Gesellschaft1

Schülerinnen und Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule starten Waldprojekt in Kooperation mit Stadt Lauterbach und HessenForstWald als zu schützenden Lebensraum thematisieren

LAUTERBACH (ol). Vor wenigen Tagen ist an der Alexander-von-Humboldt-Schule in Lauterbach ein Projekt gestartet, bei dem es darum gehen soll den Wald als schützenswerten Lebensraum zu entdecken, in der Natur zu arbeiten und nachhaltig zu wirtschaften. Den Anfang machten die Schülerinnen und Schüler der Q2 des Gymnasiums und befreiten Bäume von Fressschutzvorrichtungen. In Zukunft soll es weitere Projekte dieser Art geben.

Die Alexander-von-Humboldt-Schule macht laut ihrer Pressemitteilung Ernst: Sie will den Wald ab sofort noch mehr als zu schützenden Lebensraum im Unterricht thematisieren. Dafür bleiben die Schülerinnen und Schüler nicht im Klassenraum, sondern gehen raus: Gemeinsam mit der Stadt Lauterbach und HessenForst starteten die Schülerinnen und Schüler der Q2 des Gymnasiums vor wenigen Tagen eine Aktion, die zukünftig von vielen Klassen unterstützt werden soll.

„Die Klimaveränderungen liegen auf der Hand“, so Oliver Stoy, der mit seinem PoWi-LK die Vorreiterrolle einnimmt: „Es ist einfach wichtig, sich um die Umwelt zu kümmern und ein Bewusstsein für die Bedeutung des Waldes für unser Ökosystem zu schaffen.“ Offene Türen rannte der Kurs damit nicht nur bei der Stadt Lauterbach und HessenForst ein, auch der Förderverein der Schule freute sich, dieses Engagement zu unterstützen: Mit 15 hochwertigen Hohlspaten beteiligte sich der Verein an der Aktion, die vor wenigen Tagen noch nicht mit einer Baumpflanzaktion begann, sondern mit einer Aufräumaktion.

Frisch ans Werk mit großen Säcken und viel Tatkraft. Foto: Schlitt / Stoy

Der ganze Kurs traf sich mit Stefan Weißgerber von HessenForst, Lisa Zinn von der Stadt Lauterbach und Holger Buchenau vom Förderverein der Schule in einem Waldstück am Hainig. Dort warteten jede Menge Reste von Fressschutzvorrichtungen darauf, entfernt zu werden. Stefan Weißgerber erklärte den jungen Leuten, was so viel Plastik im Wald macht: „Junge, frisch gesetzte Bäume müssen in der ersten Zeit vor Mäuseverbiss geschützt werden und vor größeren Wildtieren, die ihr Geweih daran fegen.“

Fegen, so erfuhren nicht nur die Schülerinnen und Schüler, werde in der Fachsprache der Frühjahrsputz der Rehböcke genannt. „Die Tiere reiben die Basthaut von ihren kleinen Geweihen, unter der vorher ein neuer Kopfschmuck gewachsen ist“, erläuterte Weißgerber und vermittelte noch mehr Wissen über den Wald und seine Bewohner, bevor die Schülerinnen und Schüler sich mit Handschuhen und großen Säcken ans Werk machten.

Förster Stefan Weißgerber erklärt, worum es geht. Foto: Schlitt / Stoy

Aufräumaktion als Auftakt

Lisa Zinn zeigte sich wie Weißgerber auch sehr erfreut darüber, dass die Schülerinnen und Schüler ihrem theoretischen Wissen auch Taten folgen lassen: Die jetzige Aufräumaktion ist nur der Auftakt, bevor zukünftig immer im Frühjahr und Herbst Klassen und Kurse Bäume im Wald anpflanzen werden. „Wir sind als Schulleitung ganz begeistert davon, regelmäßig mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Wald zu gehen und diesen als wichtigen Lebensraum wahrzunehmen und zu schützen“, so Oliver Stoy. „Wir freuen uns, dass wir mit HessenForst dafür einen kompetenten Partner haben und dass uns die Stadt als Besitzerin des Waldstückes dazu die Möglichkeit gibt.“

Diese Freude teilt auch der Förderverein: „Es ist uns ein großes Anliegen, die Schülerinnen und Schüler da zu unterstützen, wo ihr Lernen über den eigentlichen schulischen Alltag hinausgeht. Mit der Anschaffung von Hohlspaten für über 1.000 Euro haben wir uns sehr gerne daran beteiligt und bleiben auch weiter im Boot. Zukünftig werden wir im Frühjahr und Herbst Bäume pflanzen, weshalb wir über alle Spenden für den Förderverein dankbar sind. Pro Tag kann eine Klasse locker bis zu 500 Baumsetzlinge einpflanzen, was aber auch Kosten bedeutet, da ein Baum samt nachhaltigen Holzfressschutz cirka 4,5 Euro kosten wird“, erklärt Holger Buchenau.

Foto: Schlitt / Stoy

Die Schülerinnen und Schüler selbst seien zum großen Teil zwar zum ersten Mal zum Arbeiten im Wald, aber sie unterstützen das Waldprojekt gerne. Zum einen, weil für sie als junge Menschen der Klimaschutz einen sehr hohen Stellenwert habe, zum anderen war es ja ihre Idee, etwas zu tun, denn: Die jungen Leute wollen in diesem Jahr – nachdem in den letzten Jahren viel ausgefallen war und sie auf viele Aktivitäten als Klasse verzichten mussten – ihre Abschlussfahrt nach Malta machen.

Eine gute Idee, für die sich alle erwärmen konnten, wäre da nicht der CO2-Ausstoß, den eine Flugreise verursacht, heißt es weiter. „Wir haben heiß diskutiert, ob man in diesen Zeiten noch fliegen sollte, wie sehr wir die Umwelt damit belasten und was wir tun können, um diesen und anderen Folgen unseres Handelns entgegenzuwirken“, berichtet Stoy.

Im Kurs errechneten die Schülerinnen und Schüler ihren persönlichen CO2-Fußabdruck und ermittelten die CO2-Emission ihrer Flugreise. Schnell war die Idee geboren, neben der Kompensationsleistung durch den erhöhten Preis des Reiseveranstalters auch ein eigenes Kompensationsprojekt zu gestalten. „Da lag es nah, hier vor Ort eine Kooperation zu suchen, mit der nicht nur wir als Klasse unsere Fahrt klimaneutral machen können, sondern mit der wir darüber hinaus Bewusstsein schaffen und nachhaltig etwas für das Klima, den Wald und unsere Umwelt tun.“

Bewusstsein schaffen, heiße für die jungen Leute auch, dass sie im Alltag klimabewusst leben. „Es geht jetzt nicht darum alles zu lassen, nicht mehr zu reisen oder keinen Spaß mehr zu haben“, finden sie, „allerdings sollte jeder von uns schauen, was er im Alltag lassen kann, um das Klima nicht noch mehr zu belasten: Weniger Fleisch, weniger Autofahren, weniger fliegen, weniger Konsum – es gibt viele Möglichkeiten“ wird weiter erläutert.

Über eine große Ausbeute konnten sich die eifrigen Helferinnen und Helfer an diesem Tag freuen. Foto: Schlitt / Stoy

Am Ende dieses Tages hatten die Schülerinnen und Schüler ihr Soll erreicht und den ganzen zugewiesenen Waldbezirk von den Plastikresten befreit. Nun stehe die Schulgemeinschaft bereit für neue Aktionen in Sachen Wald- und Klimaschutz.

Ein Gedanke zu “Wald als zu schützenden Lebensraum thematisieren

  1. Niemand hat Zweifel daran, dass Wald auch Lebensraum ist. Klar ist auch, dass unser Wald als Kohlenstoffsenke wichtig für unser Klima ist.

    Schwieriger wird es aber bei der Frage, welche welche Bewirtschaftungsform nun die bessere ist.

    Soll man den Wald sich selbst überlassen, so wie es heute in Mode gekommen? Oder soll man den Wald bewirtschaften?

    Lehrer haben oft ihren Tunnelblick. Wir hätten deshalb früher die Gelegenheit genutzt, und die Fachleute von Hessen Forst befragt und diese schwierige und wichtige Frage erörtert.

    Allerdings wäre zu unserer Zeit auch niemand auf die Idee gekommen, derartige Klassenfahrten zu unternehmen.

    Früher sind die Menschen einmal nach Italien in Urlaub gefahren und waren glücklich. Heute macht man 5 Kurztrips im Jahr und hat Depressionen.

    Wie wäre es denn, die Klassenfahrt als Bahnreise zu planen an einen anderen Ort und zu zeigen, dass Fliegen und Entfernung allein keine schöne Reise garantieren.

    Einfach mal in der Klasse rumfragen, und die vielen Ausreden und Ausnahmen sammeln.

    Das ist dann auch der Grund, warum das zuvor geschaffene Bewusstsein nur von kurzer Dauer ist. Und das zeigt auch, warum das mit den Appellen an die eigene Verantwortung leider nicht funktioniert.

    13
    6

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren