Gesellschaft11

Rosa-Luxemburg-Club Vogelsberg lädt zum Online-Vortrag mit Mathias Wörsching am 10. Juni um 19.30 UhrFaschismustheorien, ihre Geschichte und ihre Aktualität

VOGELSBERG (ol). Nicht wenige Linke sind schnell dabei, die AfD oder andere rechte Gruppen als faschistisch zu benennen. Dadurch ist der Begriff mitunter zu einer inflationär gebrauchten und damit weitgehend inhaltsleeren Phrase verkommen. Es gibt viele Theorien über den Faschismus, einige davon wird der Berliner Historiker und Politologe Mathias Wörsching im Online-Vortrag vorstellen.

Was ist eigentlich Faschismus? Was macht ihn im Kern aus? Handelt es sich um eine Ideologie, den Typus einer politischen Bewegung, eine Herrschaftsform oder einen Habitus? Oder alles zusammen? Und wie lässt sich die AfD hier einordnen?All diesen Fragen soll in dem Vortrag auf den Grund gegangen werden. So in der Veranstaltungsankündigung für den Vortrag am 10. Juni um 19.30 Uhr.

Es gibt viele Theorien über den Faschismus, die versuchen, ihn als Form politischer Ideologie und Bewegung, politischer Organisation und Praxis sowie politischer Herrschaft zu beschreiben. Die Faschismustheorien bieten Begriffe und Modelle, mit denen Erscheinungen aus dem Feld der extremen Rechten untersucht, verglichen und eingeordnet werden können.

Sie arbeiten diejenigen Verhältnisse und Entwicklungstendenzen der modernen kapitalistischen Gesellschaft heraus, die Faschismus entstehen und emporkommen lassen oder ihn zumindest begünstigen. Umgekehrt weisen Faschismustheorien auch auf gesellschaftliche Kräfte hin, die gegen Faschismus wirken oder gegen ihn mobilisiert werden können.

Seit 1919, als der Faschismus unter diesem Namen zum ersten Mal in Italien auftrat, ist der Faschismusbegriff gerade auch von linker Seite immer wieder auf nahezu die gesamte politische Rechte und jede Form von Unterdrückung ausgeweitet worden. Wir wollen bei unserer Veranstaltung einen Vorschlag für eine genauere, theoretisch fundierte Begriffsbestimmung machen. Dabei stellen wir Grundgedanken wichtiger Faschismustheorien vor und werden anschließend die AfD in diesen Kontext einordnen.

Mathias Wörsching ist Historiker und Politologe aus Berlin, betreibt die Internetseite faschismustheorie.de und veröffentlichte 2020 ein sehr lesenswertes, gut verständliches Einführungsbuch zu Faschismustheorien in der Reihe theorie.org des Schmetterling-Verlags.

Die Veranstaltung findet als Videovortrag über die Plattform Zoom-Meeting statt. Die App könne für verschiedene Betriebssysteme und Endgeräte kostenlos übers Internet bezogen werden. Bei Interesse könne man eine E-Mail an info@rlc-vogelsberg.de senden. Per Mail erhalte man dann den Link zur Teilnahme an der Veranstaltung. Nach dem Vortrag könne man vom Moderator das Wort erhalten und sich so an der Diskussion beteiligen.

Zu diversen Anbietern von Videokonferenzplattformen gibt es verschiedentlich Meldungen über Sicherheitslücken und lückenhaften Datenschutz. Im Hinblick auf die Nutzung der Videoplattform Zoom für unser Angebot verweisen wir hier auf die Datenschutzrichtlinie des Unternehmens: https://zoom.us/de-de/privacy.html

11 Gedanken zu “Faschismustheorien, ihre Geschichte und ihre Aktualität

  1. @Nur zum besseren Verständnis:

    Vielen Dank für dieses Musterbeispiel deutscher Auseinandersetzungskultur!

    Diskriminierung alleine hat selten zum besseren Verständis geführt.

    4
    9
    1. Bitte sehr, gern geschehen. Aber muss man wirklich für alles Verständnis aufbringen, indem man die krausen Ideen von „Protestlern“ unterschiedlichster Couleur auf den „gemeinsamen Nenner“ des Kampfes gegen Gleichschaltung und Entrechtung bringt?
      Jeder Dritte, der sich an die Verkehrsregeln halten soll, fühlt sich heute entrechtet und gleichgeschaltet. Und dann fliegen Pflastersteine, Bierflaschen und Pyro-Brandsätze. Wenn „Diskriminierung alleine“ sie stört, wäre ich auch bereit zu „Diskriminierung plus“.

