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Zwei Einrichtungen im Vogelsberg - "Umsatzeinbußen durch regelmäßige Corona-Testungen"Pflegedienstleister Cura Sana meldet teilweise Insolvenz an

VOGELSBERG (ol). Die Cura Sana Gruppe, die unter anderem im Vogelsberg zwei Einrichtungen (Grebenau und Freiensteinau) betreibt, befindet sich im vorläufigen Insolvenzverfahren. Auch durch stark erhöhte Kosten für regelmäßige Corona-Testungen habe Cura Sana deutliche Umsatzeinbußen verzeichnet, heißt es als Begründung.

Dem Antrag auf ein vorläufiges Insolvenzverfahren von zehn Gesellschaften der Cura Sana Gruppe durch die Geschäftsführung hat das Amtsgericht Limburg am 27. Januar zugestimmt. Als vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Fachanwalt für Insolvenz- und Steuerrecht Dr. Peter G. Theile bestellt. Die Gesellschaften betreiben zusammen neun Altenpflegeheime sowie vier Tagespflegeeinrichtungen in Hessen und Baden-Württemberg. Im Vogelsberg gibt es Einrichtungen in Grebenau und Freiensteinau.

Hintergrund: Nachdem die Cura Sana Gruppe laut Pressemitteilung vor rund zwei Jahren ein positives Jahresergebnis erwirtschaftete, wirke sich neben dem Fachkräftemangel vor allem die Pandemie auf das Ergebnis 2020 aus: Bei gleichzeitig stark erhöhten Kosten für regelmäßige Corona-Testungen habe Cura Sana deutliche Umsatzeinbußen verzeichnet.

Der vorläufige Insolvenzverwalter habe jetzt einen Mergers and Acquisitions (M&A)-Prozess angestoßen. Damit werden Transaktionen bezeichnet, bei denen sich Unternehmen oder andere Gesellschaften zusammenschließen oder eine Gesellschaft von einer anderen gekauft und integriert wird.

„Mein Ziel ist es, bis Ende März einen oder mehrere Investoren zu finden, um die Betreuung und Pflege der alten Menschen in der Region für die Zukunft neu aufzustellen“, erläutert Dr. Peter Theile. „Wir haben positives Echo aus dem Markt vernommen und schon erste Interessensbekundungen sowohl für die gesamte Gruppe als auch für einzelne Gesellschaften erhalten.“

Gehälter sollen bis März gesichert werden

Um die Auszahlung der Gehälter der 415 Mitarbeiter im vorläufigen Verfahren sicherzustellen – und damit auch die engagierte Versorgung der pflegebedürftigen Bewohner und Tagespflegebesucher–, werde der Sanierungsexperte Dr. Theile bei der Agentur für Arbeit Insolvenzgeld für die Monate Januar bis März beantragen. Die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes habe er bereits in die Wege geleitet.

„In Gesprächen mit einigen Schlüssellieferanten haben diese ihre Unterstützung signalisiert, so dass ich sehr zuversichtlich bin, dass sie weiterhin zum Unternehmen stehen. Dazu gehören auch Zeitarbeitsfirmen, auf die Cura Sana aufgrund von Quarantänebestimmungen angewiesen ist. Bewohner und ihre Angehörigen können daher beruhigt sein“, so Dr. Theile weiter.

Insgesamt gehören zur Cura Sana Gruppe, deren Sitz Bad Camberg ist, 13 Gesellschaften, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Für die Cura Sana Südwest gGmbH sei bereits am 13. Januar 2021 ein vorläufiges Insolvenzverfahren angeordnet worden, auch hier sei Dr. Peter Theile der vorläufige Insolvenzverwalter. Da die Cura Sana Waldeck-Frankenberg gGmbH und Cura Sana Lahn Dill gGmbH derzeit nicht operativ tätig sind, wurde für sie kein Insolvenzantrag gestellt.

