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Die Tagesförderstätte von Kompass Leben in Herbstein bietet Betreuung auf hohem NiveauTagesstruktur, Begegnung, Wohlfühlen

HERBSTEIN (ol). „Mit dem Neubau unserer Tagesförderstätte in Herbstein haben wir für unsere Menschen vor Ort – für die Betreuten wie die Mitarbeitenden gleichermaßen – einen Wohlfühlraum geschaffen, der hell und einladend ist. Er vermittelt in der Wertigkeit der Ausstattung einen wesentlichen Grundsatz unserer Arbeit und unseres Umgangs miteinander: Respekt und Wertschätzung.“ Mit diesen Worten leitete Katja Diehl, Vorstandsvorsitzende von Kompass Leben die Vorstellung ihrer neuen, vor wenigen Wochen eröffneten Tagesförderstätte am Standort in Herbstein ein.

In der Pressemitteilung von Kompass Leben heißt es, dreißig Menschen mit körperlichen, geistigen und schwerstmehrfachen Beeinträchtigungen können dort in kleinen Gruppen mit maximal sieben Betreuten von zwei Fachkräften durch den Tag begleitet werden. Ein Rundgang durch das großzügige Gebäude offenbart ein durchdachtes Konzept und eine gelungene Architektur.

Zunächst verbinde ein großer Flur Räume und Menschen und schafft Platz für einen eigenen Garderobenbereich mit Schließfächern, die den Klienten zur Verfügung stehen. Die Gruppenräume selbst bieten den Menschen Möglichkeiten für viele Beschäftigungen im Tageslauf und laden durch ihre moderne und gemütliche Ausstattung geradezu dazu ein, sich zu betätigen – längst nicht nur zum Teekochen in der eigenen Teeküche, in der jede Gruppe sich jederzeit selbst versorgen kann.

Lichtdurchflutet, großräumig, schön – da macht schon das Ankommen Freude. Alle Fotos: Maximilian Fischer

Der große Gruppentisch schaffe Gelegenheit zum Beisammensein, auch das gemütliche Sofa hat zusammen mit dem Sessel und dem Beistelltisch einen sehr heimeligen Charakter. Dieser wird noch unterstrichen durch die eigene Terrasse, die zu jedem Gruppenraum gehört, bepflanzt, mit Nestschaukel und Grünfläche. Die Auswahl von Farben in hellen Naturtönen und gut designten Einrichtungsgengenständen ohne großen Schnörkel bringen die Tagesförderstätte weg von dem typischen Einrichtungscharakter und heben sie auf wohnliches, behagliches Niveau – dabei reizarm genug, um auch Menschen mit spezifischen Behinderungsbildern entgegenzukommen.

Räume zum Leben und Sein

„Räume zum Leben und Sein sind hier entstanden“, sagt Diehl. Für die Bedürfnisse der Klienten wurden diese ergänzt um einen eigenen Ruheraum (mit Pflege- uns Ruhesessel, Beistelltisch und Niederflurbett). Daneben stehen den betreuten Menschen vier moderne, komfortabel ausgestattete Pflegebäder zur Verfügung – allesamt mit Pflegeliege, eines zusätzlich mit Badewanne -, dazu kommen noch zwei Bäder mit Duschen.

Die hochmodernen Funktionsräume bieten die Infrastruktur für eine gute und gelingende Betreuung und Beschäftigung der Klienten: Eine Therapieküche mit einem unterfahrbaren Herd bietet Möglichkeiten zum gemeinsamen Kochen – lebenspraktische Angebote, die soviel Selbstständigkeit generieren wie möglich, sind ein wichtiger Bestandteil der Maßnahmen von Kompass Leben e.V. in der Tagesförderung.

Gemütlicher Rückzugsort zum Ausruhen und Runterkommen: ein Ruheraum in der neuen Tagesförderstätte.

„Unser Snoezelraum lädt mit seiner Wassersäule, einem Lichtwasserfall, Musik und einem Beamer zur Entspannung ein. So können Klienten, wenn nötig, auf angenehme Weise ihren Stresspegel senken. Ein temperiertes Wasserbett bietet hier durch einen Bassverstärker die Möglichkeit Musik körperlich wahrzunehmen – ein weiteres Angebot, von dem wir wissen, dass unsere Klienten es sehr schätzen“, führt Werkstattleiter Udo Czerwinka aus.

An Räume für Gespräche und Austausch mit Eltern, Betreuern, Therapeuten oder anderen externen Partnern wurde bei der Konzeption des Tagesförderstätte genauso gedacht wie an ein Büro für den Sozialdienst, die Betreuungskräfte und die Dokumentation. So trage die Einrichtung auch dem Wunsch nach einem guten Arbeitsumfeld für unsere Mitarbeitenden Rechnung, unterstreicht die Vorstandsvorsitzende.

Eine individuell abgestimmte Tages- und Wochenstruktur schaffen

„Wir möchten den Menschen in unserer Tagesbetreuung eine individuell abgestimmte Tages- und Wochenstruktur schaffen und tun dies mit verschiedenen Angeboten, die mitunter auch gruppen- und werkstattübergreifend sind, um den Austausch untereinander zu ermöglichen“, erläutert der Werkstattleiter das Konzept.