      2
      2
  2. Für alle, die weder die Frankfurter Schule kennen noch sich den verkürzten Analysen von „Vorsicht statt Panik“ anschließen können: Damit aus unseren Kindern nicht lauter dumme kleine Faschisten werden, kämpft für eine bessere Finanzierung unseres Schulsystems auch außerhalb der Schulen Frankfurts! Habe gerade einen Beitrag von HR3 über die katastrophale Lage an Deutschlands Grundschulen gesehen. Siehe https://www.hr-fernsehen.de/sendungen-a-z/ungenuegend—wie-der-lehrermangel-unsere-grundschueler-abhaengt-,video-151764.html
    So desolat war das Schulsystem nicht mal vor oder in den Jahrzehnten nach 1945.

    16
    5
    1. Von Adorno und Horkheimer zum maroden Zustand der Frankfurter Grundschulen haben Sie ja einen ganz schönen Bogen gespannt.
      Damit aus unseren Kindern „nicht lauter dumme kleine Faschisten“ werden, könnte emanzipatorische Pädagogik dem entgegenwirken.
      Aber wie viel kritische und mündige Bürger möchte und erträgt unser Staat überhaupt noch?

      6
      9
      1. „Aber wie viel kritische und mündige Bürger möchte und erträgt unser Staat überhaupt noch?“
        Wenn man nicht alle AfDler, Querdenker und dergleichen den kritischen und mündigen Bürgern zurechnet, wäre noch ordentlich Luft nach oben. Die Frage ist doch eher, welche der zuletzt genannten diesen Staat noch ertragen wollen. Ohne einen Grundkonsens über das, was trotz aller Meinungsverschiedenheiten noch eint und zusammen hält, kann von „unserem Staat“ ja sonst keine Rede mehr sein.
        P.S.:
        Der „Bogen“ (als reines Wortspiel) ergibt sich aus „Frankfurter Schule“ und (Frankfurter) Grundschulen. An einer „emanzipatorischen Pädagogik“ fehlt es dagegen nicht, eher an einer aufklärerischen Grundhaltung, die es den Kindern und Jugendlichen z.B. vermittelt, zwischen echten und falschen Propheten der Freiheit, der sozialen Gerechtigkeit usw. zu unterscheiden.

        17
        5
      2. Unser Staat vertraegt nichts mehr,gut das man am Stammtisch
        noch die einzige Wahrheit ver
        breiten kann.

        6
        11
    2. @Durchblicker:
      An welchem Stammtisch verbreiten Sie eigentlich Ihren geistigen Dünnsch…?
      Welche Kneipe hat hier die letzten 14 Monate offen gehabt?

    3. …kann auch nichts ausrichten, wenn Kinder und Jugendliche im späteren (Berufs-)Leben bzw. mit dem Zuwachs an kritischen Informationen die Erfahrung machen, dass die demokratischen Tugenden und das Modell einer repräsentativen Demokratie in der Realität nicht eingehalten werden. Mein Eindruck ist, dass die Zustimmung zu unserem Staat abnimmt, je intensiver man sich mit dem wirklichen Leben beschäftigt. Wenn der Bürger nicht mehr das Zutrauen hat, dass die öffentlichen Angelegenheiten im Sinne des Gemeinwohls und des ehrlichen Interessenausgleichs wahrgenommen werden. Doch welche Erfahrungen macht man zum Beispiel als Rentner (wäre mein Erfahrungshintergrund)? Vorab: Ich berufe mich hier nicht auf irgendwelche Verschwörungstheorien, sondern auf von hochqualifizierten Journalisten in öffentlichen Medien verbreitete Recherchen. Thema Rentensystem: Seit dreißig Jahren ist allgemein bekannt, dass unser Rentensystem der demografischen Entwicklung nicht mehr gerecht wird, weil es 20-30 Prozent der arbeitenden Bevölkerung direkt in die Altersarmut führt und dringend hätte korrigiert werden müssen, wie Schweden uns dies vorgemacht hat (siehe https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzoom/zdfzoom-am-ende-arm-100.html). Da gibt es überhaupt kein Vertun. Dies hätte geleistet werden können und geleistet werden müssen. Politik, die hier versagt, ist grundsätzlich zu verwerfen. Höchste Proteststufe! Und wenn dieser unfähigen Parteien-Demokratie der ganze Laden um die Ohren fliegt! Auf die AfD zu schimpfen (die vermutlich nichts besser gekonnt hätte, aber eben ein Ventil für berechtigte Unzufriedenheit bietet!) und gewählt werden zu wollen, weil diese Alternative noch schlimmer wäre, ist zu billig. Das Volk muss den unfähigen Politikern sein Misstrauen aussprechen, ohne immer wieder das alte System und die alten Missstände zu unterstützen. Wählen gehen können ja die Profiteure dieses Systems. Aber die anderen bleiben vielleicht wirklich einmal zu Hause und zeigen den Regierenden damit deutlich, welchen Teil der Bevölkerung sie überhaupt noch repräsentieren.
      Nächstes Beispiel: Rentenbesteuerung. Wird in den Medien gerade rauf und runter dekliniert. Fakt ist: Gegen den ausdrücklichen Rat der Experten wurden Gesetze beschlossen, die schlichtweg schlecht sind und vor den höchsten Gerichten keinen Bestand haben. Noch schlimmer und im Hinblick auf das Vertrauen des Bürgers nahezu katastrophal: Es gab offensichtlich geheime Absprachen zwischen Bund und Ländern bzw. Anweisungen an die Finanzbehörden, die massenhafte Einsprüche von Doppelbesteuerung betroffener Bürger verhindern sollten (siehe https://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/streit-doppelbesteuerung-rente-100.html). Natürlich will ich hier nicht zur Protestwahl der AfD aufrufen. Aber zu eindeutigen Demonstrationen des Wählerwillens gegenüber einem Staat, der uns Bürgern gegenüber feinselig handelt. Diesem Staat spreche ich mein Misstrauen aus und weise ihm die Schuld an dem Aufstieg rechtsradikaler oder irrationaler Protestbewegungen zu! Also hört auf zu heulen!

