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Rotary Club Alsfeld spendet für Elisabethen-Turm in Ober-OhmenEine Spende für einen ganz besonderen, historischen Turm

OBER-OHMEN (ol). Der Elisabethen-Turm des Ober-Ohmener Gotteshauses ist mehr als historisch – und um diesen besonderen Turm auch eine adäquate Beleuchtung zu ermöglichen, spendete der Rotary-Club Alsfeld mit seinem Präsidenten Prof. Dr. Hubertus Brunn kürzlich 500 Euro.

Doch was macht diesen Elisabethen-Turm denn so besonders? Einen umfassenden Einblick gibt der Rotary Club in seiner Pressemitteilung. In dieser heißt es: Die Steine auf dem Boden stammen noch von den Erbauern aus der Spätromantik. Die Mauern des Turmes sind dick und wurden als Bruchsteinmauerwerk mit Basaltgestein vermutlich aus dem heimischen Vogelsberg ausgeführt. Beendet wurde der Bau in der Zeit der Frühgotik in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Der rund 40 Quadratmeter große Turm hat gotische Fensteröffnungen und wird von einem Kreuzrippengewölbe überspannt, welches ein Schlussstein mit der Darstellung des Lammes Gottes trägt. Das flache Zeltdach erhielt der Bau wahrscheinlich im 18. Jahrhundert. Im Westen, in Richtung Kirche, gibt es einen runden Chorbogen, durch den man zur heutigen 1792 bis 1794 erbauten Kirche gelangen kann.

Die ursprüngliche Kirche wird erstmals 1224 erwähnt. Die alte Tür, durch die man den Turm betritt, stammt vermutlich noch aus dem Mittelalter. In der Wand, wo sich die Tür zum Turm befindet (Süden), wurde das ursprüngliche Spitzbogenfenster aus unbekannten Gründen vermauert und stattdessen eine neue, kleinere Fensteröffnung etwas entfernter zur Tür gebrochen. Es gibt kaum Veränderungen des Raumklimas ˗ auch bei schwankenden Außentemperaturen, was wesentlich zur Erhaltung der Malereien beigetragen haben dürfte.

Kostbare Malereien

Die erste Ausmalung stammt aus der Bauzeit und ist noch weitgehend vorhanden. Es handelt sich um die oxidroten, ornamentalen und architekturgliedernden Wandmalereien wie Quadermalereien, Sterne und Lilien und insgesamt zwölf Weihekreuze und das nach oben zum Gewölbe hin abschließende rote Band. Dieses Band ist mit einer schwungvoll ausgeführten Fugenmalerei ausgestattet. Auf diese ersten Malereien wurden vermutlich im 14. oder 15. Jahrhundert Heiligenfiguren aufgemalt.

Warum diese ohne erneute Grundierung auf die ursprünglichen Malereien aufgetragen wurden, ist nicht zu erklären. So liegt die rotbraune Unterzeichnung stellenweise direkt auf der Quadermalerei, den Weihekreuzen oder der Lilie über dem Eingangsbereich auf. Aus dieser zweiten Malphase sind überwiegend nur noch die Unterzeichnungen der Figuren erhalten, die in einem roten Ocker sehr schwungvoll und sicher ausgeführt wurden.

Auf der Südwand ist zu erkennen, dass bereits bei der Unterzeichnung Korrekturen vorgenommen wurden. So wurde beispielsweise die Kopfstellung der dargestellten Figur nachträglich korrigiert. Von der aufbauenden Malerei (farbliche Ausmalung) sind nur noch wenige Fragmente erhalten geblieben. Dennoch zeugen die erhaltenen Reste von einer vielfältigen Farbpalette und einer plastischen Ausgestaltung.

Heiligenbilddarstellungen

Bei den Heiligendarstellungen an den Wänden handelt es sich erstaunlicherweise ausnahmslos um Frauen. Möglich sei, dass wandernde Maler mit der Ausführung beauftragt wurden. Faszinierend sei, dass je nach Lichteinfall die Malereien unterschiedlich wirken. Bis zur Zeit der Reformation wurden die Messen lateinisch abgehalten. Doch das einfache Volk konnte weder lesen noch schreiben und verstand auch kein Latein. Deshalb waren Bilder oft die „Predigten“ für die normale Bevölkerung.

