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Großteil der Beschäftigten im Vogelsbergkreis in KurzarbeitDramatische Lage im Gastgewerbe: Gewerkschaft NGG fordert Mindest-Kurzarbeitergeld

VOGELSBERG (ol). Angesichts vermutlich weiterhin geschlossener Restaurants, Cafés und Hotels im Vogelsbergkreis macht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf die wachsende Notlage der Beschäftigten aufmerksam – und fordert die Einführung eines Mindest-Kurzarbeitergeldes von 1.200 Euro im Monat.

Die NGG geht davon aus, dass die Kurzarbeit aktuell erneut die Ausmaße des Lockdowns vom Frühjahr vergangenen Jahres angenommen hat. Damals meldeten 126 gastgewerbliche Betriebe im Vogelsbergkreis Kurzarbeit an – das sind 73 Prozent aller Betriebe der Branche im Landkreis, heißt es in ihrer Pressemitteilung.

In dieser heißt es weiter: Die Zahl der Köche, Kellner und Hotelfachleute in Kurzarbeit stieg im April 2020 auf 572. Das gehe aus einer Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit hervor. Nach Angaben des Ifo-Instituts seien im Januar 2021 bundesweit 56 Prozent aller Beschäftigten des Gastgewerbes in Kurzarbeit gewesen. Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft habe die Quote bei lediglich 7,8 Prozent gelegen.

„Im Unterschied zu anderen Branchen dauert der derzeitige Lockdown für die Gastronomie und Hotellerie immerhin schon seit Anfang November. Die Beschäftigten wissen nicht mehr, wie sie noch ihre Miete bezahlen sollen. Ihre letzten Reserven sind längst aufgebraucht. Und es könnten noch Monate vergehen, bis Hotels und Gaststätten wieder öffnen“, sagt Andreas Kampmann, Geschäftsführer der NGG-Region Nord-Mittelhessen. „Wegen ohnehin niedriger Löhne und fehlender Trinkgelder spitzt sich die Lage der Beschäftigten auch im Vogelsbergkreis dramatisch zu. Ohne schnelle und unbürokratische Hilfe drohen den Menschen existentielle Probleme“, betont Kampmann.

Zusammen mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat die NGG deshalb Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Koalitionsspitzen in einem offenen Brief aufgefordert, ein branchenübergreifendes Mindest-Kurzarbeitergeld in Höhe von 1.200 Euro pro Monat einzuführen. Am 11. Februar debattiert auch der Deutsche Bundestag über das Thema. Außerdem haben ver.di und die NGG eine Online-Petition zum Mindest-Kurzarbeitergeld gestartet. Weitere Infos unter: https://www.ngg.net/mindest-kug

„Wenn die Politik Unternehmen mit enormen Steuermitteln unterstützt, um eine Pleitewelle zu verhindern, dann muss auch genug Geld für die da sein, die jetzt jeden Cent zweimal umdrehen müssen“, sagt Andreas Kampmann. Gerade in kleineren Pensionen und Gaststätten in der Region verdienten viele Beschäftigte kaum mehr als den gesetzlichen Mindestlohn. Eine Kellnerin, die in Vollzeit zum Mindestlohn arbeitet, komme im ersten Bezugsmonat auf nur 728 Euro Kurzarbeitergeld (ledig, ohne Kinder, Kirchensteuer), so die NGG. Selbst nach der Erhöhung auf 80 Prozent des Einkommens, wie sie nach sieben Monaten Kurzarbeit greift, blieben nur 971 Euro im Monat.

3 Gedanken zu “Dramatische Lage im Gastgewerbe: Gewerkschaft NGG fordert Mindest-Kurzarbeitergeld

  1. Na ihr Kommentatoren Elke und
    Co, habt ihr keine Meinung zu den Gastst. Die sind doch die wirklich Verarschten bei dieser ganzen Scheisse

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  2. Unfassbar was unsere Regierung mit den Gaststätten und dem
    Kleingewerbe macht. Das ist Massenvernichtung im Handwerk.
    Wie die Lemminge laufen alle hinterher in ihren wirtschaft
    lichen Harrakiri. Wer zaehlt
    Diese Opfer nach Corona. Und
    die in Brüssel treten euch auch noch in den Hintern.
    Und wieder folgt der Ruf nach
    Helmut Schmidt und Co.

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    1. Ja, die Aussichten für den Einzelhandel, das Gastgewerbe, die gesamte Tourismusbranche sind alles andere als rosig. Aber das Bild von den Lemmingen, die in den wirtschaftlichen Harakiri laufen, ist falsch. Man muss zugestehen, dass eine solche Pandemie-Krise, wie sie und derzeit belastet, noch nie da war und die Politik, die nie sonderlich kreativ war, massiv überfordert. Auf bestehende Erfahrungen, Modelle usw. kann sie nicht zurückgreifen und müsste ein völlig neues Krisenmanagement entwickeln. Doch das ist leichter gesagt als getan. Es fehlt ein Notfallplan, mittels dessen einschränkende Maßnahmen rigoros durchgezogen werden könnten. Und diese Maßnahmen hätten punktuell dort ansetzen müssen, wo tatsächlich die Ausbreitung der Seuche ihren Ursprung hat bzw. gepusht wird. Aber leider kennt man diese Wirkungsgesetze und die ihnen entsprechenden gezielten Maßnahmen nicht. Diese hätte man über Jahrzehnte erforschen müssen. Das hätte nur einen Bruchteil dessen gekostet, was man jetzt an Lockdownschäden zu verkraften hat. Man kannte die Gefahr von Pandemien. Aber es fehlte der Weitblick, und es sollte vor allem gespart werden. Ergebnis: Nach der schwarzen Null eine gigantische Schuldenaufnahme, aber wiederum ohne ein Konzept, das den gezielten Einsatz der vorhandenen Gelder erlaubte. Das bedeutet: Erst macht man weite Teile der Wirtschaft platt. Und anschließend streut man darüber im Blindflug und mit der Gießkanne Fördermittel aus, die dann aber nur ja nachhaltig, klimaneutral und zukunftsträchtig verwendet werden sollen. Doch was sich wie am Ende auswirkt, weiß man nicht. Also wird nach den üblichen wortreichen und scheinplausiblen Begründungs-Fakes entschieden, die den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nur rein gedanklich konstruieren und in wohlklingende Phrasen kleiden. Alle schnattern klug daher, niemand weiß Bescheid, und keiner will es gewesen sein, wenn es schief geht.

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