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Christa Wahl von der evangelisches Kita Angersbach geht in RuhestandAbschied von einer Kindergärtnerin aus Leidenschaft

ANGERSBACH (ol). Eine große Liebe hält mit ein wenig Glück ewig – bei Christa Wahl war das so: Im Alter von 16 Jahren startete sie ihre Ausbildung zur Kinderpflegerin, fast ein halbes Jahrhundert blieb sie danach nicht nur ihrem Beruf als Erzieherin treu, sondern auch ihrer Einrichtung, der Evangelischen Kita in Angersbach. Nach 47 und einem Berufsjahr geht die leidenschaftliche Kindergärtnerin in den Ruhestand – dankbar und glücklich darüber, dass sie ihren Lieblingsberuf so lange ausüben konnte.

„Ich wusste schon früh, dass ich was mit Kindern machen möchte“, erinnert sich die 63-Jährige, die sich damals auch ein wenig gegen ihre Eltern durchsetzen musste: „Sie wollten, dass ich Zahnarzthelferin werde – aber was hätte ich denn beim Zahnarzt gesollt?“, fragt sie lachend, während sie zum Gespräch auf einem kleinen Stühlchen in der Kita sitzt. Den Sozialraum darf sie schon seit Tagen nicht mehr betreten – es könne mit ihrem baldigen Abschied zusammenhängen, mutmaßt sie.

Schon als Jugendliche habe sie Kinder betreut und dann in einem Praktikum in den Beruf geschnuppert. „Kinder sind einfach meins“, bringt sie es auf den Punkt: Egal wo sie sei, sie finde immer sofort einen Draht zu den Kleinen, die sie in vielerlei Hinsicht faszinierend findet: „Wie Kinder lernen, wie schnell sie Gelerntes umsetzen, das ist so erstaunlich und schön zu sehen“, sagt Wahl, die mehr als zwanzig Jahre nach ihrer Ausbildung zur Kinderpflegerin ihre Weiterbildung zur Erzieherin draufsetzte.

Ein neuer Ausbildungsgang an der Lauterbacher Vogelsbergschule ermöglichte dies in Teilzeit und Wahl griff – unterstützt von ihrem Arbeitgeber und der Familie – zu. Mit diesem Abschluss errang die damals Vierzigjährige nicht nur die Fachhochschulreife, sondern auch noch einmal einen anderen Blick auf den Beruf und die Menschen, denen sie begegnet.

„Diese Weiterbildung hat mir unheimlich viel gebracht – für meine persönliche Entwicklung, aber auch im Umgang mit den Familien. Gerade im Alltag in der Kita und in Gesprächen hat mir das Erlernte sehr geholfen und mir mehr Selbstbewusstsein gegeben“, so Wahl, deren Hauptaugenmerk stets ihren kleinen Schutzbefohlenen galt. „Kinder sind herzlich und unverstellt“, sagt sie.

Viele Entwicklungen miterlebt

Viele Entwicklungen hat sie in den fast fünf Jahrzehnten ihres Arbeitslebens miterlebt: Die Kita ist gewachsen, es sind die kleinen Ein- bis Dreijährigen dazugekommen. Von einst altersmäßig einheitlichen Gruppen wurden die Gruppen altersgemischt mit besonderen Angeboten für alle Vorschulkinder. „Die Konzepte haben sich natürlich verändert mit den Jahren“, so Wahl.

Dies sei auch Ausdruck einer sich wandelnden Gesellschaft: Da die Eltern, und hier insbesondere die Mütter, heute mehr und anders arbeiten als zu Beginn von Wahls Berufsleben, mussten die Öffnungszeiten angepasst werden und ein Essensangebot errichtet werden. Auch die Einrichtung von Krabbelgruppen ist Ausdruck der neuen Lebenswelt von Familien. „Früher gab es auf dem Land wirklich noch mehr Großfamilien – heute sehen wir viele Familienmodelle und natürlich auch eine erhebliche Zahl an Alleinerziehenden.“ All dem müsse eine Kita gerecht werden.

Doch nicht nur die gesellschaftlichen Umstände, auch die die Kinder haben sich geändert. „Sie sind heute viel selbstbewusster als früher“, findet die Erzieherin. „Sie sorgen für sich, kommen mit Ideen und Anregungen und warten nicht darauf, dass man ihnen etwas vorsetzt.“ Das Konzept der Kita Angersbach kommt dieser Entwicklung mit vielen freien Angeboten entgegen. Christa Wahl: „Wir können unsere Kinder dann stets mit gutem Gewissen auf ihren weiteren Lebensweg entlassen.“ Gleichzeitig gebe es aber auch mehr verhaltensauffällige Kinder als früher, sodass viele Gespräche und interdisziplinäre Zusammenarbeiten nötig seien.

Engagement der Eltern ist gewachsen

Für alle Kinder in der Kita finden in Angersbach jährliche Entwicklungsgespräche statt, sodass Eltern wissen, wie ihr Kind von den Pädagoginnen und Pädagogen gesehen wird. „Das Engagement der Eltern ist in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls außerordentlich gewachsen“, findet Christa Wahl: „Viele Eltern sind sehr engagiert, wirken mit, übernehmen Verantwortung im Kita-Alltag. Sie sind für uns Gesprächspartner auf Augenhöhe.“ Weitere große Veränderungen brachte natürlich auch die Digitalisierung mit: „Die Kinder werden ja selbstverständlich groß damit, und es liegt an uns allen, den Nutzen der digitalen Welt zu erkennen und zu vermitteln.“

Eine weiter Veränderung, die die Pädagogin sehr begrüßt, ist der Zustrom von Männern in den Erzieherberuf. Sie hat jetzt drei männliche Kollegen, was bei insgesamt 14 im Team zwar noch nicht allzu viel ist, aber mehr als landläufig üblich. Ihr Rat an alle jungen Kolleginnen und Kollegen: „Man muss diesen Beruf leben – es ist kein Job nur zum Geldverdienen. Man gibt Wertschätzung und bekommt Wertschätzung zurück.“

Gefragt, welche Eindrücke in den letzten fast fünfzig Jahren besonders nachhaltig waren, wird es schwierig für Christa Wahl. Sie hat – obwohl es natürlich auch Frustrationen gab – jeden Tag in der Kita genossen. „Ganz großartig und gleichzeitig wehmütig ist es jedes Jahr, die Sechsjährigen an die Schule abzugeben – da weine ich dann manchmal mit den Mamas“, sagt die bei den Kindern und Eltern gleichermaßen beliebte Erzieherin.

Ihr 25-jähriges Dienstjubiläum ist ihr noch vor Augen oder die Herausforderungen, die die Einrichtung einer Integrationsgruppe vor zehn Jahren mit sich brachte. Gerne erinnert sie sich daran, wie innerhalb der Kolleginnen und Kollegen die Konzepte entwickelt und auf den Weg gebracht wurden, und überhaupt: „Es war eine tolle Zeit in diesem Team.“ Nun geht mit Christa Wahl eine kleine Ära in Angersbach zu Ende – einen Geheimtipp lässt die erfahrene Pädagogin aber da: „Eine kleine Umarmung oder eine Berührung hilft fast in jeder Not.“

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