Betritt man den Turm, fällt als erstes eine der größten Malereien direkt gegenüber ins Auge. Man sieht die Heilige Elisabeth (13. Jh.) bei der Speisung eines Kranken. Sie war eine ungarische Königstochter, die früh nach Thüringen kam, um den Landgrafensohn Ludwig zu ehelichen. Sie wollte Jesus mit ihrem Leben dienen und verrichtete die niedersten Dienste an Kranken und Armen. Dazu setzte sie auch ihr Vermögen ein und dieses für Adlige unübliche Verhalten machte sie bald überall bekannt.

Geht man im Uhrzeigersinn weiter, sieht man die Heilige Regina mit einem Kreuzstab, auf dem eine Taube sitzt und einem Schwert. Sie lebte im 3. Jh. und wurde von ihrem Vater verstoßen, als sie den christlichen Glauben annahm. Später wurde sie enthauptet. An der nächsten Wand ist die Heilige Dorothea mit einem Korb zu sehen. Ein Engel soll ihr diesen mit Blumen und Früchten gereicht haben. Sie lebte im 3. Jh. und starb als Märtyrerin.

In der anschließenden Fensternische ist links die Thronende Madonna mit Christuskind (Segensgeste) und ein kniender König, beziehungsweise Magier (vermutl. Melchior) mit darreichender Gabe abgebildet. Auf der rechten Seite sind Caspar und Balthasar mit ihren Gaben zu sehen. Daneben sieht man die Heilige Verena mit dem für sie typischen Doppelkamm. Sie war eine Eremitin aus Theben und soll sich in einer engen Höhle eingeschlossen haben. Außerdem heilte sie Blinde und Besessene. Diese Kapelle war wohl ursprünglich nach ihr benannt. Wie die Heilige Elisabeth diente sie den Menschen unermüdlich in christlicher Nächstenliebe und hatte dadurch Vorbildcharakter. Sie starb gegen 320 n. Chr.

Neben der Eingangstür sieht man gemeinsam die Heilige Katharina von Alexandrien mit Rad und Schwert. Mit dem Rad wurde sie angeblich gefoltert, damit sie sich vom Christentum abwenden sollte. Sie lebte von 305 – 312 und starb als Märtyrerin. Daneben ist das Bild der Heiligen Maria Magdalena mit Kreuzstab und Märtyrerpalme. Sie war eine Begleiterin Jesu.

Sakramenten-Nische

Hier wird Christus als Weltenrichter dargestellt. Die Nische hat eine umlaufende Maßwerkmalerei und wurde wahrscheinlich erst nach den figürlichen Malereien eingelassen. Die Christusfigur selbst ist nicht mehr erhalten und wurde möglicherweise abgeschlagen. Mittlerweile sind die Fresken so aufgearbeitet, dass sie für die Zukunft erhalten bleiben. Sie sind ein Fenster in die Vergangenheit. Im Turm werden auch immer Andachten abgehalten und da entsteht ein ganz besonderes Ambiente. Auch kleine Konzerte wurden dort schon veranstaltet.

Um diesen besonderen Turm-Raum auch eine adäquate Beleuchtung zu ermöglichen, spendete der Rotary-Club Alsfeld mit seinem Präsidenten Prof. Dr. Hubertus Brunn 500 Euro. Kirchenvorstandsvorsitzende Edith Schneider freute sich über die Mitfinanzierung des Rotary Club Alsfeld und sie dankte Brunn dafür. „Es soll eine Radleuchte angeschafft werden“, so Edith Schneider. „Timo Sann, ein Grünberger Metallbauer, und Heinz Heuser von Haustechnik Heuser aus Sellnrod werden gemeinsam diese Radleuchte, zugeschnitten auf den Elisabethen-Turm, bauen“, so Pfarrer Markus Witznick. Prof. Hubertus Brunn freut sich schon jetzt darauf, wenn wieder die Möglichkeit besteht, Andachten in dem historischen Turm zu besuchen.

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