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Porträtaktion des BUND "So schmeckt der Vogelsberg" Heute: Der Bergmähwiesenhonig von Elias GottschalkBergmähwiesenhonig – eine Besonderheit des Vogelsbergs

HARTMANNSHAIN (ol). Der BUND Kreisverband Vogelsberg möchte den Nachbarn Appetit machen beim Bauern um die Ecke einzukaufen, denn hier in der Region findet man Gemüse, Fleisch, Milch, Käse und Nudeln in bester Bio-Qualität. BUND-Mitglied Dieter Pappert aus Lauterbach hat vier landwirtschaftliche Betriebe porträtiert. Das vierte Porträt: Bergmähwiesenhonig von Elias Gottschalk.

Dieter Pappert ist in Hartmannshain im Hohen Vogelsberg. Ihm gegenüber sitzt ein junger Mann – Elias Gottschalk – 16 Jahre alt. Er erteilt Pappert eine Lehrstunde in Sachen Honig und Imkern. Das Imkern ist seine große Leidenschaft – sicherlich selten für einen Menschen seines Alters. Sein enormes Fachwissen lässt in dem Besucher Respekt und Hochachtung aufkeimen. Und er kann es auf eine ganz selbstverständliche Art vermitteln – sympathisch und authentisch.

Das Imkern betreibt er nun – man kann es kaum glauben – seit etwa sechs Jahren. Sein Opa, der etwa 15 Kilometer entfernt wohnt, spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn dieser – natürlich selbst Imker – gab sein umfangreiches Wissen und die langjährige Erfahrung an seinen wissbegierigen Enkel Elias weiter. Und der Opa steht als Ratgeber weiterhin zur Verfügung – ein „Generationen Dreamteam“ sozusagen.

Vier Bienenvölker, unterschiedliche Honigsorten

Elias Gottschalk zählt die verschiedenen Honigsorten auf: Rapshonig, Blütenhonig, Lindenhonig, Waldhonig, Frühtracht, Sommertracht, Akazienhonig, Kastanienhonig und dann natürlich der Bergmähwiesenhonig, seine „Spezialität“, wofür er auch die Auszeichnung „Vogelsberg Original“ erhalten hat. Wie man sicherlich der Aufzählung entnehmen kann, ist der Standort eines Bienenvolkes dafür verantwortlich (und natürlich auch die Jahreszeit), welchen Honig die Bienen produzieren. Denn das Nektarsammeln erledigt eine Biene in einem Radius von höchstens drei Kilometern.

Elias Gottschalk hat nur vier Bienenvölker – schließlich ist er noch Schüler und kein Vollerwerbsimker. Zwei davon stehen auf dem Grundstück seines Wohnhauses am Ortsrand von Hartmannshain – mit Bergmähwiesen in unmittelbarer Nachbarschaft. Die anderen beiden Bienenvölker befinden sich auf der Herchenhainer Höhe in der Nähe des gastronomischen Betriebs „Vogelschmiede“. Die Herchenhainer Höhe ist der vielleicht bekannteste Standort für Bergmähwiesen im Vogelsberg. Schließlich beginnt und endet hier auch der prämierte Rundwanderweg „Bergmähwiesenpfad“.

Was ist nun das Besondere an einer Bergmähwiese? Nun – sie liegt auf mindestens 400 Höhenmetern und wird nicht intensiv bewirtschaftet. Die Mahd erfolgt erst spät im Sommer, so dass Blumen, Gräser und Kräuter in Ruhe aussamen können. Auf ihr ist eine außerordentliche Pflanzenvielfalt vorzufinden, die sie zu einem der wertvollsten Naturräume Deutschlands macht. Aufgrund der großen Pflanzenvielfalt ist die Bergmähwiese zugleich Lebensraum vieler Vögel und Insekten. Für Bienen das reinste Nahrungsparadies. Der Vogelsberg kann stolz auf dieses besondere Habitat sein, denn etwa die Hälfte aller Bergmähwiesen in Hessen befinden sich hier in der Region. Klar, dass dieser außergewöhnliche Lebensraum für Pflanzen und Tiere auch besonders schützenswert ist.

