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Leutnant David Frank, ehemaliger Abiturient der Alexander-von-Humboldt-Schule, über Ziele und den Weg dorthinVerantwortung übernehmen und aus Fehlern lernen

LAUTERBACH (ol). Er ist 23 Jahre alt, Leutnant der Bundeswehr und er hat Erfahrungen auf internationalem Parkett: David Frank aus Wallenrod hat nach seinem Abitur an der Alexander-von-Humboldt-Schule im Jahr 2015 einen ziemlich beachtlichen Werdegang hingelegt. Im Rahmen einer gutbesuchten und sehr interessiert verfolgten Veranstaltung in der Aula seiner alten Schule berichtete Frank über seine Motivation, sich 13 Jahre bei der Bundeswehr zu verpflichten, über seine Pläne und Chancen und ganz konkret über die Rolle Deutschlands im UN-Sicherheitsrat.

In der Pressemitteilung heißt es, geweckt wurde sein Wunsch, eine Laufbahn bei der Bundeswehr anzustreben, während eines Auslandsjahres in den USA, das er als Fünfzehnjähriger nach der Realschule absolvierte. Der gelebte Patriotismus in seiner Gastfamilie habe ihn beeindruckt, berichtete er, genauso wie das Gefühl, Verantwortung übernehmen zu wollen und zu können. Zurück aus den USA wechselte Frank in die Oberstufe des Gymnasiums, wo er sich unter anderem in der Schülervertretung engagierte und ein sehr gutes Abitur machte.

Bereits zwei Wochen nach dem Abiball begann die Grundausbildung bei der Bundeswehr – grundsätzlich, so erzählte Frank, hat man nicht allzu viel Freizeit, wenn man Ausbildung und Studium bei der Bundeswehr absolviert, da in die Zeiten zwischen den Trimestern an der Universität in der Regel militärische Übungen fallen. Von Hammelburg über Dresden und Erfurt – von der Grundausbildung über verschiedene Lehrgänge und Praktika – bis zum Hochschulstandort in München ging es dann für den jungen Soldaten, der in dieser Art der Ausbildung durchaus Vorteile sieht: „Das Studium wird bezahlt und das Gehalt als Soldat bekommt man auch.“

Darüber hinaus arbeitet er als studentische Hilfskraft und ist als Sicherheitskraft bei der Münchener Sicherheitskonferenz dabei, wo er regelmäßig die komplette Politprominenz vorbeiziehen sieht. Beides, so sein Fazit, erweitert den Horizont und gibt der Ausbildung einen erheblichen Mehrwert.

Verantwortung zu übernehmen, bedeutet auch, Fehler zu machen

David Frank studiert Internationales Recht und Politikwissenschaften – Grund genug, sich für spannende Praktika zu bewerben, die ihn im vergangenen Jahr an die Ständige Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen in New York und an das Collegium Civitas in Warschau führten. Für dieses und nächstes Jahr sind Aufenthalte in Tel Aviv und Be’er Sheva in Israel geplant. Selbstverständliche Ausbildungsbestandteile sind das keineswegs: „Man muss es wollen und sich kümmern“, sagte David Frank, dem es solche Erfahrungen offenbar wert sind, immer wieder seine Komfortzone zu verlassen und Neues kennenzulernen, von dem er sicher ist, auch für seine Persönlichkeitsentwicklung zu profitieren.

Eine wichtige Erfahrung gab der junge Leutnant auch gleich weiter: Verantwortung zu übernehmen, bedeute auch, Fehler zu machen. Er ermunterte die Schülerinnen und Schüler dennoch dazu, denn nur daraus könne man lernen.

Sein Praktikum in den USA bei den Vereinten Nationen führte zum inhaltlichen Teil des Vortrages: Die Rolle Deutschlands im Sicherheitsrat und Konfliktprävention durch Peacekeeping. David Frank startete seine Ausführungen mit einem Rückblick auf den deutschen Zickzack-Kurs im Libyschen Bürgerkrieg, als die Bundesrepublik sich bei der Abstimmung zur UN-Resolution zwar enthielt, ihrer Umsetzung im zweiten Schritt aber zustimmte.

„Dieses Abstimmungsverhalten ist weiterhin im kollektiven Gedächtnis der deutschen Außenpolitik“, erläuterte der Referent. Nach wie vor habe Deutschland keinen ständigen Sitz im Sicherheitsrat, strebe diesen jedoch an – wenn schon nicht für Deutschland, dann für die EU. Derzeit ist Deutschland zwar wieder für zwei Jahre lang Mitglied im Sicherheitsrat, dennoch scheinen beide Pläne nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Was jedoch gelingen könne, sei eine deutsch-französische Partnerschaft. Frank präsentierte auch die Themen, die in den nächsten zwei Jahren auf der deutschen Agenda im UN-Sicherheitsrat stehen, darunter Konfliktprävention durch Peacekeeping, Frauen, Frieden und Sicherheit sowie Klima und Sicherheit.

