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Lauterbacher NaturFreunde besteigen bis zu sechs 4.000er im Monterosa-MassivNaturfreunde Lauterbach setzten sich hohe Ziele in den Alpen

LAUTERBACH (ol). Fünf Mitglieder der Naturfreunde Ortsgruppe Lauterbach und drei „Gastbergsteiger“ haben sich diesen Sommer hohe Ziele in den Alpen gesetzt. Michael Poschen, der Vorsitzende der Ortsgruppe, hat mit viel Vorlauf acht Plätze in der Capanna Margherita reserviert. Das ist die höchstgelegene Hütte in den Alpen und sie liegt auf dem Gipfel des Punta Gnifetti, ehemalige Signalkuppe auf 4554 Meter Höhe über dem Meeresspiegel.

In der Pressemitteilung der Lauterbacher Naturfreunde heißt es, die Hütte wurde bereits 1890 als höhenmedizinisches Forschungszentrum und Bergsteigerunterkunft errichtet. Man habe damals zehn Tonnen Baumaterial – ohne Hubschrauber – auf den Gipfel des 4554 Meter hohen Berges getragen. Zur Einweihung sei die Namensgeberin, Königin Margherita von Italien, höchst selbst in der Hütte vor Ort gewesen.

Die beiden „Tourguides“ stiegen Sonntagmittag zusammen zur 2.600 Meter hoch gelegenen Orestreshütte auf, wo sie die sechs anderen Bergfreunde trafen. Am nächsten Tag ging es zum Rifugio Cita di Mantova auf 3.400 Meter. Nachmittags blieb genug Zeit noch mal mit allen das Gehen mit Steigeisen zu üben, Seilschaften für den Gletscher einzuteilen, die Seile vorzubereiten und die Schritte zur Spaltenbergung durchzugehen.

Der erste 4000er am Dienstag

Dienstag ging es auf den Gletscher und hinauf auf den ersten 4.000er. Die Pyramide Vincent reckte ihre weiße Kappe als erste in der Reihe 4.215 Meter hoch in den Himmel. Die Sicht war grandios, für zwei Teilnehmer war es der erste 4.000er überhaupt. Man sah das  Matterhorn, Gran Paradiso, Dom ja sogar der Mont Blanc war wolkenfrei, ein seltener Anblick. Es fühlte sich großartig an. Über den Vincentpass stieg man zum Balmenhorn auf 4.167 Meter. Auf dessen Gipfel thront ein Felsmassiv mit einem überlebensgroßen Jesus und einer Biwakschachtel .

Man übernachtete in Europas höchstgelegenem Gebäude. Foto: Naturfreunde Lauterbach

Der Gipfel sei über Eisensprossen und ein Fixseil relativ leicht zu besteigen. Die Gruppe machte eine ausführliche Pause und sondierte die Stimmung. Vier wollten noch weiter, der Rest ging  runter zum Rifugio Gnifetti auf 3.610 Meter, um Kräfte für den Aufstieg auf die Capanna Margherita zu sammeln, der für den nächsten Tag anstand. Vier unermüdliche nahmen aber noch den Corno Nero in Angriff, der eine rund 50 Meter hohe Felsschachte bis auf 4.322 Meter aus dem Gletscher heraushebt.

Der Gipfel wurde über eine bis zu 43 Grad steile Firnflanke bestiegen, das entspricht 93 Prozent Steigung. Der erfahrenste Kletterer der Gruppe stieg ungesichert vor und holte die anderen dann am Seil gesichert nach – der dritte 4.000er an einem Tag und immer noch phantastische Fernblicke. Die Vier seilten sich die Firnflanke wieder nach unten ab und beschlossen auch den Tag zu beenden.

Auf dem falschen Weg

Mittwoch gab es dann frühes Frühstück um 4.30 Uhr, zwei hatten sich entschieden, dass es für sie nicht weiter rauf geht und stiegen wieder ab. Die verbleibenden sechs starteten früh. Die Gruppe reihte sich hinter eine Seilschaft ein, so war man nicht alleine unterwegs. Nach einer Stunde zog aber dichter Nebel auf. Im Nebel wurde man sofort völlig orientierungslos. Die Seilschaft folgte einfach der Spur im Schnee. „Warum in aller Welt wird das denn immer Steiler?“, fragte sich die Gruppe. Ein Blick auf das GPS mit der Karte zeigte, dass die Gruppe auf dem falschen Weg war, kurz vor dem Gipfel der Pyramide Vincent.

Dann hießt es: neu orientieren. Über das Balmenhorn konnte man mit wenig Höhenverlust Richtung Lys-Pass wieder auf den richtigen Weg gelangen. Am Lys-Pass wechselte man auf den Grenzgletscher und man trat endgültig in die faszinierende Eiswelt des Monte Rosa. Kurz vor dem Rifugio Margherita wurde es noch mal sehr steil, doch dann kam der Glücksmoment: Es war geschafft, das Ziel war erreicht, das höchste Gebäude Europas auf dem sechsthöchsten Berg der Alpen, und auch das Wetter spielte mit.

Das Matterhorn stand „auf dem Präsentierteller“ auf Augenhöhe gegenüber. Man machte 1.000 Fotos, Videos, Selfies. Sonnenuntergang, Sternenhimmel, Sonnenaufgang, unglaublich gute Fernsicht, „einfach surreal“ fanden die Bergsteiger. Danach folgte der Abstieg in zwei Etappen, ein Besuch des Wellnesshotels im Tal, typische Walser Gerichte, lokale Weine. Mit ganz viel Stolz ging es dann wieder zurück in den Vogelsberg, eine unvergessliche Reise endete.

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