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Book Slam der Alexander-von-Humboldt-Schule zeigt und weckt BegeisterungSpiel und Verkleidung, Drama und Thriller

LAUTERBACH (ol). Wenn in gut zwei Stunden 16 Bücher vorgestellt werden und sich dabei niemand auch nur eine Minute langweilt – dann ist das: ein Book Slam. Eine Bücherschlacht im besten Sinne des Wortes, denn auf diese Art und Weise lernen sowohl die Präsentierenden als auch das Publikum Literatur auf eine neue Art und Weise kennen. Zum zehnten Mal bereits fand in der vergangenen Woche der Book Slam der Alexander-von-Humboldt-Schule statt – die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 7, die ihn gemeinsam mit ihren Deutsch-Fachlehrern gestaltet hatten, konnten sich über eine vollbesetzte Aula freuen.

In der Pressemitteilung des Gymnasiums heißt es, im Namen des Gymnasiums begrüßte Ganztagskoordinatorin Kirsten Muche die zahlreichen Gäste und dankte insbesondere Petra Scheuer von der Lauterbacher Stadtbücherei, die ihrerseits die Book Slams nicht nur initiiert hat, sondern nach wie vor mit Workshops anleitet. Ebenso würdigte Muche das Engagement der Deutschlehrkräfte, die an diesem Abend mit ihren Schülerinnen und Schülern fieberten, sowie die unermüdliche Unterstützung durch die Technik-AG, die sich mit einer Ton- und Licht-Choreographie maßgeblich am Gelingen des Book Slam beteiligte. Live am Klavier begleitete Evelina Rommel mit kleinen Stücken die Pausen zwischen den Slams – eine Aufgabe, die sie mit Bravour und zur großen Freude aller Beteiligten meisterte.

Ganztagskoordinatorin Kirsten Muche freute sich über die vollbesetzte Aula und das Engagement der Schüler- und Lehrerschaft. Alle Fotos: Traudi Schlitt

„Egal, wie digital die Welt ist – gelesen wird immer“: Mit diesen Worten starteten die Schülervertreter Ekko Stöppler und Fine Glitsch ihre Moderation des Book Slam. Gut aufgelegt erläuterten sie die Regeln: Maximal drei Minuten dürfe eine Buchpräsentation dauern und auch die fünf Jurys müssten schnell entscheiden, wie ihnen das vorgestellte Buch gefallen hatte – bewertet wurde dabei nur die Buchauswahl, nicht die Performance, die jeweils der künstlerischen Gestaltungsfreiheit der einzelnen Gruppen unterworfen war.

Mit Buchfachfrauen, Deutsch-LK’lern, Referendaren und Leseratten waren fünf Jurys fachlich gut besetzt, weitere fünf bildeten sich spontan aus dem Publikum. Und: Sie hatten zu tun! So unterschiedlich wie die Buchauswahl selbst waren die Darbietungen der einzelnen Gruppen: Inhaltlich trafen sich Thriller, Fantasy-Geschichten, Krimis und auch einige Dramen, die sich mit Verlust und Tod beschäftigten oder mit komplizierten Familiensituationen.

Fine Glitsch und Ekko Stöppler (rechts) moderierten den Book Slam, der 10-jähriges Jubiläum feierte.

Grenzenlose Fantasie bei der Thematik

Andere wiederum thematisierten die digitale Welt: YouTuber im Kampf ums Überleben, Mädchen im Bann von Instagram. Hobbydetektive paddeln im Boot über die Bühne, während sich im Reich der Silberschwingen das Beziehungschaos breitmacht. Werden drei Freunde aus Tennessee ihrem tristen Dasein entfliehen können? Und wie geht die Geschichte der Kämpferin weiter, nachdem diejenige, die sie erträumt hat, aufgewacht ist? Schaurig-schön entfalten sich die nächtlichen Vorgänge in einer Reha-Klinik vor den Augen des Publikums, während schon drei Minuten später ein Junge um sein Augenlicht kämpft.

Was wird aus einer Familie, deren Vater sich als Massenmörder entpuppt? Wie kann Mickey im nächsten Slam beweisen, dass sein Vater noch lebt? Wie manifestiert sich Rassismus gegen dunkelhäutige Menschen auch heute noch in der Gesellschaft, und wird Liccle Bit, der Kleine aus Crongton, aus dem Schlamassel wieder rauskommen, in den er sich katapultieren ließ?

Posieren fürs Insta-Pic: Eines von vielen Themen in dem Buch „Instagirl“

Die Folgen von Flucht und Angst werden aus einer anderen Perspektive beleuchtet, es geht um Rache, Liebe und besondere Talente und nicht zuletzt um einen Sommer auf dem Mond, der eigentlich in Rügen stattfindet und ganz besondere junge Menschen vereint.

Grenzenlose Fantasie auch bei der Art der Darstellung

Neben dieser schier grenzenlosen Auswahl an Themen und Genres bestachen die Schülerinnen und Schüler mit ihrer grenzenlosen Fantasie in der Art der Darstellung: Vorgelesene Sequenzen wechselten sich mit szenischen Darbietungen ab, Filmeinspielungen, der Einsatz von Musik und Licht, das Spiel mit Rahmenhandlungen und kleinen Spots auf große Geschehnisse und nicht zuletzt die Freude am Spiel und der Maskerade sorgten für einen bunten, abwechslungsreichen Abend mit ganz viel Input, nach dem sicher jeder Einzelne aus dem Publikum mit seiner ganz persönlichen Leseliste nach Hause ging.

Bevor es jedoch soweit war, konnten Fine Glitsch und Ekko Stöppler noch die die Gewinner des Abends bekanntgeben: „Instagirl“ landete auf Platz drei, „Mein Sommer auf dem Mond“ auf Platz zwei, und mit Platz eins für „Morgen Land“ wählten die Jurys ein hochaktuelles, fast tagespolitisches Werk an die Spitze.

Die Wahl fiel schwer, aber das Publikum war mit Feuereifer bei der Sache.

Gewinner des Slams waren dennoch alle: Die Jungen und Mädchen der siebten Klassen hatten Literatur auf ihre Art entdeckt und mit großer Spielfreude und Lust am Verkleiden präsentiert, das Publikum hatte einen unterhaltsamen, vielfältigen und anregungsreichen Abend genossen und die Fachschaft Deutsch – die hatte gezeigt, dass Literatur lebendig ist wie eh und je und dass – wie eine Sequenz außerhalb des Wettbewerbs zeigte – auch der gute alte Schiller in einer Darbietung mit Barbie und Ken auf der Höhe der Zeit sein kann.

Weitere Eindrücke des Book Slams:

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