pressemitteilung der Albert-Schweitzer-Schule. Persönlich und von Angesicht zu Angesicht. Dieser Idee tragen seit vielen Jahren die Austauschfahrten an dem Gymnasium Rechnung. Seit drei Jahrzehnten bereits bestehe eine feste Verbindung in das polnische Wabrezno, einer Stadt im ehemaligen Westpreußen. Dass man hier nicht nur die Gegenwart beleuchte und in die Zukunft blicke, sondern sich auch mit der jüngeren deutsch-polnischen Geschichte beschäftigen müsse, liege auf der Hand.

Davon berichten auch die Schülerinnen und Schüler, die Mitte Juni gemeinsam mit ihren Lehrkräften Andreas Scheuermann und Vanessa Wolf die Stadt besuchten. Die Neunt- und Zehntklässler waren traditionell bei Familien untergebracht.

Eine gute Wahl, wie sie selbst berichten, denn die Chemie zwischen den deutschen und den polnischen Jugendlichen stimmte von Anfang an, wie Mia Katharina Berg aus der 10c in ihrem Reisebericht sagt. Sie erzählt von einem abwechslungsreichen, sehr beeindruckenden Programm – und von jeder Menge Schnitzel, die es zur Verköstigung gab.

Jüdischer Friedhof in Łódź. Foto: ASS/Scheuermann

„Im Mittelpunkt der Fahrt steht neben der Begegnung ein kulturell-historisches Programm“, so Andreas Scheuermann. „Gerade in den Wäldern in der Gegend um Wabrezno finden sich beispielsweise viele Mahn- und Gedenkstätten, die man dort nicht auf Anhieb vermuten würde, die aber gerade auf diese Weise den Irrsinn des Vernichtungskriegs der Nazis verdeutlichen.“ Dieser Irrsinn wurde auch in einer Geschichtsstunde an der polnischen Gastschule thematisiert.

Des Weiteren bot eine Fahrt mit einer Übernachtung nach Lodz Einblicke in die deutsch-polnische Geschichte. So besuchten die Schülerinnen und Schüler hier den Bahnhof Radegast, vom dem aus an 1941 Menschen aus dem Lodzer Ghetto in die Arbeitslager in der Region transportiert wurden. Juden aus vielen Teilen Europas wurden über Radegast ins Ghetto verschleppt, später wurden mehr als 150 000 Juden von Radegast in die Vernichtungslager Kulmhof und Auschwitz deportiert.

Bahnhof Radegast in Łódź. Foto: ASS/Scheuermann

Neben diesen vielen beklemmenden Eindrücken hatten die Schülerinnen und Schüler auch viel Zeit für eigene Unternehmungen. Sie berichten von Karaoke-Partys und Einkaufsbummeln – unter anderem in einer großen Mall und auf der Ulica Piotrkowska, der ehemaligen Prachtstraße von Lodz und einer der längsten Einkaufsstraßen Europas. Sie grillten gemeinsam mit ihren Familien und wurden vom Landrat und den Stadtverordneten empfangen. „Ein tolles Programm für diese eine Woche“, findet Scheuermann, der insbesondere dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk dankt, das einen Großteil der Reisekosten übernommen hat.

Für ein friedliches Miteinander in Europa

Die Zeit verging für die Schülerinnen und Schüler wie im Flug. Obgleich die Schülerinnen und Schüler sich nur wenige Tage kennenlernen konnten – zuvor hatte sie aber bereits über die sozialen Medien kommuniziert – und ihre Gespräche größtenteils auf Englisch stattfanden, sind viele schöne Freundschaften entstanden.

Mia schreibt dazu: „Dieser Austausch steht auch für ein friedliches Miteinander in Europa, gerade in Angesicht des Krieges in der Ukraine. Er steht dafür, dass auch in schweren Zeiten neue Freundschaften entstehen können, und das über Ländergrenzen hinweg. Gelernt haben wir viel, Spaß gehabt auch, wenn auch mit sehr viel Schnitzel. Wir danken allen, die uns diese Zeit ermöglicht haben.“

Im nächsten Schuljahr werden die polnischen Jugendlichen dann in Alsfeld erwartet. Auch für sie werde es ein interessantes Programm geben.

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