So werde die Rolle der Frau in der Bundeswehr – aktuell liege die Frauenquote hier bei 12 Prozent – sehr kontrovers diskutiert. Auch das Thema Klimawandel sei als Aspekt der Sicherheitspolitik schwierig zu vermitteln, so Franks Einschätzung. Darüber hinaus sieht der Student die Änderung der Begrifflichkeiten – statt wie bisher von einer „liberalen Weltordnung“ werde nun in der deutschen Außenpolitik von einer „regelbasierten Weltordnung“ gesprochen – kritisch. „Im Auswärtigen Amt passiert nichts aus Zufall“, weiß er, „Was kann eine solche Änderung der Sprachregelung also bedeuten?“

„Wenn Militär vor Ort ist, muss man auch damit rechnen, dass geschossen wird“

Die Sitzungen des UN-Sicherheitsrates hat Frank während seines Aufenthaltes in den USA hautnah miterlebt und berichtete in Lauterbach unter anderem davon, wie der deutsche UN-Botschafter Christoph Heusgen eine Debatte auslöste, in dem er die Sondergesandten aufforderte, ihre vorgeschriebenen Äußerungen zu einer Resolution im Nahost-Konflikt aufzugeben und sich direkt und persönlich zu äußern. Der Sicherheitsrat selbst sei kein Ort für Debatten und Diskussionen, erläuterte Frank. Politik, so seine Erfahrung, finde daher weniger im UN-Sicherheitsrat statt als vielmehr in der UN-Cafeteria und dem Vienna Café, wo Inhalte ausgetauscht und Vereinbarungen getroffen würden.

Der zweite Teil von Franks Vortrag widmete sich dem Peacekeeping, also der Aufgabe der UN-Friedenstruppen, besser bekannt als Blauhelmsoldaten. 75.000 Soldaten seien weltweit an Krisenherden vor Ort, ihr Einsatz bedürfe der Einwilligung aller Konfliktparteien, so Frank, darüber hinaus sollten sie unparteilich sein und keine Gewalt anwenden. Den letzten Punkt hält der Leutnant für illusorisch: „Wenn Militär vor Ort ist, muss man auch damit rechnen, dass geschossen wird“, so seine Einschätzung.

Von den mehr als 3.000 deutschen Soldaten, die sich derzeit im Auslandseinsatz befinden, sind etwa 1.100 an Peecekeeping-Missionen in Mali beteiligt, führte Frank aus. Auf diese Mission mit Namen MINUSMA ging er schließlich ganz besonders detailliert ein. Es gehe darum, in dem Staat, der von drei Gruppen bestimmt ist – den Tuareg, dem Malischen Staat und der al-Qaida – Strukturen zu schaffen. MINUSMA wolle den schwachen Staat und die Bevölkerungsgruppen zusammenbringen, erläuterte Frank.

Dazu setze man in der Regel auf die Zusammenarbeit verschiedener militärischer Gruppen und Sicherheitseinheiten. Insgesamt sind mehr als 16.000 Menschen dafür im Einsatz, und Frank sieht durchaus Erfolgschancen. Peacekeeping, so sein Fazit, werde auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil des UN-Sicherheitsrates sein.

Alumni-Projekt stellt ehemalige Schüler und ihren Werdegang vor

Die Schülerinnen und Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule hatten sich im Unterricht auf den Besuch ihres ehemaligen Mitschülers vorbereitet und stellten zahlreiche Fragen, nicht nur zum Sicherheitsrat, sondern auch zu Franks Einschätzung der aktuellen Situation der Bundeswehr, die derzeit nicht nur, aber auch durch die Berateraffäre erschüttert werde. Auch um eine mögliche Reaktivierung der Wehrpflicht ging es – hier sieht Frank übrigens keinen Handlungsbedarf.

Mit einem Blick auf die persönliche Laufbahn eines jungen ehrgeizigen Mannes und eine Einführung in ein hochkomplexes politisches Thema hatte David Frank seiner Schule kurz vor den Osterferien einen sehr intensiven Vormittag beschert. Das Alumni-Projekt der Alexander-von-Humboldt-Schule kann man auch auf der Website der Schule weiterverfolgen. Hier stellen sich immer neue ehemalige Schülerinnen und Schüler mit ihrem Werdegang vor und bieten interessante Einblicke in ihre Berufswelt.

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