Die Gesellschaften der Cura Sana Gruppe im vorläufigen Insolvenzverfahren:

  • Cura Sana Pflegedienste gGmbH
  • Cura Sana Catering GmbH
  • Cura Sana Immobilien GmbH
  • Cura Sana Gießener Land gGmbH
  • Cura Sana Limburg-Weil gGmbH
  • Cura Sana, Rheinhessen gGmbH
  • Cura Sana Vogelsberg gGmbH
  • Cura Sana Wetterau gGmbH
  • Cura Sana Main-Kinzig gGmbH
  • Cura Sana Pflegedienste gGmbH
  • Cura Sana Südwest gGmbH

Reaktionen von den Bürgermeistern aus Grebenau und Freiensteinau zu den Insolvenzen

„Über den Insolvenzantrag habe ich über die Pressemeldung erfahren. Wir wurden direkt nicht informiert“, erklärte Freiensteinaus Bürgermeister Sascha Spielberger. Bereits in der Vergangenheit haben man die Geschäftsführung in ihrer Informationspolitik als eher zurückhaltend wahrgenommen. Dass es in der gesamten Branche an Fachkräften mangele und auch Cura Sana dauerhaft auf der Suche nach Pflegekräften ist, sei kein Geheimnis. „Mir ist ohnehin ein Rätsel, wie es die gesamte Branche schafft, die pandemiebedingten Zusatzbelastungen überhaupt zu schultern – das verdient höchste Anerkennung“, erklärt Spielberger. Von finanziellen Schwierigkeiten habe er nichts gehört.

Das Cura Sana sei eines von zwei Pflegeheimen in der Gemeinde und auch der Bedarf an Plätzen sei groß und steige stetig an. Spielberger gehe nicht von einer Schließung des Heims aus, falls doch, wäre das „schlichtweg eine Katastrophe für alle Beteiligten, für die Belegschaft, für den Ort, für die Pflegebedürftigen und deren Angehörigen“. In der Region gebe es nicht genügend Pflegeplätze, um das eine Schließung abzufangen. Dennoch zeigt er sich optimistisch, dass ein neuer Betreiber gefunden werde. Die Gemeinde stehe dem Pflegeheim – so wie allen Betrieben – mit den Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen, unterstützend zur Seite.

Lars Wicke, der Bürgermeister von Grebenau, wurde durch die örtliche Heimleitung über die Insolvenz informiert, es herrsche ein gutnachbarschaftliches Miteinander. „Ich hoffe, dass ein Investor/Pflegedienstleister das Haus übernimmt und den Fortbestand sichert. Wichtig ist dabei ein reibungsloser Übergang sowohl für die Bewohner als auch für die Mitarbeiter“, erklärte Wicke. Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter würden in dieser ohnehin schon komplizierten Zeit Sicherheit benötigen.

Auch Wicke zeigt sich optimistisch – der Neubau des Hauses, Lage und auch das Alter des Gebäudes, was allein für den zweck einer Pflegeeinrichtung gebaut sei, würden für sich sprechen. Die Stadt selbst sei froh über dieses Angebot, was ein wichtiger Punkt in der sozialen Infrastruktur von Grebenau sei.

 

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass auch das Pflegeheim in Herbstein zur Cura Sana Gruppe gehört. Das Pflegeheim in Herbstein wird zwar noch auf der Homepage von Cura Sana aufgeführt, gehört jedoch mittlerweile nicht mehr zu der Kette. Der neue Betreiber ist seit 2019 die Dorea Gmbh mit Sitz in Berlin. 

16 Gedanken zu “Pflegedienstleister Cura Sana meldet teilweise Insolvenz an

  1. Der Geschäftsführer wirtschaftet extrem schlecht. Die Zahl der Freiberufler und Zeitarbeiter ist extrem hoch da es keine unbefristeten Verträge gibt und die Gehälter niedriger als bei jedem anderen Anbieter sind. Also findet Herr Klinke der GF kein Personal. Hinzu kommt das schon seit Jahren nicht zum ersten gezahlt wird sondern zwischen dem 4. und 11. des Monats je nach Gusto sodaß niemand planen kann. Dieser Mangel an Mitarbeitern und die Sturheit eines nicht beratungsfähigen GF der sich als alleiniger Herrscher sah führen dazu. Die Immobilien sind gut die Idee der Gebäude für Pflegeheime super. Der neue Betreiber hat gute Voraussetzungen aber mit einem extrem schlechten Ruf zu arbeiten.

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      1. Sie können meine Erfahrungen mit dem C.S. gern unter dem Blog “ Der Aufklärer“ nachlesen.
        Wer seine MitarbeiterInnen wie raeudige Hunde behandelt, muss sich nicht wundern, wenn ihm alsbald in die Hand gebissen wird !

