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Landrat Görig: Luftreinigungsgeräte sind nur eine unterstützende TechnikAuf das Lüften nicht verzichten

VOGELSBERG (ol). „Das ganz normale Lüften ist viel effektiver als der Einsatz sogenannter Luftreinigungsgeräte“ – Auf diesen Nenner bringt Landrat Manfred Görig die derzeitige Diskussion über den Einsatz solcher Geräte an Schulen. Nach derzeitigem Kenntnisstand muss, so der Landrat am Freitag in einer Pressemitteilung, sogar vom Aufstellen elternfinanzierter oder gespendeter Geräte in einzelnen Unterrichtsräumen „dringend abgeraten werden“.

Weiter heißt es in der Pressemitteilung des Vogelsbergkreises, auch das Umweltbundesamt urteilt: Eine verlässliche Reduzierung der SARS-CoV-2-Viren ausschließlich durch mobile Luftreinigungsgeräte sei derzeit „nicht eindeutig nachgewiesen“ und empfiehlt daher die Fensterlüftung.

„Mobile Raumluftreiniger in Unterrichtsräumen können allenfalls als unterstützende Technik zum Schutz vor einer Corona-Infektion eingesetzt werden“, erklärt der Landrat. „Die notwendige Lüftung der Räume zur Reduzierung des CO2-Gehalts und der damit verbundenen Verringerung eines Ansteckungsrisikos entfällt nicht.“ Auch das Umweltbundesamt stehe einem generellen Einsatz solcher Geräte kritisch gegenüber und halte ihn lediglich in Ausnahmefällen als zusätzliche Maßnahme für gerechtfertigt. Denn die Wirksamkeit der mobilen Luftreinigungsgeräte im Hinblick auf die Reduzierung von SARS-CoV-2-Viren „ist in vielen Fällen bislang nicht eindeutig nachgewiesen“, heißt es weiter.

„Von unseren mehr als 1200 Unterrichtsräumen verfügt bereits ein Drittel über mechanische Lüftungsanlagen moderner Prägung. Diese führen den Räumen kontinuierlich Frischluft von außen zu. Die sonstigen Klassenräume haben bis auf wenige Ausnahmen ausreichend Fensterflächen, die die vorgeschriebene Stoßlüftung zulassen“, betont der Landrat. Lediglich die innenliegenden Unterrichtsräume verfügen meist nur über ältere Lüftungsanlagen, die eine mit Aerosolen belastete Luft nicht in vollem Umfang abführen können.

Diese drei Bereiche seien hinsichtlich der Infektionsgefährdung unterschiedlich zu bewerten. „Im Hinblick auf den Einsatz von geeigneten Raumluftreinigern stehen dabei die innenliegenden Räume an erster Stelle“, so Manfred Görig, „daher führen wir aktuell noch bis Anfang nächster Woche Begehungen an unseren Schulen durch und stimmen uns mit den Schulleitungen hinsichtlich der Notwendigkeit von Raumluftreinigern ab.“ Dabei werde unter anderem geprüft, ob innenliegende Räume überhaupt genutzt werden müssen, ob es Räume mit eingeschränkter Lüftung gebe und wo der Einsatz von ergänzenden Raumluftreinigern schulorganisatorisch erforderlich sei. „Im Ergebnis stehen dann Anzahl und zukünftiger Standort der noch anzuschaffenden Raumluftreiniger.“

Der Landrat spricht noch einen weiteren Aspekt an: Das Umweltbundesamt habe ausdrücklich darauf hingewiesen, dass nur hochwertige Durchsatzgeräte mit Hochleistungsschwebstofffiltern (HEPA-Filterklassen H13 oder H14) überhaupt geeignet seien, die gewünschte Funktion zu erfüllen.

Darüber hinaus werde seitens des Bundesamtes sogar vor möglichen Gefahren und Gesundheitsrisiken beim Einsatz von „günstigen Produkten“ gewarnt. Auch der Hessische Kultusminister habe in einem Schreiben an die Schulen geraten, insbesondere elternfinanzierte oder von Fördervereinen finanzierte Geräte, obwohl solche Spenden sicherlich gut gemeint seien, nicht einzusetzen und wenn doch, nur nach technischer Abstimmung mit dem Schulträger.

Was die Anschaffung der Geräte durch den Kreis als Schulträger angeht, weist der Landrat darauf hin, dass „wir bis zum heutigen Tag aus dem vom Land Hessen angekündigten Sonderprogramm für Luftreinigungsgeräte mit gesamt zehn Millionen Euro weder eine konkrete Zuweisung noch eine Empfehlung für bestimmte Geräte haben“. Nach den bisher angewandten Verteilungsschlüsseln wäre eventuell eine Zuweisung von rund 120.000 Euro zu erwarten. Bei einem angenommenen Anschaffungspreis von 2.000 Euro/Gerät wären demnach etwa 60 Geräte zu finanzieren. Diese könnten dann in den wenigen Räumen unterstützend zum Einsatz kommen, wo natürliche Belüftung nicht oder nur schwer möglich sind, beispielsweise innenliegende Räume.

