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Porträtaktion des BUND "So schmeckt der Vogelsberg" Heute: Der Ziegenhof HopfmannsfeldEin Traum für Käseliebhaber

HOPFMANNSFELD (ol). Der BUND Kreisverband Vogelsberg möchte den Nachbarn Appetit machen beim Bauern um die Ecke einzukaufen, denn hier in der Region findet man Gemüse, Fleisch, Milch, Käse und Nudeln in bester Bio-Qualität. BUND-Mitglied Dieter Pappert aus Lauterbach hat vier landwirtschaftliche Betriebe porträtiert. Das erste Porträt: Der Ziegenhof Hopfmannsfeld.

Familie Knauer ist dabei, ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Seit sechs Jahren wohnen nun Milena und Daniel Knauer mit ihren drei Kindern im Alter von ein bis sechs Jahren in Hopfmannsfeld, einem kleinen Ortsteil der Gemeinde Lautertal. Sie wollten aufs Land und einen Hof übernehmen, der auch über entsprechende landwirtschaftlich nutzbare Flächen verfügt. Und natürlich ökologisch wirtschaften. Der ehemalige Gasthof „Zum Stern“ (im Dorf eher unter „Ettling“ bekannt) entsprach genau ihren Vorstellungen. Er bietet der Familie genügend Platz zum Wohnen und auch genügend Platz für die große Leidenschaft von Milena Knauer – ein eigener Ziegenhof.

Der alte Tanzsaal wurde liebevoll zum Stall umgebaut. Und da sind sie nun, wenn sie nicht gerade auf der Weide sind – 33 Milchziegen, 14 Lämmer und 2 Ziegenböcke. So viele Tiere umfasst zur Zeit die kleine Herde. Es sind Bunte Deutsche Edelziegen und Thüringer Waldziegen, eine mittlerweile seltene, im Bestand bedrohte Haustierrasse. Mittelfristig soll nur die Thüringer Waldziege gehalten werden, erklärt Frau Knauer.

Stolz zeigt sie den Melkstand und die Räumlichkeiten, die für die Ziegenkäseherstellung vorgesehen sind. Vorgesehen? Ja- denn noch verarbeitet Frau Knauer die Milch ihrer Ziegen in der befreundeten Klein-Eichener Hofkäserei. Dort entstehen unter ihren fachkundigen Händen Frischkäse, gereifter Frischkäse, Weich- und Schnittkäse. Den Käse kann sie im dortigen Hofladen auch mit verkaufen. Aber den größeren Teil nimmt sie mit nach Hopfmannsfeld. Im eigenen Kellerraum reifen dann die Käselaibe bei 12 bis 14 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit bis zum gewünschten Reifegrad.

Der Traum von eigenen Hofladen

Knauer ist dankbar, dass sie in Klein-Eichen mitkäsen darf. Aber natürlich freut sie sich darauf, wenn ihre eigenen Räumlichkeiten fertig sind. Und der Produktionsraum mit vorgelagerter Hygieneschleuse sieht auch schon gut aus. Der Pasteur (auch Pateurisator oder schlicht Käsekessel  genannt), das Herzstück der Käseherstellung, ist bereits da. Sein Fassungsvermögen liegt bei 300 Litern. Nebenan entstehen noch ein Verpackungsraum und ein weiterer Reiferaum. Familie Knauer hofft, im Jahr 2021 mit einem eigenen Hofladen starten zu können.

Bis es so weit ist, kann man den Ziegenkäse, wie bereits erwähnt, in der Klein-Eichener Hofkäserei erwerben. Oder auch im Verkaufswagen der „Fuchshöfe“. Dieser erfreut sich großer Beliebtheit, denn hier finde man ausschließlich Biokäse höchster Qualität von handwerklich arbeitenden Hofkäsereien – viele davon auch aus der näheren Umgebung. Es lohnt sich, auf den Wochenmärkten in Fulda, Bad Hersfeld und Lauterbach vorbei zu schauen, denn dort steht der Fuchshöfe-Verkaufswagen regelmäßig, um Käseliebhaber aus der Region mit leckeren Käsespezialitäten zu versorgen. Seit einiger Zeit auch mit Bio-Ziegenkäse aus Hopfmannsfeld.

Noch ist es nicht so, dass Familie Knauer alleine von der Ziegenhaltung leben könnte. Daniel Knauer geht einer zusätzlichen Erwerbstätigkeit nach und auch die rege Nachfrage nach der Ferienwohnung bessert das Familieneinkommen auf. Dennoch – Milena Knauer träumt davon, dass der „Vogelsberger Ziegenhof“ einmal ein Vollerwerbsbetrieb wird. Dazu müsste der Tierbestand auf rund 100 Milchziegen anwachsen. Man könnte dann etwa 200 Liter Milch täglich verarbeiten. Wobei – im Winter, wenn die Ziegen trächtig sind, wird nicht gemolken. Frischkäseprodukte seien dann auch nicht möglich. Aber Schnittkäse gäbe und gibt es in verschiedenen Reifegraden.

Viele verschiedene Sorten

Und Milena Knauer sei experimentierfreudig. Verschiedene Zutaten wie Bockshornklee, Walnuss, Kümmel, grüner Pfeffer und weiteres werden von ihr verarbeitet. So entsteht Käse in vielen Geschmacksrichtungen. Auch Parmesan ist im Angebot – ein Hartkäse mit einer Reifedauer von rund 18 Monaten. Camembert und Blauschimmelkäse sind angedacht. Bevor ihr Käse in den Verkauf geht, muss er den familieninternen Geschmackstest bestehen und den hohen Qualitätsanspruch von Frau Knauer erfüllen. „Lieber Qualität als Quantität“ – das ist ihre Devise, und man merkt ihr an, dass sie Käseherstellung als „besondere Wissenschaft“ versteht und mit Leben füllt. Auch der Verfasser dieser Zeilen durfte verschiedene Ziegenkäsesorten kosten und – ja – bei den Produkten, die Frau Knauer herstellt, handelt es sich wirklich um exquisite Köstlichkeiten.

Bei der Nutztierhaltung gehe es bekanntlich meist auch um Fleischproduktion. Das sei beim Vogelsberger Ziegenhof nicht anders. Familie Knauer lässt im Vogelsberg schlachten, ist aber weiterhin auf der Suche nach einem möglichst biozertifizierten Schlachtbetrieb, um die Vermarktung zu optimieren. Die schon etwas älteren Milchziegen eignen sich, so Milena Knauer, nur zur Wurstherstellung – etwa für Pfefferbeißer oder auch eingekochte Wurstsorten. Aber das Fleisch von Ziegenlämmern, die im Alter von drei bis sechs Monaten geschlachtet werden, lasse sich vorzüglich als „Sonntagsbraten“ genießen. Es ist zart und fettarm und, schwärmt sie, „fast mein Lieblingsfleisch – nur durch Kaninchen zu toppen“. Überhaupt – Fleisch vom Zicklein sei weit besser als sein Ruf – am besten einfach mal vorurteilsfrei probieren, so Kauer abschließend.

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