  2. Nur noch zum 🤮 das Ganze. Hier wird nicht mehr an die Pflegebedürftigen gedacht, sondern nur, wie man mit den Einnahmen genug Geld scheffeln kann. Bei vollen Heimen ist eine Insolvenz eigentlich ein Unding, wenn man mal überlegt, wieviel Geld nur ein einziger Pflegebedürftiger monatl.,trotz Pflegestufe, zu zahlen hat!

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    1. @GeehrteOberhessin- Und zumal sich das beste pflegerische- und Betreuungsangebot auf KundInnen mit Pflegegrad 4 und 5 konzentriert, weil diese bedauernswerten Menschen das richtig Fette Kapital in die Kassen der Pflegeheime spült !

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  3. Pflegeheime viel zu teuer wer kann sich das noch leisten. Dir als Partner bleibt
    Kaum Geld zum Leben obwohl ich immer gearbeitet habe blieb kaum was übrig.
    Man rutscht ganz schnell in Altersarmut

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  4. Wenn Gewinne an Investoren abgeführt werden dann bleibt kein Geld für Personal und ohne ausreichend Personal dürfen nicht alle Betten belegt werden. Das bedeutet weniger Einnahmen! Schade für die Heimbewohner und das Personal. Für die privaten Investoren denen 5% und mehr Rendite versprochen wurde gut es mir nicht leid. Ich hoffe es findet sich jemand der die Betroffenen Einrichtungen professionell weiterführt!

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    1. Noch vor wenigen Jahren wurde ermittelt, dass private Pflegeheime 40% der Betriebskosten für Personalkosten aufwenden, staatliche und kirchliche Träger dagegen ca.29 % darüber.
      Da muss man über die Qualität der Pflege nicht mehr spekulieren !
      Jedem das Seine ?

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  5. Wenn man sich die Jahresabschlüsse per 31.12.2018 der Gesellschaften im Unternehmensregister ansieht wird schnell klar dass die Unternehmen schon seit längerer Zeit nicht gesund sind.
    Die Corona-Tests sind offenbar eine Schutzbehauptung um das Versagen der Geschäftsführung zu verschleiern.

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  6. Diese Altenheime sind nicht für die Menschen da sondern zum Geld zu scheffeln und wenn es hagt machen sie zu oder wollen zu machen.Das sollte eine Gelddruck Maschiene werden.

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  7. Wer die letzten Berichte verfolgt hat fragt sich doch sicher,ob Münchhausen hier die Betreuung leitet. Gut das Corona für Cura Sana aushilft.

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  8. Es kann nicht sein, dass ein so großes Geflecht an GmbHs in Insolvenz gehen muss, aufgrund der erhöhten Kosten für Corona-Tests.
    Zumal es für diese Zusatzaufwendungen ein Angebot vom Bund gibt, der die Kosten übernimmt oder zumindest einen Teil davon. So sagte es Herr Bundesminister für Gesundheit, Jens Spahn, gestern Abend live bei „BILD – Die richtigen Fragen“. Das Video kann man sich noch auf Bild live anschauen. Auch hätte man die Bundeswehr für die Testaufgaben bestellen können, so Spahn.
    Es muss also noch mindestens einen anderen Grund für die Insolvenz geben. Das Geschäft brummt in diesen Zeiten. Die Heime sind voll ausgelastet. Die Pfleger verdienen viel zu wenig. Da erscheint es seltsam, dass das Geschäft keinen Gewinn abwerfen soll.
    Man könnte vermuten, dass es zum Teil auch am verwaltenden „Wasserkopf“ in den oberen Etagen liegt, der hier zu viel Geld kassiert.

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    1. @Heribert – BILD live ?
      Nein danke !
      Dann doch lieber gleich einen ZOMBIE – Film.

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      1. Aber dann bitte einen Zombie-Film mit Ratschlägerei! Herrn Spahn kann man sich spar’n. Der wirkt längst wie ein Robot-Homunculus, der mit stets gleichem Gesichtsausdruck stets das Gleiche sagt.

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      2. Zum Versändnis: Ich bin kein BILD Fanatiker oder sowas. Man muss auch sehr differenziert an die Artikel dieser Zeitung ran gehen und darf nicht auf jede Überschrift anspringen. Aber in diesem Format, das jeden Sonntag ausgestrahlt wird, werden den eingeladenen Leuten auch mal etwas unangenehmere Fragen gestellt. Nicht so lari fari wie bei den öffentlich rechtlichen. Ich finde sehr interessant, wie dabei manche Politiker, unter anderem auch Herr Spahn, in die Bredouille kommen.

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