Gesundheit0

Netzwerk zur Bekämpfung multiresistenter Erreger (MRE) in MittelhessenAlsfelder Krankenhaus für den Kampf gegen Keime mit Siegel ausgezeichnet

ALSFELD (ol). Davon haben wir alle schon gehört, von Patienten, die beim kleinsten Zipperlein nach Penicillin rufen, und von Antibiotika, das in der Massentierhaltung eingesetzt wird, dessen Spuren längst auch im Trinkwasser nachzuweisen sind. Wenn aber Udo Weisbach, Hygienefachkraft am Alsfelder KKH, von den Folgen dieses zu sorglosen Umgangs mit Antibiotika erzählt, dann kann einem angst und bange werden.

Denn: Es gibt laut Pressemitteilung des Alsfelder Krankenhauses Krankheitserreger, die reagieren überhaupt nicht mehr auf Antibiotika, die Behandlung ist daher äußerst schwierig. Deshalb müsse vorgebeugt werden – so wie im Alsfelder Kreiskrankenhaus. Das gehört dem „Netzwerk zur Bekämpfung multiresistenter Erreger (MRE) in Mittelhessen“ an und wurde jetzt mit dem entsprechenden Siegel ausgezeichnet.

Noch einmal zur Erklärung: MRE steht als Abkürzung für multiresistente Erreger. Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlichster Bakterien. Denen ist eins gemeinsam: Sie sind gegen viele oder auch alle üblicherweise wirksamen Antibiotika resistent, schildert Krankenhaushygieniker Ralf-Michael Wagner den Hintergrund. MRSA ist so ein Bakterium. Bei etwa einem Drittel der Menschen ist es auf der Haut oder Schleimhaut zu finden. Eine solche „Besiedelung“ ist im Allgemeinen unproblematisch, erklären Wagner und Weisbach. Gefährlich wird es dann, wenn die Bakterien über Wunden oder Katheder in den Körper gelangen, eine Infektion auslösen und Antibiotika nicht anschlagen. „Hier im Krankenhaus müssen fast alle Patienten mit Antibiotika behandelt werden. Wenn das nicht wirkt, wird es ernst“, gibt Ralf-Michael Wagner zu bedenken.

Abstriche zur Vorbeugung

Da hilft nur Vorbeugung. Einen regen Austausch gebe es da zum Beispiel im MRE-Netz Mittelhessen. Regelmäßig besuchen Wagner und Weisbach dort Veranstaltungen, um sich zu informieren. Im Krankenhaus selbst würden schon seit längerer Zeit verschiedene Maßnahmen umgesetzt werden, um sich „keinen Keim einzuhandeln“. So wird seit fünf Jahren bei allen Patienten – egal ob es sich um einen geplanten Krankenhausaufenthalt handelt oder um einen Notfall – ein Abstrich gemacht. Wird der Keim festgestellt, wird die OP entweder verschoben oder findet unter ganz besonderen hygienischen Maßnahmen statt, erklärt Udo Weisbach. Nach der OP muss der Patient selbstverständlich isoliert werden, um keine Mitpatienten anzustecken.

Etwa 7000 bis 8000 solcher Abstriche werden jedes Jahr gemacht, bei rund 60 Patienten falle er positiv aus. „Zu einer nosokomialen, also im Krankenhaus erworbenen, Infektion ist es bislang noch nicht gekommen“, betont Wagner. „Das ist auch ein Vorteil unseres kleinen Krankenhauses. Wir haben hier einen guten Überblick.“ Alle Vorsorgemaßnahmen können überwacht und kontrolliert werden. „Und wir haben den Vorteil der kurzen Wege.“ Zudem, betont Udo Weisbach, „ziehen hier alle an einem Strang“.

Das muss auch sein, zeigt er sich überzeugt. Als Hygienefachkraft ist er tief eingestiegen in das Thema und sieht die Gefahr durch einen zu sorglosen Umgang mit Antibiotika. Ein Beispiel: „Die Grippe ist eine Viruserkrankung, da helfen Antibiotika gar nicht“, erklärt er, „aber die Patienten beim Hausarzt erwarten das entsprechende Rezept.“ Nicht zuletzt durch solches Verhalten gebe es heute Erreger, gegen die fast kein Mittel mehr wirkt. „Und die Forschung ist da auch noch nicht viel weiter“

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren