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OL-KolumneWas sagt Ida … zur Dankbarkeit?

REGION. Die Nachrichten in diesen Zeiten können einen manchmal schon verzweifeln lassen. OL-Brauchtumskolumnistin Ida Lautenschläger ruft ihre Leserinnen und Leser dennoch dazu auf, den Blick auf das Positive zu richten – und gezielt dankbar zu sein.

„Das Geheimnis des Glücks besteht darin, deine Segnungen zu zählen, während andere ihre Probleme aufsummieren.“

William Penn

„‘Was ist heute für ein Tag?‘, fragte er. ‚Ein großartiger!‘, antwortet Mama Bär. Paul versteht die Antwort nicht. ‚Woher willst du wissen, dass es ein schöner Tag wird?‘ ‚Weil wir beide uns darum kümmern werden, lieber Paul!‘ Er runzelt fragend die Stirn. ‚Das kann ich doch nicht bestimmen!‘

‚Doch!‘, antwortet Mama Bär und zündet wie jeden Morgen eine Kerze an. ‚Danke, dass es uns so gut geht‘, flüstert sie. ‚Ich zeige dir, wie das funktioniert.‘ Mama Bär streut ihm ein paar Rosinen in sein Müsli. ‚Mama, was machst du da?‘, fragt Paul. ‚Ich dachte, du liebst Rosinen.‘ ‚Ja, das stimmt‘, sagt Paul. ‚Dann versuche doch mal, dein Müsli zusammen mit Rosinen zu essen.‘ Das hat er vorher noch nie probiert, obwohl er Rosinen über alles liebt. Er isst und schmatzt, als gäbe es nie wieder Müsli mit Rosinen. ‚Das ist ja wunderbar!‘ Er freut sich sehr über dieses Frühstück. ‚Siehst du, Paul, es brauchte nicht viel, um deinen Tag zu verschönern. Du musst nur daran denken und viel Fantasie haben.‘ (…) ‚Ich hatte wirklich einen schönen Tag.‘ Der kleine Panda erzählt seiner Mutter, was er heute alles erlebt hat. ‚Der Tag ist noch nicht ganz vorbei und es sind schon so viele schöne Dinge passiert!‘, sagt Paul. ‚Warum habe ich das vorher nie bemerkt?‘ ‚Weil wir vorher nicht darauf geachtet haben‘, sagt Mama Bär. (…)“

So heißt es in einer Geschichte aus dem Kinderbuch „Geliebtes Herzenskind“ von Bianca Batanas. Als ich diese Geschichte unserem Sohn vorlas, begann ich mich zum ersten Mal bewusst mit der Thematik Dankbarkeit auseinanderzusetzen.

Dankbare Menschen sind lebendiger

Zahlreiche wissenschaftliche Studien und Experimente haben bewiesen, dass das Gefühl der Dankbarkeit stets Glück und Freude hervorruft. Dankbarkeit reduziert Stress, verbessert die Gesundheit und Geselligkeit. Sie verhilft zum besseren Schlaf und zum Erreichen seiner Ziele.

Dr. Robert A. Emmons ist ein weltweit führender wissenschaftlicher Experte für Dankbarkeit und hat in seiner Funktion als Psychologe beobachtet, dass dankbare Menschen sich wacher, lebendiger, interessierter und begeisterter fühlen. Sie fühlen sich auch mehr mit anderen Menschen verbunden.

Aber dankbar zu sein ist eine Wahl, eine Lebenshaltung. Sich zu bedanken ist eine Geste der Anerkennung, was man wertschätzt. Sich zu bedanken für das, was wir haben ist eine sehr wichtige Übung. Sogar ein negatives Ereignis kann ein Schritt in etwas positives sein, was dazu führt, dass wir dieses Ereignis noch mehr wertschätzen. Die Gebete des Dankens sollten nicht oberflächlich sein.

Kraftvolle Prozesse

Wichtig ist, sich im Klaren zu sein, dass das Beste nicht außerhalb von uns, sondern in uns geschieht. Wir können die Harmonie nur ins uns finden. Das erhöht das Glücksgefühl immens. Wir brauchen hierfür nur unser Bewusstsein und sollten das, was uns umgibt, wertschätzen. Das sind kraftvolle Prozesse, die unser Leben positiv verändern. Woran wir denken und wofür wir von Herzen dankbar sind, wird sich verwirklichen. Das mag für manchen Kopfmenschen naiv klingen, aber das ist das wahre Erschaffen von Geschenken. Die Quantenphysik hat bewiesen, dass der Raum zwischen den Atomen nicht wirklich leer ist, sondern er enthält eine lebendige Essenz, welche die Materie, die uns umgibt, durch unsere inneren Erfahrungen beeinflusst wird. Das heißt, dass das, was wir fühlen, denken und ausstrahlen in jedem Fall unser tägliches Leben beeinflusst. Uns von Herzen zu bedanken, setzt uns in Einklang mit dem, was wir sind und was wir in unserer Welt sehen.

Aber so weit muss gar nicht recherchiert werden, denn am Anfang war das Wort. In der gesamten Bibel wird der Mensch aufgerufen, dankbar zu sein. Dankbarkeit entsteht nicht versehentlich, aber je mehr wir Dankbarkeit bewusst zu einer Gewohnheit machen, umso besser werden wir in der Nachfolge Jesu.

In der jetzigen Weltsituation mag es einem vielleicht manchmal schwer fallen zu danken, weil die Aufmerksamkeit auf das gerichtet ist, was nicht funktioniert. Die Crux ist aus dieser Position heraus den Blick auf das Gute und Machbare zu richten und dankbar dafür zu sein, was in Ordnung ist. Ich selbst komme aus einem Land, wo die Grundsicherung, sprich das Sozialsystem einer Volkswirtschaft, nicht ohne Weiteres gewährleistet ist, wenn man die monetären Mittel nicht dafür aufbringen kann. In manch einem Trubel konzentriert sich der Mensch zu arg auf das, was einem missfällt. Das ändern wir jetzt. Als Brauchtumskolumnistin rufe ich gerne jeden dazu auf, ein Dankbarkeitsritual in sein Leben einzubauen. Sie werden erstaunt sein, wie viel Positives und Gutes das in Ihr Leben zieht. Und bitte daran denken – neue Gewohnheiten brauchen ihre Zeit.

Ida Lautenschläger, Jahrgang 1985, gebürtig aus Kasachstan, kam mit ihrer Familie als Aussiedlerdeutsche nach Deutschland und ist in Alsfeld heimisch geworden. Ihre Lieblingsbeschäftigung neben der Betreuung ihrer zwei Kinder: Steuerrecht sowie das Nachsinnen über Sprichwörter und Brauchtum.

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