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Vortrag über Sturzkrankheiten im Alter am Alsfelder KreiskrankenhausKleine Maßnahmen helfen, um ein hohes Risiko zu minimieren

ALSFELD (ol). Informativ, humorvoll und zuweilen philosophisch war der Vortrag, den Dr. Jüres, Chefarzt der Inneren Medizin und der Geriatrie am Kreiskrankenhaus in Alsfeld (KKH), im Rahmen der Vortragsreihe hielt. Die Abendveranstaltung, die nach monatelanger Pause aufgrund der Corona-Pandemie, nun unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln in der Krankenpflegeschule und noch vor dem Corona-Lockdown stattfand, widmete sich dem Thema „Sturzkrankheiten im Alter“. Die Veranstaltungsreihe wurde gemeinsam vom KKH und dem Verein „Freunde und Förderer des Kreiskrankenhaus Alsfeld“ veranstaltet.

„Ich freue mich, dass wir dennoch zusammenkommen – denn viele von uns haben in den vergangenen Wochen und Monaten erfahren, wie bedrängend es sein kann, niemanden zu sehen“, begrüßte Dr. Jüres die knapp 20 Gäste, die mit Mund-Nasen-Bedeckung und ausreichendem Abstand im großen Schulungsraum der Krankenpflegeschule saßen. Weiter heißt es in der Pressemitteilung, die Sturzkrankheit, die „nicht ansteckend, oder genetisch bedingt ist, unter der allerdings viele Menschen im Alter zu leiden haben“, führte Dr. Jüres aus, sei gefährlich. Immerhin stünden statistisch betrachtet, Stürze und die daraus resultierenden Folgen an sechster Stelle bei den Todesursachen in Deutschland.

„Ein kleiner Ausdruck einer Schwäche, eine kleine Unachtsamkeit kann somit weitreichende Folgen haben“, sagte der Fachmann für Innere Medizin, Gastroenterologie, Geriatrie und Palliativmedizin. Eine Teppichkante, ein Stuhlbein, ein Kabel oder eine Türschwelle – Dinge, die zum Alltag gehören, könnten im Alter zur Gefahr werden. Deswegen sei es in Ordnung, wenn man sich der Gefahr entsprechend verhalte: „Seien Sie ruhig mal älter, setzen Sie sich hin zum Hosen anziehen, halten Sie sich fest, wenn Sie schnell aufstehen“, sagte der Mediziner.

Viel nützlicher sei es beispielsweise Gefahren durch gezielte Übungen zu minimieren – zum Beispiel gut gesichert und ganz bewusst auf einem Bein zu balancieren. Auch technische Hilfen können, so führt der Mediziner aus, den Alltag sicherer machen. Bewegungsmelder für das Licht, fixierte Teppiche, Kabel und keine rutschigen Bodenbeläge, ein stabiler Rollator, könnten vor Stürzen bewahren.

Verlust an Selbstvertrauen nach einem Sturz

Oft hätten Stürze und Brüche im Alter eine lange Bettlägerigkeit zur Folge. „Etwa jeder fünfte Sturz bringt so starke Einschränkungen mit sich, dass für viele schon bald ein Umzug ins Pflegeheim ansteht“, mahnte der Mediziner. Auch die psychologische Komponente von Stürzen spiele eine wichtige Rolle. „Denn wer gestürzt ist, verliert oft Selbstvertrauen, bekommt Angst und reduziert seine Aktivität. Depression und Rückzug sind die Folgen“, sagte Dr. Jüres. Menschen verkleinerten sehr oft stark ihren Bewegungs- und Alltagsradius.

Neben eingeschränkten Sinneseindrücken, könne sich das Sturzrisiko auch durch sich verändernde körperliche Fähigkeiten vergrößern. „Die Schritte werden kleiner, man rollt weniger ab, der Rumpf ist vorgebeugt, und Muskeln, Knochen und Sehnen werden schwächer – all das trägt zu unsicherem Gang bei“, sagte der Experte. Auch kämen bei einigen Menschen degenerative neurologische Krankheiten, wie etwa Morbus Parkinson oder Peroneusparese, Probleme mit Schwindel oder verschiedene Medikamente hinzu.

„Geben Sie Obacht, ob etwas herumliegt, auch wenn man meint, der Weg sei frei“, appellierte Dr. Jüres, auch mit Blick auf den nahenden Winter. „Viele Stürze passieren immer wieder im Haushalt. Deswegen darf man sich ruhig mal die Frage stellen, ob denn die Gardinen kurz vor dem dritten Adventswochenende tatsächlich gewaschen werden müssen“, sagte der Facharzt lachend. Denn oft würden ältere Menschen unter sich veränderndem Gleichgewichtssinn, nachlassendem Seh- und Hörvermögen sowie Vergesslichkeit und veränderter Gefahreneinschätzung leiden.

Neben weiteren Hilfen, wie etwa einem Hausnotrufsystem, einem angepassten Eigenheim oder Gehhilfen, seien auch die Schuhe ein wichtiger Faktor, der Sicherheit verleiht: „Schuhe sollten gut passen, hinten geschlossen sein und leicht anzuziehen sein – warum denn nicht auch mit Klett-Verschluss, wenn es einfacher geht?“, sagte Dr. Jüres. „Es gibt viele Hilfsmittel – man muss sie nur annehmen. So kann man leicht viele Risiken minimieren. Und am langen Ende zählt auch die Rücksicht, die Menschlichkeit, Freunde und Familie, die helfen, anregen, motivieren und unterstützen“, erklärte der Mediziner. Der Vortrag markierte, aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen, das Ende der Vortragsreihe für dieses Jahr.

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