7 Gedanken zu “Auf das Lüften nicht verzichten

  1. Der Abstand zwischen zwei Fettnäpfchen ist ein Görig?

    In dem so dünn besiedelten Vogelsberg stellen die Schulen seit Wochen eine hervorragende Infrastruktur für die Verbreitung des Virus da. Und keiner Politiker nimmt das Problem ernst. Alle Maßnahmen hier im VB sind nur so stark wie die schwächste Maßnahme. Das betrifft die Schulen. Teilt endlich die Klassen, lüftet gut und denkt dann über den Einsatz von Luftreinigungsgeräten nach. Gerade in Alsfeld, Mücke und Lauterbach.

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    1. Ich plädiere nach wie vor für Vorsicht statt Panik und wende mich entschieden gegen die entfachte Welle von Angst und Hysterie und der medial suggerierten Wahnvorstellung es gäbe einen 100% Schutz vor Krankheit und Tod.
      Traumatisieren Sie nicht unsere Kinder, indem sie sie in Angst und Panik versetzen! Alleine das Maskentragen ist eine Zumutung für die Kinder und deren Gehirnentwicklung und wird schwere psychische und soziale Folgen haben! Laut Datenanalyse von Kinderärzten beträgt die Infektionsrate bei Kindern 0,53% (https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-kinderaerzte-ansteckungsgefahr-schulen-100.html).
      Warum plädieren wir nicht für gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse und Vitamin D?
      Wenn es der Regierung wirklich nur um unsere Gesundheit ginge, warum hat unsere Landwirtschaftsministerin Glöckner das in Krebsverdacht stehende Glyphosat-Verbot verhindert? Warum wurde Gentechnik mit unkalkulierbaren Risiken für Mensch, Tier und Pflanzen zugelassen?
      Warum geht der Krieg gegen die Natur mit unwiderruflichen Folgen für Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder unvermindert fort? Warum greift hier nicht auch das Vorsorgeprinzip?

    1. Dem Ingenieur ist nichts zu schwör! Bald werden bestimmt wieder Werbetafeln an der Autobahn aufgestellt. Slogan: Vogelsberg – Wo beim Lüften noch Frischluft in die Bude kommt! Alternativ: Fenster auf statt Lüfter-Kauf!

      Ich fordere: Schluss mit dem Frischluftexport nach Frankfurt!

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      1. Naja, wenn erst die zweite Autobahn da ist, dann ist es vorbei mit der frischen Luft im Vogelsberg

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  2. Ja da hat er wohl Recht unser Herr Landrat!
    Allerdings spiegelt sich hier auch die Befürchtung wieder, dass besorgte Eltern und Lehrer*innen den Einsatz solcher Geräte einfordern könnten. In Frankfurt spenden Eltern den Schulen günstige, für den Häuslichen Einsatz gedachte Geräte – schade ums Geld wie ich meine! Mein Sohn geht auf eine Schule in der konsequent gelüftet wird und Achtung kein Scherz – die Pausen im Klassenverband auf markierten Flächen auf dem Schulhof im Freien verbracht werden. Hoffentlich holt sich bei dieser Witterung keiner einen Schnupfen;-) nicht auszudenken welche Auswirkungen das auf den Schulbetrieb haben könnte. Aus meiner Sicht bemüht sich die Schule hier alles Richtig zu machen, schießt mit der Pausenregelung weit über das Ziel hinaus. Da spätestens auf der Heimfahrt mit dem Bus der Klassenverband wieder aufgelöst wird. Da endet die Verantwortung der Schule und beginnt die des VB Kreis und ein paar Busse mehr, machen das leider auch nicht besser.
    Aus Wiesbaden kommen keine klaren „Ansagen“ für die Schulen und so bastelt jeder am „perfekten“ Hygienekonzept. Ein Wort noch zum Hausunterricht, unser Landrat mag ja IServ („95% Zufrieden, IServ hat sich bewährt“), allerdings was die Schule/Lehrer*innen meines Sohnes daraus machen ist gelinde gesagt ein Witz. Hier fand aus meiner Sicht während des ersten Lockdown keine Zielführende interaktive Kommunikation zwischen den Lehrer*innen und den Schülern statt. Meine Tochter geht auf eine Schule in Schlüchtern MKK und hatte eine neue APP auf ihren Tablet. „Was ist das fragte ich, Papa das ist Teams von Microsoft, sei jetzt still ich habe gerade Geschichtsunterricht“ ;-) Liebe Kreisverwaltung so geht das! Leider wurde der Sommer verschlafen um die Schulen auf erneute Lockdowns und Heimunterricht vorzubereiten. Jetzt im Herbst/Winter 2020 möchte man Covid19 mit Lüften und Decken vertreiben. Ich kann nur hoffen, dass dieser Plan aufgeht und bin echt froh darüber, dass der Vogelsbergkreis so dünn besiedelt ist und wünsche uns allen, dass wir gut und gesund durch diese Pandemie kommen.

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  3. Völliger Unsinn jetzt Luftreiniger zu beschaffen: die Geräte der meisten Hersteller sind aktuell ausverkauft. Lange Lieferzeiten, teilweise bis Ostern 2021 sind im Moment leider Stand der Dinge. Mit der Beschaffung hätte man viel früher anfangen müssen.

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