Für Elias Gottschalk liegen die Bergmähwiesen quasi vor der Haustür. Schon immer fand er es besonders schön, wenn die Wiesen sich im Frühling und Sommer in ihrer ganzen Blütenpracht zeigen. Und weil auch die Bienen sich im Blütenmeer äußerst wohl zu fühlen schienen, vermengte sich die Leidenschaft fürs Imkern mit dem Sinn für die Schönheit der Natur. So entstand für unseren jungen Imker sozusagen als Symbiose die Idee, dass seine Bienen eigentlich einen besonderen Honig herstellen – Bergmähwiesenhonig eben.

Und diesen kann man nun auch bei Elias Gottschalk zuhause in Hartmannshain käuflich erwerben. Den größeren Teil seines Honigs vertreibt er allerdings in der von Nicole Aviény betriebenen Vogelschmiede auf der Herchenhainer Höhe. Die Vogelschmiede bietet neben einem atemberaubenden Ausblick auf die Landschaft auch Gastronomie in gemütlichem Ambiente und Produkte aus regionaler Erzeugung – ein Besuch lohne sich auf jeden Fall. Seinen Bergmähwiesenhonig füllt Elias Gottschalk ausschließlich in 250 Gramm-Gläser ab. Es sind Mehrweggläser, die man an ihn oder die Vogelschmiede zurückgeben oder zur Weiterverwendung selbst behalten kann. Pfand wird nicht erhoben.

Beim Imkern ist viel Handarbeit nötig

Bei seinem Besuch in Hartmannshain erhält er von Elias Gottschalk allerlei Informationen rund um das Imkern. Er erfährt, dass viel Handarbeit nötig ist, bis sich der Honig endlich im Glas befindet. Jede Jahreszeit hat dabei ihre typischen Tätigkeiten. Es ist beileibe nicht nur das Schleudern und Abfüllen des in den Waben befindlichen Honigs. Rähmchen für den Wabenbau müssen angefertigt werden, das Entdeckelungswachs wird geschmolzen und wieder verwendet, noch gute Waben sind über den Winter im Wabenschrank luftdicht aufzuheben, damit sie nicht von Wachsmotten befallen werden.

Wichtig ist auch eine Varoabehandlung der Bienenkästen durch Verdampfen von Ameisensäure, damit die gefürchtete Varoamilbe die Bienen nicht bei lebendigem Leibe frisst. Im Frühling geht es darum sicherzustellen, dass die Königin bei ihrem Volk bleibt, wobei so ein Bienenvolk im Sommer bis zu 60000 Tiere umfassen kann. Elias Gottschalk hat sich für die Rasse „Carnica“ entschieden, weil es sich hierbei um meist friedfertige, sanftmütige Bienen handelt. Alle fünf bis sieben Tage muss er bei seinen Bienen nach dem Rechten sehen und – so sagt er – Sauberkeit ist ein ganz wichtiger Faktor beim Imkern, damit es beispielsweise nicht zur Faulbrut kommt.

Auch neben seiner beruflichen Zukunft möchte Elias Gottschalk weiter sein Hobby Imkern betreiben. Das Aufstocken seines Bestandes an Bienenvölkern hält er dabei für durchaus denkbar. So werden wir als Verbraucher wohl auch in Zukunft nicht auf die Köstlichkeit Bergmähwiesenhonig verzichten müssen. Glücklicherweise erfährt Elias Gottschalk große Unterstützung durch seine gesamte Familie. Und seine Mama ist zurecht sehr stolz auf ihn und seine Leistung. „Wir tragen das Imkern natürlich als Familie mit – andere haben Hunde, wir eben Bienen“ erzählt sie schmunzelnd.

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