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OL-KolumneWas sagt Ida … zu wahrem Reichtum?

REGION. Wo kommt nochmal das Sprichwort her, steinreich zu sein? Unsere Expertin Ida Lautenschläger geht dem auf den Grund – und teilt zugleich ein paar persönliche Gedanken übers Reich- und Dankbarsein.

„Fröhliche Armut ist Reichtum ohne Gut.“

Karl Simrock

 

Was ist wahrer Reichtum? Ich sage, Reichtum ist kein materieller, sondern ein innerer Zustand. Die Bürger im Mittelalter würden sagen, als Besitzer eines Steinhauses sei man reich. Tatsächlich geht die Redewendung ’steinreich sein‘ bis ins Mittelalter zurück. Da war es üblich, dass die Häuser der einfachen Bürgerschicht aus Holz gebaut wurden. Eine Art Fachwerkhaus, wie wir es heute kennen. Wobei Fach ein alter Ausdruck für Wand ist, woraus das Sprichwort unter Dach und Fach hervorgeht. Lediglich Häuser aus steinernen Fassaden waren so stabil, dass sie einen Überfall von Feinden und jeglichen Witterungen standhalten konnten. Jedenfalls konnten sich nur Reiche Häuser aus Stein leisten, da diese auf sonderliche Weise behauen werden mussten und deshalb so teuer waren.

Wenn ich mich für ein Thema vorbereite, dann schreibe ich mir paar Stichpunkte auf und versuche das Thema auf verschiedenen Ebenen zu durchleuchten: Wie sehe ich das? Wie wird das von der Gesellschaft gesehen? Was sagt die Bibel zu diesem Thema? Unter dem gesellschaftlichen Punkt betrachtet, gelten unterschiedliche Meinungen, ab wann man in Deutschland als reich gilt, weil Reichtum unterschiedlich definiert wird. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung gilt ein Betrag oberhalb von monatlich 5000 Euro netto für Paare ohne Kinder im Haushalt als ein gefühlter Grenzwert für Reichtum.

Die Bibel zeigt uns im ersten Timotheus Brief Kapitel 6 eine klare Stellung zum Thema Reichtum: „Ermahne die, die in dieser Welt reich sind, nicht überheblich zu werden und ihre Hoffnung nicht auf den unsicheren Reichtum zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich gibt, was wir brauchen. Sie sollen wohltätig sein, reich werden an guten Werken, freigebig sein, und was sie haben, mit anderen teilen. So sammeln sie sich einen Schatz als sichere Grundlage für die Zukunft, um das wahre Leben zu erlangen.“

Wenn man das so liest, ist es offensichtlich ein Trugschluss zu glauben, die Bibel spricht sich gegen Reichtum aus. Gott hat nichts dagegen, wenn der Mensch reich ist. Vielmehr ist die Rede davon, dass die Reichen nicht hochmütig sein sollen. Reichtum ist keine Sünde, aber Hochmut, Neid und Missgunst. Dahingehend zielt die biblische Botschaft nicht darauf ab, bestehende soziale Strukturen aufzubrechen. Nein. Das Ziel des Evangeliums ist keine Kulturrevolution, sondern die Veränderung des menschlichen Herzens.

Sich an den guten Dingen im Leben erfreuen

Die Bibel spricht sich nicht gegen Reichtum aus, ja noch nicht einmal gegen Genuss, aber das Wort Gottes ermahnt uns eindringlich die Prioritäten richtig zu setzen und somit weder stolz noch hochmütig zu sein, gleichwohl man reich ist. Das heißt nicht, dass wir uns stets unserem Schicksal beugen müssen, sondern dass die Beziehung zu Jesus Christus nicht leiden darf, wenn der Mensch nach Veränderung oder irdischen Dingen strebt. Denn nichts haben wir uns Menschen verdient, sondern kommen einzig durch Gottes Gnade in den Genuss.

Der ausschlaggebende Punkt ist doch: Wer nicht zufrieden ist mit dem was er hat, wird nicht zufrieden sein mit dem, was er haben möchte. Ich vermute, nahezu jedem von uns ist bewusst, dass wir die wertvollsten Schätze im Leben nicht mit Geld kaufen können. So appelliere ich gerne, sich das bewusst zu machen, was man schon ohnehin weiß. Sich an den Lieblingsmenschen und an den guten Dingen im Leben zu erfreuen und darin die Zufriedenheit zu suchen. Die Ideologie von schneller, höher, weiter nicht zur obersten Priorität machen, sondern sich eindringlich bewusstwerden, was unser Herz erfreut. Denn das, was uns Menschen wichtig ist, bestimmt wie reich wir sind.

Ida Lautenschläger, Jahrgang 1985, gebürtig aus Kasachstan, kam mit ihrer Familie als Aussiedlerdeutsche nach Deutschland und ist in Alsfeld heimisch geworden. Ihre Lieblingsbeschäftigung neben der Betreuung ihrer zwei Kinder: Steuerrecht sowie das Nachsinnen über Sprichwörter und Brauchtum.

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