Modern, gemütlich und sehr ansprechend: eine der Sitzecken in der neuen Tagesförderstätte.

„So können die Menschen mit Behinderung voneinander lernen und von gegenseitiger Unterstützung profitieren. Dazu stellen wir sowohl einrichtungsinterne Angebote zusammen, nutzen aber auch die Möglichkeiten externer Partner. Wir bieten heilpädagogisches Reiten, Musikprojekte, Physiotherapie, Ergotherapie, kreatives Gestalten, Bewegung und Tanz, Logopädie, Singen und vieles mehr an. Unsere Förderangebote berücksichtigen dabei stets die Bedürfnisse und Interessen unserer Klienten.“

Weiterhin sieht das Konzept vor, dass in monatlich stattfindenden Teamsitzungen alle Verantwortlichen aus der neuen Tagesförderstätte miteinander sprechen; Austausch über Klienten und kollegiale Beratung stehen hier im Vordergrund. Auf diese Weise kann das Team die gegenseitige Unterstützung innerhalb des Personals (z.B. in Vertretungssituationen) gewährleisten. Darüber hinaus nimmt das Team der Tagesförderstätte auch an den Personalbesprechungen der gesamten Werkstatt Herbstein teil.

Entspannung, Ruhe, Sinneserfahrung – all das finden die Klienten im neuen Snoezelraum.

„Ergänzend dazu bieten wir unseren Mitarbeitenden eine regelmäßig stattfindende Supervision durch eine externe psychologische Fachkraft an sowie Schulungen, Fort- und Weiterbildungen. Wir gewährleisten dadurch professionelle Rahmenbedingungen, die zum einen den Bedürfnissen und Wünschen unserer Mitarbeitenden nachkommen, sich in der Folge aber stets positiv auf die in unserer Einrichtung betreuten Menschen auswirken“, stellt Katja Diehl auch die Verantwortung von Kompass Leben für ihre Mitarbeitenden heraus: „Man sieht hier, dass unser Handeln geprägt ist von einem wertschätzenden respektvollen Umgang miteinander. Und genauso soll es sein.“

Ein Gedanke zu “Tagesstruktur, Begegnung, Wohlfühlen

  1. So professionell und durchdacht die neue Einrichtung für Menschen mit körperlichen, geistigen und schwersten mehrfachen Beeinträchtigungen auch anmutet, so wird man gerade durch solche gelungenen Beispiele doch eher schmerzlich daran erinnert, wie viel Betreuungskapazität in der Tages-, Nacht- und Kurzzeitpflege im Vogelsbergkreis noch immer fehlt. Leider hat die Kreisverwaltung über viele Jahre mehr Mühe darauf verwandt, diesen Bedarf herunter zu spielen oder mit „wissenschaftlicher Begleitung“ von Fuldaer Studenten im 4. Ausbildungssemester potemkinsche Luftschlösser in die Welt zu setzen, um sich ein über das andere Mal – etwa für ein „Gutes Leben mit Demenz im Vogelsbergkreis“ – selbst loben zu können (siehe https://lokale-buendnisse-fuer-familie.de/fileadmin/lbff/Aktuelles/Buendnis_des_Monats/Pressemitteilung_Buendnis_des_Monats_Maerz_Vogelsbergkreis.pdf). Da werden alle Register der Werbe-Rhetorik gezogen, um unter Hinweis auf alle möglichen Aktivitäten zur Information und Beratung davon abzulenken, dass es schlichtweg AN EINRICHTUNGEN MANGELT (!!!), in denen noch rüstige, aber bereits eingeschränkte oder hoch betagte Senioren, Menschen mit Demenz usw. Aufnahme finden können, wenn pflegende Angehörige selbst erkranken, überlastungsbedingt eine Auszeit brauchen oder neben der Pflege noch einen Beruf ausüben wollen. Das Schlimme ist: Die Betroffenen fügen sich stumm in ihr Schicksal, statt lautstark der politischen Schönfärberei zu widersprechen, und der Rest der Bevölkerung lässt sich durch inhaltsleere Sprüche über die tatsächlichen Betreuungsdefizite täuschen. Sätze wie „das Lokale Bündnis [für Familie reiste] in alle 19 Städte und Gemeinden des Landkreises und informierte in dem Format ‚Samstage gegen das Vergessen‘ über pflegerische Möglichkeiten, rechtliche Rahmenbedingungen und
    Vernetzungsoptionen zum Thema Demenz“ (Quelle s.o.) besagen in diesem Zusammenhang konkret nur, dass Betroffene sich in den Nachbarlandkreisen umsehen müssen, wo sie im Bedarfsfall Tages-, Nacht- und Kurzzeitpflegeplätze finden, da die wenigen Angebote von hiesigen Altenpflegeheimen nur ein Tropfen auf den heißen Stein darstellen. Und dass man außer sich selbst auch penetrant das „ehrenamtliche Engagement“ lobt, ständig irgendwen ehrt und Blumensträuße oder Sparkassenschecks überreicht, kann an dem fehlenden Angebot an Tagespflegeeinrichtungen etc. überhaupt nichts ändern. Es ist eine Schande!

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