      2
      1
  3. Grundlegende Darlegungen und Theorien zu Faschismus sind in der „Frankfurter Schule“ nachzulesen, sehr interessant die Studie über „Der autoritäre Charakter“ von Adorno u.a. aus den 40-ern!
    In den 50-er und 60-er Jahren der jungen BRD hatte sich der Begriff „Faschist“ und „faschistoid“ gegen die noch vorhandenen Nazi-Strukturen und autoritären Strukturen insgesamt gewendet und war zugleich eine Antwort auf den allgegenwärtigen Antikommunismus und Antisozialismus und Ausdruck der allseitig Intoleranz.
    Die „Markenzeichen“ des Faschismus sind nach meiner Kenntnis immer noch die ENTRECHTUNG der Menschen, bzw. der Bürger, sowie die GLEICHSCHALTUNG,
    Beide Elemente lassen sich heute meiner Meinung nach weltweit in fast allen Staaten, mehr oder weniger ausgeprägt, feststellen.

    15
    20
    1. Insofern wäre für mich die spannende Frage, welche Rolle Protestparteien, wie z.B. die früheren GRÜNEN, die AFD, die früheren LINKEN oder Splitterparteien im politischen Geschehen der BRD spielten und spielen.
      Inwieweit solche Parteien nicht dazu dienten non-konforme Kritik, den Antikapitalismus, bzw. den systemkritischen Protest zu unterdrücken und letztlich lediglich als Projektionsfläche und Abwehr von unerwünschtem Protest, tabuisierten Einstellungen und Meinungen dienen, von denen das Establishment glaubt sich nicht auseinanderzusetzen zu können oder zu wollen.
      Ich kann mich nicht entsinnen, dass jemals in der Geschichte der BRD ein gesellschaftlicher Protest wirklich analysiert worden ist und das man sich mit dem Kern der Kritik auseinandergesetzt hätte. Beispielsweise dürfte bezüglich der Protestbewegungen 2015 gegen die Flüchtlingspolitik nicht in erster Linie die Ausländerfeindlichkeit, sondern die soziale Ungerechtigkeit eine dominierende Rolle gespielt haben. Die öffentliche Auseinandersetzung darüber hat meiner Meinung in der öffentlichen Debatte nicht stattgefunden.
      Ebenso kommt die Politik hinsichtlich der aktuellen „Querdenker-Bewegung“ über die üblichen Diffamierungs-Kampagnen, den Ruf nach Strafverschärfung sowie Überwachung durch den Verfassungsschutz nicht hinaus.

      13
      22
      1. Schlechte Analysen werden durch sich anschließende ’spannende Fragen‘, die wohl so heißen, weil sie die Geduld des geneigten Lesers über Gebühr anspannen und weil sie einen Bogen zu spannen versuchen über Aspekte, die nichts miteinander zu tun haben, nicht besser.

        8
        10

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren