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Kommentar von Alsfelds Wehrführer Carsten Schmidt zum Impfschutz bei den Freiwilligen Feuerwehren„Die Feuerwehren warten. Immer noch“

ALSFELD (ol). Hessens Feuerwehren sind enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass sie und ihr Engagement für das Allgemeinwohl ihrer Meinung nach zu spät bei der Impfpriorisierung berücksichtigt werden. In einem Kommentar macht nun auch Alsfelds Wehrführer Carsten Schmidt auf den bislang mangelnden Impfschutz der Vogelsberger Feuerwehren aufmerksam. „Die Feuerwehren warten. Immer noch“, kommentiert er kritisch – in anderen Landkreisen sei das anders.

In dieser Woche hatte sich bereits der Landesfeuerwehrverband Hessen zu der mangelnden Impfpriorisierung für die Einsatzkräfte geäußert und eine sofortige Impfmöglichkeit gefordert. „Leider sind wir ‚Retter ohne Schutz‘ – mit Wissen aller Beteiligten. Durch die Ablehnung der Forderung auf eine Sondergruppe in der Impfpriorisierung zeigt die Landesregierung mangelnde Sensibilität, aber auch fehlende Wertschätzung des Engagements der Feuerwehreinsatzkräfte, die für die Be­völkerung jederzeit präsent sein muss“, heißt es in der Stellungnahme des Verbands.

Die Einsatzkräfte der Feuerwehren würden sich einem hohen gesundheitlichen Risiko bei direkten Kontakten beispielsweise Unfällen, bei Hilfestellungen für den Rettungsdienst oder Türöffnungen aussetzen.

In einem Kommentar macht nun auch Alsfelds Wehrführer Carsten Schmidt auf den bislang mangelnden Impfschutz der Vogelsberger Feuerwehren aufmerksam. Den Kommentar lesen Sie im Folgendem im Wortlaut.

Kommentar von Wehrführer Carsten Schmidt

„Rund 50 Mal rückten die Ehrenamtlichen aus dem Alsfelder Feuerwehrhaus in diesem Jahr schon aus. In den letzten zehn Einsätzen waren es drei Verkehrsunfälle und zwei Unterstützungen des Rettungsdienstes. Hier arbeitet man ‚Hand in Hand‘ mit hauptberuflichen Rettern. Polizei, Rettungsdienst, Rettungshubschrauberbesatzungen, alle schon geimpft. Die Feuerwehren warten. Immer noch. In der Impfgruppe drei soll man dran sein. Wann das sein soll, kann niemand beantworten.

Das was die Stadt Alsfeld für ihre Retter tun kann, um sie zu schützen, ist schon lange passiert. Hier kann man sich aufeinander verlassen, schon immer. Viel hat sich geändert in der Feuerwehr. Die Fahrzeuge sind nicht mehr voll besetzt, um Abstand zu halten, FFP2-Masken werden zur Verfügung gestellt, richtiges Verhalten wird geschult, viel mehr geht nicht. Immer wieder werden Maßnahmen angepasst und die Feuerwehrmitglieder über Newsletter informiert.

„Sie schützen sich, um andere retten zu können“

Die wichtigen Übungen in der Feuerwehr finden seit Monaten nicht mehr statt, wenn nur noch online. Die meisten Kommunen haben sie ausgesetzt, auch wenn sie von Landeseite nie verboten waren. Die Feuerwehr darf immer üben, auch während des härtesten Lockdowns. Warum übt sie nicht? Die meisten Führungskräfte in Alsfeld haben zwei- oder vierwöchige Vollzeit-Lehrgänge im Bereich der Atomar-Biologische-Chemische Gefahren besucht. Sie wissen um die Gefahr von Viren. Also warten sie, vermeiden Kontakte, begrenzen die Aufenthaltsdauer. Sie schützen sich, um andere retten zu können. Manchmal werden sie belächelt von Kollegen am Arbeitsplatz.

Viele Einsatzkräfte lassen sich testen, freiwillig, mehrmals die Woche. Im Mai will die Feuerwehr wieder praktisch üben, die Pläne liegen in der Schublade – mit Schnelltest. ‚Vor der Lage sein‘ ist ein Grundsatz in der Feuerwehrführungsarbeit. Nicht auf Sicht fahren, sondern nach festen nachvollziehbaren Routen, vielleicht auch mit Umleitung, aber das Ziel immer in Sicht.

Manchmal ist es schwierig Abstand zu halten. Bei Verkehrsunfällen krabbelt ein Feuerwehrmann/frau ins Unfallfrack, der innere Retter. Er beruhigt den Verunfallten, erklärt was passiert, assistiert dem Rettungsdienst. Die Unterstützung des Rettungsdienstes ist zu einem festen Bestandteil der Feuerwehrarbeit geworden. Ob die ‚Hilfelose Person hinter Tür‘, hinter der sich eine ganze Bandbreite an Einsätzen verbirgt, oder die Tragehilfe mit der Drehleiter; hier werden erkrankte Personen mit der Drehleiter aus den Häusern gerettet, wenn der Weg durchs Treppenhaus zu schmal oder nicht möglich ist. Abstand in einem knapp zwei Meter langen und 1,2 Meter breiten Korb zu halten ist doch recht schwierig.

„Feuerwehrleute klagen selten, sie packen an“

Feuerwehrleute klagen selten, sie packen an. Dafür sind sie bekannt. Unfälle oder Katastrophen: immer kommt zuerst die Feuerwehr. Viele haben als stillen Protest ihre „Social Media Accounts“ mit Hinweisen auf den mangelnden Impfschutz versehen. Landesfeuerwehrverbände trommeln und weisen auf den Missstand hin, passiert ist bisher wenig. Impfgruppe 3 bleibt, da wäre man ja schon priorisiert. Im Kreis Olpe und im Hochsauerland werden die Feuerwehren mit Impfresten geimpft. Schon heute bleiben Feuerwehrleute Einsätzen fern, weil sie die Gefahr einer Ansteckung im Einsatz scheuen.

Leider fehlt der Feuerwehr die ‚Lobby‘ an der richtigen Stelle. Hier ist man wohl der Meinung, die Feuerwehr ist gut ausgebildet und kann sich selbst schützen. Da sage ich ‚Danke‘ für das Lob an die Ausbildung. Übrigens: Der meist gebrauchte Helm bei der Feuerwehr ist aus Alu, sagt aber nichts über die Impfbereitschaft aus.“

6 Gedanken zu “„Die Feuerwehren warten. Immer noch“

  1. Da sollen doch schon wieder Frauen von Katastrophenschutzmitarbeitern ober Frauen von Betreuer/Mitarbeiter vom Impfzentrum ausser der Reihe geimpft worden sein. Da kann die Inmpfspringerliste ja nicht funktionieren. So ist das in VB, und die Verantwortlichen Herren deckeln das alles, ein Hoch auf diese Personen.

  2. Da kommt mir das kotzen, haupt
    Sache die draengler und die
    haeuslichen Scheinpfleger werden geimpft, in Kreis Giessen
    läuft es besser, wo bleibt die Wertschätzung.

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  3. „In der Impfgruppe drei soll man dran sein. Wann das sein soll, kann niemand beantworten.“
    Ich kann die Enttäuschung der Feuerwehrleute total nachvollziehen.
    Auch die Bestatter sind erst in der Impfgruppe III dran, obwohl die oft sehr direkten Kontakt mit Coronapatienten (-verstorbenen) haben. Auch auf der „Impfspringerliste“ werden sie nicht berücksichtigt. Auf Nachfrage wurde uns geantwortet: “ … auch ein Busfahrer hat Kontakt mit Coronapositiven Menschen.“ Welch eine Arroganz und welcher Hohn aus so einer Aussage herausklingt!
    Hauptsache irgendein Amtsträger und dessen Ehefrau wurden mit übriggebliebenen Impfdosen versorgt, aber die ehrenamtlichen und hauptberuflichen Dienstleister am Allgemeinwohl der Bevölkerung müssen sich hinten anstellen. „Die sind ja gut ausgebildet“ und können sich somit selber schützen!?
    Ich komme mir in unserem Landkreis ziemlich vera…. vor!
    In Zeiten der Pest haben die „Pesthelfer“ solange geholfen, bis sie selbst gestorben sind. Scheinbar gelten hier noch die gleichen Prioritäten wie seinerzeit im Mittelalter. Vielen Dank dafür …

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    1. Jens, die Erzieherinnen die ich kenne, wollten sich fast alle nicht impfen lassen. Mein Mann ist bei der Feuerwehr, er lässt sich nicht testen und schon gar nicht impfen. Ich werde auch kein Versuchskaninchen bei dem nicht Langzeit getesteten und Genbasierten Impfstoff sein. Dann also, der nächste bitte.

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  4. Liebe Feuerwehreindstzkräfte, Eure Meinung oder Auffassung ist richtig, die Wertschätzung ist nicht sehr hoch beim Land und beim Kreis, siehe Thema Atemschutzstrecke. Wichtig ist aber doch beim Impfen, das die Ehepartner der Mitarbeiter im Impfzentrum jetzt geimpft sind, denke das liegt an der Impfreihenfolge. Warum gibt es eine Springerliste.
    So kann Euch bei Einsätzen mit diesem Personenkreis nichts passieren. Wünsche Euch bei eurem Ehrenamt viel Spass und wenig Einsätze.

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