Politik0

Der hessische Europaparlamentarier Martin Häusling und Vogelsberger Grüne besprechen aktuelle Themen der AgrarpolitikDem Flaruphof in Schwalmtal einen Besuch abgestattet

SCHWALMTAL (ol). Martin Häusling, der hessische Europaparlamentarier und auch Kandidat für die kommende Europawahl, besuchte kürzlich zusammen mit Vogelsberger Grünen und Landwirten aus der Umgebung den Flaruphof in Schwalmtal. Auf den Weiden rund um den Biolandhof werden Highland Cattles, Schafe und Pferde gehalten. Hühner, Gänse und Altdeutsche Hütehunde leben ebenfalls auf dem Hof. Neben Fleisch werden im eigenen Laden unter anderem Eier, Felle, Wolle und Apfelsaft verkauft.

Während in der konventionellen Apfelproduktion bis zu 32 mal Gift auf die Äpfel gesprüht wird, bevor sie geerntet werden, kommt der Flaruphof ganz ohne chemische Behandlung der Äpfel aus, heißt es in der Pressemitteilung der Vogelsberger Grünen. Von der Qualität des Apfelsaftes aus der eigenen Kelterei konnten sich die Besucher selbst überzeugen. Barbara Flarup erwähnte, dass ihre Hochlandrinder fast ausschließlich Gras als Futter bekommen, kein Kraftfutter wie Mais oder Soja. Die Rinder würden deshalb etwas langsamer Fleisch ansetzen und etwas später geschlachtet, als Rinder aus konventioneller Haltung.

Von der Qualität des Apfelsaftes konnten sich die Beteiligten selbst überzeugen. Fotos: Boris Mijatovic

Kritik an der Massenproduktion von Fleisch

„Regionale Produkte aus ökologischem Anbau sind ein sinnvoller Beitrag zum Umwelt-, Boden-, Klima- und Tierschutz und zur Vermeidung langer Transportwege“, bemerkte Martin Häusling, der selbst einen Biohof in Nordhessen besitzt und sich seit 2009 im EU-Parlament für eine Wende in der Agrarpoltik einsetze. „Die Massenproduktion an Fleisch und Milch, die mit EU-Agrarsubventionen gefördert wird, ist verantwortlich für hohe Nitratgehalte im Trinkwasser, für den massiven Einsatz von Glyphosat und anderen Agrargiften, die sich im Boden anreichern, für das Artensterben und den hohen Antibiotikaverbrauch, der zu Resistenzbildung von Bakterien führt“, sagte er.

Martin Häusling erklärte, dass die Agrarsubventionen mittlerweile hauptsächlich die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft garantieren sollen. Billiges Fleisch und billige Milch könnten so in die ganze Welt exportiert werden. „Das Gensoja, für dessen Anbau der Regenwald vernichtet wird, importieren wir, die Fleisch- und Milchproduktion, zum großen Teil für den Export, findet hier statt. Die ganze Gülle, die dabei anfällt, verseucht unsere Böden und unser Grundwasser.“

Die EU-Direktzahlungen werden laut Pressemitteilung entsprechend der Fläche eines Betriebes vergeben. „Auch Großbetriebe und Konzerne, die gar nicht auf die EU-Gelder angewiesen sind, erhalten die Förderung. Die Direktzahlungen sind nicht an Bedingungen gebunden, nur die Größe zählt“, sagte Häusling. Die Grünen fordern, dass der Anteil der Direktzahlungen pro Hektar gekürzt wird, stattdessen sollen Betriebe, die umweltverträglich wirtschaften, stärker als bisher unterstützt werden. Es solle mehr Geld für Naturschutzmaßnahmen, für Boden- und Gewässerschutz geben.

Auch Gänse wohnen auf dem Hof.

Kleine und mittlere Betriebe, ländliche Räume und regionale Vermarktung sollen laut Grünen von der EU verstärkt gefördert werden. Biolandwirte, aber auch konventionelle Betriebe, die durch ihre Anbaumethoden den Einsatz von Agrargiften möglichst vermeiden, sollen mehr Fördergelder erhalten. Im EU-Umweltausschuss seien diese Forderungen der Grünen jedoch erst einmal abgelehnt worden. Häusling hofft auf andere Mehrheiten im Europaparlament: „Die weiteren Verhandlungen finden erst nach der Wahl statt, die EU-Bürger stimmen mit ihrer Wahlentscheidung also auch über die künftige europäische Agrarpolitik ab.“

Martin Häusling und alle anwesenden Landwirte waren sich einig darüber, dass die Vermarktung von regionalen Bioprodukten noch nicht optimal funktioniert. Es fehlen Verarbeitungsstrukturen und Regionalvermarkter. Deshalb freuen sich die Grünen darüber, dass der Vogelsberg zu den Ökomodellregionen Hessens gehört. Hier betrage der Anteil der Biolandwirtschaft bereits 22 Prozent. Mit dem Programm Ökomodellregion fördere das hessische Umweltministerium die Vermarktung der Bioprodukte, die Landwirte erhalten langfristige Abnahmegarantien. Alles, was umweltverträglich in der Region produziert werden könne, solle auch da produziert werden, so die Meinung der Grünen. Das spare Transportwege und stärke die regionale Wirtschaft.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren