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SI-Projekt „Nie wieder Krieg!” verhüllt das Löwendenkmal zum fünften Mal - Aufruf zur BücherspendeNach Wollkleid, Luftballons und Blumen sind es diesmal Bücher

LAUTERBACH (ol). Mit dem Projekt „Nie wieder Krieg!“ verwandelt Soroptimist International Lauterbach-Vogelsberg seit 2018 jedes Jahr das Löwendenkmal am Berliner Platz in ein Friedens-Denkmal. Nach Wollkleid, Luftballons, Blumen und Krawatten sollen in diesem Jahr bemalte Buchseiten als Zeichen der Meinungsfreiheit den Löwen verhüllen. Für dieses Vorhaben werden derzeit noch Bücherspenden von Autorinnen und Autoren, die während der Nazi-Diktatur verboten waren, gesucht.

„Nie wieder Krieg!“ ist das Projekt von Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg, das seit 2018 das Lauterbacher-Löwendenkmal jährlich in ein Friedens-Denkmal auf Zeit umwandelt. Das Löwendenkmal wurde 1907 errichtet, um die Reichsgründung und vor allem den deutschen Sieg im Krieg 1870/71 zu ehren – eine in Stein gehauene Kriegs- und Siegesbegeisterung, heißt es in einer Pressemitteilung von SI International.

Seit dem 24. Februar 2022 könne niemand mehr in Deutschland sagen, er oder sie könne sich nicht erinnern, wie Krieg entstehe und welche Folgen er habe, ganz besonders für Frauen und Mädchen. Putins Angriffskrieg auf ein souveränes Land in Europa sei bittere Realität. Die Welt sei eine andere geworden, auch hier – Krieg betreffe alle. Gerade deshalb erachten die Soroptimistinnen ihre ehrenamtliche Arbeit im Jahr 2022 für noch wichtiger als schon in den Jahren zuvor, heißt es weiter. Im Zentrum des Projektes soll in diesem Jahr die Meinungsfreiheit stehen, die in Putins Russland mit Staatsgewalt ausgelöscht werde.

In Deutschland begann 1933 eine der fürchterlichsten Diktaturen mit dem Verbrennen und Verbieten von Büchern. Nur wenige Jahre später mündete dies in grausamsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit. SI Lauterbach-Vogelsberg möchte daher das Löwendenkmal mit Büchern von Autorinnen und Autoren verhüllen, die während der Nazi-Diktatur verboten beziehungsweise deren Werke verbrannt wurden: Aus dem Löwendenkmal soll ein Mahnmal werden.

Gesucht werden Bücher von unter anderem:

Vicki Baum, August Bebel, Walter Benjamin, Ernst Bloch, Bertolt Brecht, John Dos Passos, Friedrich Engels, Albert Einstein, Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud, Oskar Maria Graf, George Grosz, Heinrich Heine, Hermann Hesse, Ödön von Horváth, Franz Kafka, Erich Kästner, Egon Erwin Kisch, Alexandra Kollontai, Else Lasker-Schüler, Clara Leiser, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Heinrich Mann, Klaus Mann, Thomas Mann, Karl Marx, Erich Mühsam, Robert Musil, Friedrich Nietzsche, Carl von Ossietzky, Walther Rathenau, Wilhelm Reich, Erich Maria Remarque, Joachim Ringelnatz, Alexander Roda Roda, Joseph Roth, Arthur Schnitzler, Anna Seghers, Upton Sinclair, Rudolf Steiner, Bertha von Suttner, Ernst Toller, B. Traven, Kurt Tucholsky, Sigrid Undset, Fritz Unruh, Franz Werfel, Clara Zetkin, Carl Zuckmayer, Stefan Zweig.

Die genannten Autorinnen und Autoren, deren Gesamtwerke oder auch einzelne Publikationen verboten waren, stellen nur eine sehr kleine Auswahl dar. Weitere während der Nazi-Diktatur verfemte Autorinnen und Autoren können auch selbst nachgeschlagen werden unter  www.verbrannte-buecher.de oder www.verbrannte-und-verbannte.de sowie entsprechenden Wikipedia-Einträgen.

Natürlich erwarte das Projekt keine kostbaren antiquarischen Raritäten, das heißt jede Ausgabe, auch jüngsten Datums, sei willkommen. Die Bücher sollen in recycelbare Folie eingeschweißt und auf einem Gerüst rund um den Sockel platziert werden, zusammen mit von Kindern, Schülern, Künstlern und Senioren bemalten Buchseiten ausrangierter Bücher.

Aktive Beteiligung durch Buchspende

Bücherspenden können in Lauterbach bei den Buchhandlungen „Lesezeichen“ und „Das Buch“ sowie in Schlitz bei „Spielratz“ ab sofort bis Ende Juni abgegeben werden. Wer in der Bücherspenden-Liste genannt werden möchte, sollte seinen Namen vermerken.

SI möchte mit dem verhüllten Denkmal eine nachhaltige Botschaft aus der Mitte Lauterbachs entsenden: Nur Frieden, Freiheit, Mitmenschlichkeit, Toleranz, Demokratie und Gleichberechtigung sichern eine Zukunft für alle. Wer ein Buch spendet, beteilige sich aktiv am Entsenden dieser Botschaft.

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