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Book Slam – das Projekt von Stadtbücherei und Alexander-von-Humboldt-Schule in Frankfurt und in LauterbachWie man Literatur rüberbringt, Spaß dabei hat und auch noch etwas lernt

LAUTERBACH (ol). Wörtlich übersetzt ist ein Book Slam eine „Bücherschlacht“. Das hört sich auf den ersten Blick vielleicht nicht besonders freundlich an, trifft aber, nachdem Poetry Slams in der Nation einen regelrechten Hype ausgelöst haben, den Nerv der Zeit und erreicht damit ein junges Publikum, das mehr sucht als bloße Inhaltsangaben auf den Klappentexten. Seit zehn Jahren ist so ein Book Slam fester Bestandteil des Deutsch-Unterrichts an der Alexander-von-Humboldt-Schule.

In der Pressemitteilung der Alexander-von-Humboldt-Schule heißt es, in einem Book Slam stellt eine Person oder eine Gruppe von Menschen ein Buch vor: Das darf maximal drei Minuten dauern – genau wie bei einem Poetry Slam – und sollte sowohl den Inhalt kurz wiedergeben als auch darstellen, warum und für wen dieses Buch lesenswert ist. Die Vorstellenden arbeiten dabei erzählerisch und darstellerisch, sie brauchen eine Art Drehbuch, Regieanweisungen zumindest, Requisiten und natürlich Lust am Auftritt vor Publikum.

Seit zehn Jahren bereits ist der Book Slam fester Bestandteil des Deutsch-Unterrichts an der Alexander-von-Humboldt-Schule. Dorthin gebracht hat ihn Dipl.-Bibliothekarin Petra Scheuer, Leiterin der Lauterbacher Stadtbücherei. Nach wie vor ist sie Projektpartnerin der AvH und bietet in jedem Schuljahr einen Methodentag zum Book Slam in der Bücherei an. Jede siebte Klasse kommt in den Genuss dieser besonderen Art der Leseförderung – und damit natürlich auch ein Publikum, denn ein Slam lebt davon, dass das Publikum per Applaus oder mit Hilfe von Wertungskarten von eins bis zehn die beste Präsentation bestimmt. Die Schüler der AvH treten entweder intern, also vor ihrer Schulgemeinde, auf oder präsentieren die Ergebnisse ihrer Arbeit einem größeren Publikum, etwa auf dem Schulfest oder einem eigenen Book-Slam-Abend.

Ein ganz besonderes Auditorium

Vor wenigen Tagen hatten einige von ihnen ein ganz besonderes Auditorium: Sie waren auf Einladung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst zur Verleihung des Hessischen Leseförderpreises mit ihrer Lehrerin Sabine Hausen in den Mousonturm nach Frankfurt gefahren – nicht als Preisträger, sondern als Act zwischen den einzelnen Programmpunkten. Ein Preis selbst ging bei dieser Veranstaltung allerdings auch nach Lauterbach, denn zum wiederholten Mal wurde die Stadtbücherei – treuer Kooperationspartner der AvH – für ihren Einsatz rund um die Leseförderung ausgezeichnet.

Die Lauterbacher Book Slammer auf der Bühne im Mousonturm. Foto: Sabine Hausen

Die 14 mitgereisten Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule meisterten ihre szenischen Darstellungen mit Bravour. Die Achtklässler hatten ihre Book Slams aus der Sieben noch einmal eingepackt, ihre Requisiten gesucht und dem dort anwesenden Publikum so interessante Bücher wie „Mord ist nicht das letzte Wort“ oder „Wir fliegen, wenn wir fallen“ vorgestellt. „Die Auswahl der Bücher erfolgt gemeinsam“, erläutert Hanna Borchers die ersten Schritte eines Book Slams. Die Fachlehrerin ist verantwortlich für dieses Projekt an der AvH und daher in engem Austausch mit Bibliothekarin Petra Scheuer, die für den ersten Tag in der Bücherei als Vorbereitung zum Book Slam eine ganze Reihe interessanter, aktueller und klassischer Literatur für junge Leute bereithält.

Eigene Vorschläge auch willkommen

„Aber natürlich dürfen die Jugendlichen auch eigene Vorschläge machen – schließlich müssen sie von den Büchern ja auch begeistert sein, wenn sie sie vorstellen wollen.“ Nach der Buchauswahl erfahren die Siebtklässler dann einen halben Tag lang etwas über die Möglichkeiten eines Book Slams: Auf welche Weisen man ein Buch vorstellen kann, wie man sich ein Drehbuch schreibt, wie man an Requisiten kommt und auch wie man sich die Zeit gut einteilt – sowohl die der Vorbereitung als auch die der Präsentation. „Da kommt also ganz schön viel zusammen – neben dem Lesen selbst“, beschreibt Borchers einen weiteren Aspekt dieser Art sich Literatur zu nähern. Die Schüler bestätigen das.

Evelin Janzen beispielsweise hat auf diese Art und Weise ihren üblichen Lesekosmos rund um die Schriftstellerin Luna Darko verlassen und sich anderer Literatur gewidmet, Noah Schubert hat Erfahrungen im Zeitmanagement gesammelt, als kurz vor dem Auftritt zwar tolle Ideen und Requisiten bereitstanden, aber noch kein Drehbuch geschrieben war. Sie alle sind sich einig: Der Book Slam ist ein tolles Projekt, weil die Vorbereitungen und auch die Auftritte den Schülerinnen und Schülern noch dazu jede Menge Spaß machen. Eine ziemlich gute Kombination also aus Lesen, Lernen, gemeinsamer Arbeit und gemeinsamem Erleben, die auch im aktuellen Schuljahr weitergeführt wird: Im November starten die jetzigen siebten Klassen mit ihren Book Slams, die Präsentationen sind für den 30. Januar geplant.

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