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Maßschneider-Ausbildung in der Max-Eyth-Schule öffnet Möglichkeiten in der Mode weltweit – Modenschau am 4. AprilKreativer Beruf mit viel Potenzial und zahllosen Facetten

ALSFELD (ol). Die Nähmaschinen im Ausbildungsbereich der Maßschneiderinnen und Maßschneider rattern in diesen Tagen noch ein wenig lauter, schneller und aufgeregter als sonst, denn drei Ausbildungsjahrgänge arbeiten dort dem Highlight des Jahres entgegen: Alljährlich im Frühling nämlich wird Alsfeld zu einem Modemekka. Dann präsentierten an die fünfzig angehenden Mode- und Maßschneider ihre Jahrgangsarbeiten, die sie unter einem selbstgewählten Thema gefertigt und zuvor selbst entworfen haben.

In der Pressemitteilung der Max-Eyth-Schule heißt es, in diesem Jahr lautet das Motto „Fernweh“. Die jungen Modekünstler haben eine Reise um die Welt vorbereitet, interpretieren landestypische Schnitte und Muster, aber auch Landschaften, Farben und auch das eine oder andere Klischee. „Die Ausrichtung der Modenschau ist die Königsdisziplin in unserer Ausbildung“, erläutert Ruth Henkel. Die Damen- und Herrenschneidermeisterin und Schnittdirektrice ist eine von vier Ausbilderinnen und zwei Berufsschullehrerinnen an der Alsfelder Max-Eyth-Schule, die eine vollschulische Ausbildung mit Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer anbietet.

„Hier werden alle Kompetenzen abgefragt, die eine gute Maßschneiderin, ein guter Maßschneider braucht: Zu der Fertigung der Kleidungsstücke, die je nach Ausbildungsstand unterschiedliche Schwierigkeitsgrade haben, gehören nämlich neben der Idee für einen guten Entwurf und die handwerklich perfekte Ausführung der Näharbeiten auch die Auswahl und Beschaffung der Stoffe und Accessoires sowie das Beherrschen unterschiedlichster Nähtechniken. Hinzu kommen Zeitmanagement und vorausausschauendes Arbeiten. Die Damen und Herren im dritten Lehrjahr, die mit der Organisation und Durchführung der Modenschau betraut sind, müssen darüber hinaus auch auf diesem Gebiet zeigen, was sie können – Eventplanung, wirtschaftliches Denken, Öffentlichkeitsarbeit – hier sind viele Kompetenzen gefragt“, erklärt sie.

Ein Beruf mit schier unendlichen Möglichkeiten

Verschiedenen Kompetenzen und vielfältige Interessen werden auch in der Ausbildung selbst geschult und gefördert. „Das Schöne an diesem Beruf ist, dass man später schier unendlich viele Einsatzmöglichkeiten hat“, fügt Fachbereichsleiterin Susanne Fricke hinzu: „Auszubildende mit künstlerischer Ader mag es vielleicht an ein Theater ziehen, andere können ihre Technikleidenschaft ausleben und nach der Ausbildung eine Aufgabe in der industriellen Textilfertigung wahrnehmen. Wieder andere können ein Designstudium anschließen oder sich mit einem eigenen Atelier selbstständig machen.“ Diese und viele weitere Möglichkeiten haben die jungen Menschen, die in diesem Jahr im dritten Lehrjahr sind und somit kurz vor der Gesellenprüfung stehen.

Mit Rat und Tat stehen die Ausbilderinnen den angehenden Maßschneiderinnen zur Seite, damit das Ergebnis am Ende perfekt wird. Alle Fotos: Traudi Schlitt

„Mit der Prüfung vor der Handwerkskammer wird ganz deutlich, dass unsere Ausbildung auf einem Niveau mit der Lehre in einem Handwerksbetrieb steht“, ergänzt Henkel, die überzeugt ist, dass durch die Unabhängigkeit von wirtschaftlich notwendigen Aufträgen mehr Vielfalt gelehrt und gelernt werden kann. Die jungen Frauen und wenigen Männer, die aus ganz Deutschland nach Alsfeld kommen, um genau hier ihre Karriere in der Modewelt zu starten, profitieren von dieser Freiheit genauso wie von dem guten, fast familiären Miteinander, das sie hier verbindet.

„Gerade die jüngeren Auszubildenden, die direkt nach der Schule zum ersten Mal von zuhause weg sind und nach Alsfeld kommen, sind in diesem Umfeld gut aufgehoben“, finden Ausbilderinnen und Schulleitung gleichermaßen; schließlich ist es überschaubar mit erschwinglichem Wohnraum und nah an verschiedenen Mittelzentren und Metropolen, in denen man riesige Stoffauswahlen und ganz viel Inspiration findet.

Alljährliche Modenschau am 4. April

Letztere teilen die jungen Stoffkünstler meist gerne untereinander: Mit verschiedenen Ideen haben sie teilweise gemeinsam ihre Modelle für die Modenschau entwickelt, sich kritisiert und angeregt. „Es ist immer wieder schön zu sehen, wie eine solche Gruppe sich gegenseitig befruchtet, obwohl oder gerade, weil sie alle so verschieden sind“, ergänzt Fricke. Doch damit nicht genug: Als Europaschule pflegt die Max-Eyth-Schule intensive Kontakte zu Schulen und Einrichtungen im europäischen Ausland. Davon profitiert auch die Abteilung Textiltechnik und Bekleidung, die ihren Auszubildenden regelmäßige Praktika im Ausland ermöglicht: Hoch im Kurs steht derzeit Italien.

In verschiedenen kleinen, aber feinen Handwerksbetrieben in Vicenza erlernen die jungen Leute ganz neue Aspekte der Handarbeit, der Schnittführung oder der Arbeit von Schmucktechniken. Und das auch noch ohne zusätzliche Kosten, denn in der Europaschule sind solche Auslandsaufenthalte über das Erasmus-Programm finanziert. Regelmäßig statten auch die Ausbilderinnen und der Abteilungsleiter den Partnerbetrieben Besuche ab, zum einen, um in Kontakt zu bleiben, zum anderen, um die hohe Qualität permanent sicherzustellen.

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„Unsere Auszubildenden haben mit ihrem Gesellenbrief alle Möglichkeiten in der Modewelt“, zeigen sich Henkel und Fricke überzeugt: „Wer in der Modebranche etwas werden will, der kommt um Alsfeld nicht herum“, so ihr selbstbewusstes Statement. Viele Erfolgsgeschichten ihrer ehemaligen Auszubildenden geben ihnen Recht, und auch die Modenschau, mit der erstes bis drittes Lehrjahr am 4. April ihr Können unter Beweis stellen, wird dies eindrücklich unterstreichen.

Die Anmeldefrist für die Ausbildung zur Maßschneiderin oder zum Maßschneider an der Max-Eyth-Schule hat begonnen. Interessenten aus ganz Deutschland und teilweise auch aus der ganzen Welt stehen in den Startlöchern. Ihre Karriere könnte in Alsfeld beginnen.

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