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Die Koreanisch-AG der Alexander-von-Humboldt-Schule kocht koreanisches Nationalgericht und setzt sich mit Kultur, Geschichte und Sprache auseinanderTteokbokki mit Faustreis, scharf und extrascharf

LAUTERBACH (ol). Es ist das neue Sehnsuchtsland einer ganzen Generation: Südkorea ist derzeit nicht nur mit K-Pop in den Zimmern und Köpfen junger Menschen vertreten, nein: Sie schauen koreanische Serien, interessieren sich für die Kultur und die Geschichte des Landes, nicht wenige von ihnen versuchen sich gar an der Sprache, die mit ihren Schriftzeichen und den für westliche Zungen ungewöhnlichen Lauten eine echte Herausforderung ist. Die Alexander-von-Humboldt-Schule trägt diesem Zeitgeist Rechnung: Mit einer Koreanisch-AG hat sie ein Angebot geschaffen, das auf der Höhe der Zeit ist und eine ganze Gruppe von Schülerinnen und Schülern begeistert.

Geleitet wird die AG von Hyukbin Eun, einem ehemaligen Schüler des Lauterbacher Gymnasiums, der nun in Fulda studiert und sich jeden Freitagnachmittag Zeit nimmt, um die Kultur seines Landes anhand von Spielen, Kalligraphie oder kleinen Sprachkurseinheiten näher zu bringen.

Viel Spaß beim gemeinsamen Kochen hatten die Chefköche und ihre Lehrlinge in der Vogelsbergschule. Alle Fotos: Traudi Schlitt

Vor den Weihnachtsferien nun schlug die AG ihre Zelte als Gäste in der Küche der Vogelsbergschule auf, denn gemeinsam mit Lee Kyeongsoon, der Mutter des Kursleiters, wurde ein original koreanisches Essen zubereitet. Dazu hatten die beiden Chefköche eine ganze Menge vorbereitete Bestandteile aus einem koreanischen Großhandel in Frankfurt mitgebracht und auch einige selbstgemache Pasten und Soßen aus eigener Herstellung – und die hatten es durchaus in sich, denn die koreanische Küche ist – zumindest für deutsche Geschmacksnerven – ganz schön scharf, was sich schon beim Probieren und später auch beim Essen bei einigen der Schülerinnen und Schüler deutlich bemerkbar machte.

Um ein in Korea sehr bekanntes Essen zuzubereiten – tteokbokki mit Teigtaschen – hatten sie viele Zutaten dabei, dazu gehörten Reis, Fischkuchen, Frühlingszwiebeln und schiere Unmengen an Knoblauch und Chili. Auch Krebsfleisch, Thunfischpaste, Karotten und eingelegter Rettich fanden sich in den Vorratsdosen der Köche. Und während das tteokbokki in einer scharfen und einer nicht so scharfen Variante vor sich hin köchelte, formten die Schülerinnen und Schüler unter fachkundiger Anleitung von Lee Kyeongsoon kleine Reisbällchen, Faustreis genannt, in die sie Algen, die Thunfischpaste oder das kleingeschnippelte Gemüse einkneteten.

Lecker: das tteokbokki köchelt in der Pfanne vor sich hin.

Die Schülerinnen und Schüler der Koreanisch-AG sind begeistert von dem Land zwischen China und Japan, das eine bewegte Geschichte hinter sich hat und durch eine Grenze von Nordkorea, einer Diktatur, getrennt ist. Wenn sie von Korea sprechen, dann meinen sie stets den freien, weltoffenen Süden. „Am liebsten möchte ich später nach Korea auswandern“, gab eine Schülerin an und zeigt erste Schreibversuche in einer fremden Sprache und mit Schriftzeichen, die ganze Silben abbilden.

Sie sei begeistert von dem Miteinander, das in der koreanischen Gesellschaft herrsche, und von dem respektvollen Umgang miteinander. Dass das so ist, weiß sie aus den koreanischen Serien, die sie gerne schaut, und die – so bestätigt es zumindest Hyukbin Eun – durchaus der Realität entsprechen. Der Student kam im Alter von 15 Jahren nach Deutschland und ist somit in beiden Kulturen zuhause und nimmt auch an der Hochschule ein wachsendes Interesse an seinem Heimatland wahr – was ihn natürlich sehr freut.

Faustreis mit leckerer Füllung zu formen ist gar nicht so leicht.

Für sich allein kocht Hyukbin Eun sowohl deutsch als auch koreanisch, während seine Mutter nur koreanisch kocht. Und wie gut das schmeckt, das konnten die Mitglieder der AG gleich selbst probieren. Zum gemeinsamen Kochen gehörte schließlich auch das gemeinsame Essen – natürlich mit Stäbchen. Und einige der Schülerinnen und Schüler wagten sich auch an die scharfe Variante. Ob sie ihr neues Gericht allerdings zum Weihnachtsabend im Kreis ihrer Familie anbieten könnten, daran gab es dann doch kleine Zweifel.

Guten Appetit: Das Schönste am gemeinsamen Kochen ist das gemeinsame Essen – auch in Korea.

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