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Erlös aus Benefiz-Adventskalender des Club Soroptimist-International Lauterbach-Vogelsberg geht an Verein Target3.000 Euro an Projekt gegen weibliche Genitalverstümmelung

LAUTERBACH (ol). Es war eine Premiere beim  Club Soroptimist-International Lauterbach-Vogelsberg: Zum ersten Mal wurde eine Spende via Zoom übergeben, da Dennis Risse – aus dem Projektmanagement Rüdiger Nehbergs Target e.V. – nur über eine Video-Schaltung an der Club-Sitzung teilnehmen konnte. Die digitale Distanz nahm dem Inhalt des Vortrags nichts an Wirkung, denn Dennis Risse berichtete aus erster Hand über Targetas Gynäkologie- und Geburtshilfeklinik Danakil in Äthiopien, die er fünf Jahre vor Ort betreut hatte.

In der Pressemitteilung des SI-Clubs heißt es, in dieser Klinik, „Oase der Hoffnung“ genannt, arbeitet qualifiziertes medizinisches Personal, darüber hinaus Gynäkologen aus aller Welt für mehrwöchige Projektzeiträume, und immer wieder auch Frauenärztinnen und – ärzte aus Deutschland, da der deutsche Berufsverband der Frauenärzte (BVF) Partner des Projektes sei.

Durch einen vergleichsweise hohen medizinischen Standard und eine autarke Energie- und Wasser-Versorgung kann die Klinik tatsächlich OPs zu allen Zeiten gewährleisten. Die von Risse gezeigten Bilder offenbarten die Erleichterung, Geborgenheit und Wertschätzung, die betroffene Frauen dort erfahren, und die nicht nur von Spendengeldern, sondern auch einer großen Menge an Idealismus getragenen Projekterfolge.

Auf der ganzen Welt sind 150 Millionen Frauen von Genitalverstümmelung betroffen. Während der „Brauch“ weiter praktiziert wird, müssen die betroffenen Frauen weitestgehend stumm bleiben, da die Thematisierung der Genitalverstümmelung ein gesellschaftliches Tabu darstellt. Hier habe Target, auch durch permanente Aufklärung zum Thema, erste nachhaltige Veränderungen in Äthiopien erwirkt. Ziel sei es, gemeinsam mit dem Islam weibliche Genitalverstümmelung zu beenden und weltweit deren Verbot zu erreichen.

Zum Hintergrund: Target wurde bereits im Jahr 2000 von Rüdiger Nehberg und seiner Frau Annette Nehberg-Weber persönlich gegründet, Schwerpunkt der Organisation ist die Beendigung der weiblichen Genitalverstümmelung. Die Strategie: mit dem Islam als starken Partner, denn die meisten der Betroffenen sind Muslimas. Von Beginn an wurde dieses Ziel nicht nur durch akute Nothilfe vor Ort, sondern vor allem durch eine gut organisierte und wohldurchdachte Kommunikations-Struktur umgesetzt, denn es gelang Target mit Weitsicht und Expertise, an die Wurzeln einer Tradition zu gelangen und somit einen grundlegenden Wandel anzuschieben.

Vor allem in ländlichen Gebieten der betreffenden afrikanischen Staaten kann der größte Teil der Menschen nicht lesen und schreiben, so dass Tradition und Religion die Stelle von Gesetzen einnehmen. Da die Genitalverstümmelung mit vermeintlichen Vorschriften aus dem Islam „legitimiert“ wurde, setzte Target alles daran, mit internationalen Gelehrten einen Paradigmen-Wandel herbeizuführen, der sich bis in die Alltagswelt kleiner Dörfer ziehen soll. Im Nachgang von Targets Internationaler Gelehrtenkonferenz zum Thema in der Azahr zu Kairo unter der Schirmherrschaft des Großmuftis von Ägypten in 2006 war ein wichtiger erster Schritt gelungen: Ein islamisches Rechtsgutachten wurde verabschiedet, das den Brauch der weiblichen Genitalverstümmelung als nicht vereinbar mit den Lehren des Islam bestätigte.

Um diese Botschaft zu verbreiten, ist Target mit Aufklärungskampagnen und Imam-Teams in verschiedenen Ländern Afrikas unterwegs. Seitdem vollzieht sich zwar ein langsamer, aber tiefgreifender kultureller Wandel überall dort, wo eine Umwertung bereits stattfindet. Als „logischen nächsten Schritt“, so Risse, startete Target im Jahr 2010 den Bau einer Geburtsklinik für genitalverstümmelte Frauen im Outback der Danakil Wüste Äthiopiens, wo traditionell alle Mädchen ab einem Alter von vier Wochen der grausamen Tradition der Genitalverstümmelung unterworfen werden.

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