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Abiturienten der Albert-Schweitzer-Schule pflanzen Bäume – sinnstiftend und nachhaltig in einem besonderen JahrBäume gepflanzt, statt Abiball gefeiert

ALSFELD (ol). „Wir schaffen heute hier einen Ort des gemeinsamen Erinnerns an eine ganz spezielle Abiturphase in diesem merkwürdigen Jahr.“ Mit diesen Worten fasste Christian Bolduan, Schulleiter der Albert-Schweitzer-Schule, zusammen, was am vergangenen Samstagvormittag 20 Abiturientinnen und Abiturienten des Alsfelder Gymnasiums gemeinsam mit ihm, seinem Schulleitungsmitglied Martin Wilhelm, der Fördervereinsvorsitzenden Amelie Kreuter und Revierförster Tobias Behlen im Hattendorfer Forst in Angriff nahmen: 85 Bäume pflanzten sie – für jeden im Abi-Jahrgang 2020 einen.

Eine Aktion, die zwar schon die fünfte in einer Reihe von Baumpflanzaktionen der Schulgemeinde der ASS ist, in diesem Zusammenhang jedoch einen ganz besonderen Charakter hat. Bolduan zeigte sich laut Pressemitteilung der Schule sehr erfreut, dass es gemeinsam mit dem Abi-Organisationskomitee, dem Förderverein der Schule und HessenForst gelungen ist, diese „für euch als ganz besonderen Jahrgang identifikationsstiftende, ökologische und nachhaltige Aktion auf die Beine zu stellen.“

In seiner kurzen Begrüßungsansprache lobte er den Abi-Jahrgang für dessen Konsequenz und Disziplin angesichts einer durch die Corona-Pandemie erschwerten Abiturphase. Den zahlreichen Beschränkungen war nicht nur das Feiern direkt nach den Prüfungen zum Opfer gefallen, auch die Zeugnisverleihung und der Abiball fallen in der bekannten Form aus: Lediglich eine feierliche Zeugnisverleihung ohne Familienangehörige kann am 19. Juni in der Aula der Schule stattfinden.

Ein Ort, der den Jahrgang verbindet

Umso mehr hat die Idee eines Ortes, der den Jahrgang verbindet, der zukünftig Ausgangspunkt von Jahrgangstreffen oder auch vielleicht schon bald Anlaufstelle für eine Jahrgangsparty sein kann, in diesem Jahr besonderen Charme. Und mehr als das: Angesichts der gewaltigen Aufgaben, die der Klimawandel mit sich bringt, könne sich aus dieser ersten Aktion eine Abitur-Tradition der Albert-Schweitzer-Schule entwickeln, die Nachhaltigkeit schafft. „Ich hoffe, dass das, was wir heute tun, im Bewusstsein der nachfolgenden Schülerjahrgänge bleibt, und diese gerne dem Beispiel des Jahrgangs 2020 folgen. Auf diese Weise könnte ein Abi-Wald entstehen“, blickte Bolduan nach vorn.

Viel zu tun hatten die Abiturientinnen und Abiturienten des diesjährigen Jahrgangs mit ihrem Abi-Wald. Fotos: Schlitt/Bolduan

Und den könnten noch die Kinder der jeweiligen Abiturientinnen und Abiturienten besuchen, schließlich werden die nun gepflanzten Bäume über hundert Jahre alt. Über die Kooperation mit HessenForst freuen sich demnach beide Seiten gleichermaßen. Förster Tobias Behlen dankte der Schule für ihr Engagement ebenso wie dem Förderverein, der die jungen Bäume zum Abitur gesponsert hatte. Elsbeere und Flatterulme hatte der Experte für diesen Anlass ausgesucht.

Damit folgt er nicht nur der Philosophie von HessenForst, die Wälder wieder bunter zu machen und mindestens vier Baumarten zu etablieren, sondern diese Auswahl unterstützt auch die Notwendigkeit, Bäume anzupflanzen, die unempfindlicher gegenüber längeren Trockenphasen sind und auch dem gefährlichen Borkenkäfer standhalten können. Auch als Nahrungsspender für Insekten und Haselmäuse ist die Elsbeere nützlich. Mit der Flatterulme hält der Baum des Jahres 2019 Einzug in den Hattendorfer Wald. „Sie passt sehr gut in diesen neuen Bestand“, freut sich der Revierförster, der bereits getopfte größere Bäume bereitgelegt und die Einpflanzstellen vorbereitet hatte.

Für den Förderverein der ASS ergriff Amelie Kreuter das Wort. Sie freute sich im Namen ihres Gremiums sehr über die gute Idee des Jahrgangs, die der Verein sehr gerne finanziell ermöglicht habe. Kreuter, selbst ehemalige Abiturientin der Schule, verlieh ebenfalls der Hoffnung Ausdruck, dass dies der Beginn einer guten Tradition werden könne. Danach griff sie wie alle anderen Anwesenden zum Spaten und setzte nach Anweisungen des Revierförsters einen Baum nach dem anderen in den Waldboden.

Für die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler ergab die Baumpflanzaktion viel Sinn in diesen Tagen: „Es macht Spaß, ist eine coole Idee und schafft Gemeinschaft“, fand Ina Kneußel, die schon bei den Aktionen zuvor mitgemacht hatte. Ihr Mitschüler Lennart Baumgart war ebenfalls gerne dabei, schon damit es eine gemeinsame Erinnerung mehr an das Ende der Schulzeit gab. Auch kann er sich gut vorstellen, dass dies hier wirklich ein Treffpunkt für seinen Abi-Jahrgang werden könne. Leana Hett, die ebenfalls zu den diesjährigen Abiturientinnen und Abiturienten gehört, geht es hauptsächlich um den Nachhaltigkeits- und Klimaschutzgedanken, der hinter der Aktion steht: „Man kann mit einfachen Mitteln einen großen Effekt schaffen.“ Doch auch das Gemeinschaftsgefühl war ihr noch einmal wichtig, wie sie sagte, auch wenn längst nicht alle Mitschülerinnen und Mitschüler dabei waren.

Mit Spaten und Gießkanne gut gerüstet auf dem Weg in den Wald: die Baumpflanzgruppe der Albert-Schweitzer-Schule.

Kaum eine Stunde später standen die 85 Abiturbäume 2020 eingepackt in eine Schutzhülle gegen den Hunger des Wildes und gut gewässert im Hattendorfer Forst. Hier werden sie noch in vielen Jahrzehnten Zeugen einer besonderen Aktion in einer sehr besonderen Zeit sein.

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