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Gruppe der Alexander-von-Humboldt-Schule auf zweiwöchiger China-ReiseÜber die chinesische Mauer, Essen aus Insekten, Kaligraphie und ganz viel Tee

LAUTERBACH (ol). Sie hat schon seit vielen Jahren Bestand: die Partnerschaft zwischen der Xiangshan No. 3 High School in China und der Alexander-von-Humboldt-Schule. Vor wenigen Wochen erst war eine chinesische Gastgruppe in Lauterbach, nun hatten sich 30 Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern Karsten Krämer und André Tolksdorf auf die Reise ins Land der Mitte gemacht.

In der Pressemitteilung der Alexander-von-Humboldt Schule heißt es, vor wenigen Tagen erst kamen sie zurück, der Jetlag hänge ihnen noch ein bisschen nach – doch einig seien sie sich alle: Sie würden es wieder tun. Gemeinsam mit ihren Lehrern berichteten die Neunt- bis Zwölftklässler begeistert von ihrer Reise, die am Tag der Deutschen Einheit mit der Ankunft der Gruppe in Peking und dem Besuch der Chinesischen Mauer und des Sommerpalasts begann. Einen Tag später besichtigten sie den Platz des Himmlischen Friedens und die Verbotene Stadt, die heute UNESCO-Welterbe ist. Über diese Bauwerke, die Geschichte dahinter und die chinesische Kultur erfuhren die Reisenden ganz viel aus erster Hand. Ihre chinesische Reiseführerin führte sie auch zu unbekannten Gaumenfreuden: Von den Hühnerfüßen und frittierten Insekten kosteten aber nur die Wagemutigsten unter den Reisenden.

Gut angekommen im Reich der Mitte: Die Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule mit ihren Lehrern André Tolksdorf und Karsten Krämer stellten sich zum ersten Gruppenfoto. Foto: Krämer

Die nächste Station auf der China-Reise war Suzhou. Eine 13-stündige Fahrt mit dem Nachtzug brachte die Reisegruppe in das „Venedig des Ostens“, das aufgrund der guten Transportverbindungen eine der Boom-Städte des modernen Chinas ist. Touristenmagnet ist hier die siebenstöckige schiefe Wolkenfels-Pagode, die natürlich auch die Reisenden aus dem Vogelsberg besichtigten, bevor die Reise sie weiter führte nach Shanghai.
Von dort berichteten die Schüler von dem schier endlosen Tee-Angebot: 150 Teeläden fanden sie in einem einzigen Kaufhaus – und sie probierten ausgiebig. Interessante Einkaufserlebnisse hatten die jungen Leute auch auf dem Fakemarkt – dort gibt es wohl alles zu kaufen was das Konsumentenherz begehrt.

In Shanghai, der größten Stadt Chinas, hatte es besonders die berühmte Uferpromenade des Huangpu-Flusses den Lauterbachern angetan. Dort liegen auf der einen Seite viele Häuser aus der Kolonialzeit, über deren europäischen Stil sich die jungen Leute inmitten von Hochhäusern und chinesischer Baukultur doch sehr wunderten. Auf der anderen Seite erhob sich die futuristische Skyline des Bezirks Pudong mit dem Shanghai Tower und dem Oriental Pearl Tower – ein grandioser Mix aus alten Traditionen, viel Geschichte und überbordender Moderne.

Auch Shopping stand auf dem Programm

Und auch dort gehört Shoppen wohl mit zum Kulturprogramm, denn einkaufenderweise lernten die jungen Reisenden viel über Land und Leute, so unter anderem auf der berühmten Einkaufsstraße Road 90: Hier berichten sie von tanzenden Verkäufern, leckerem Früchtekuchen und vielen teuren Markenläden – die Originale, der Fakes, die man noch wenige Tage zuvor auf den Märkten in Peking und Suzhou hatte kaufen können. Auch der bekannte Yu-Garten, ebenfalls am Fluss in der Nähe des Pudong-Bezirks gelegen, stand auf dem Programm in Shanghai. Obwohl in einem alten Bezirk, gab es auch viele moderne Geschäfte, die zum Verweilen einluden und die den interessanten Charakter der Stadt – Tradition trifft Hightech – einmal mehr unterstrichen. Ganz besonders deutlich wurde dies bei einem nächtlichen Besuch auf dem Jingmao Tower. Die Skyline von Shanghai bei Nacht bot einen grandiosen Ausblick.

Nach Shanghai stand mit der letzten auch die vielleicht wichtigste Etappe auf dem Programm: das Wiedersehen mit den Partnerschülern. Dazu ging es weiter nach Xiangshan, wo Gastfamilien auf die Deutschen warteten. Diese hatten viele verschiedenen Dinge für ihre Gäste vorgesehen. Scherenschnitte wurden gebastelt, es gab einen Besuch in einem Kindergarten und es gab ein Fußballspiel – ein Länderspiel natürlich, bei dem Deutschland gegen China 5:2 gewann.

Auch eine Wanderung gab es für die Gruppe, eine Bergbesteigung sogar, nach der die  Schüler eine wunderschöne Aussicht über Xiangshan genießen konnten. Sie erlebten eine Zeremonie buddhistischer Mönche und näherten sich der chinesischen Kultur auch mit Handarbeiten: Tie-dyeing, eine besondere, 2000 Jahre alte Art der Batik. In den Familien erlebten die jungen Leute chinesischen Alltag – beispielsweise beim Einkaufen von Lebensmitteln: „Es war gigantisch: Endlose Gänge mit tausenden von Produkten und noch mehr Menschen kamen mir entgegen“, berichtet Lene Kahabka, die weder eine solche Auswahl – mitunter noch mit lebenden Tieren – noch so viele Menschen – aus der Heimat eher nicht gewohnt ist.

Der Schulleiter der Highschool Nr. 3 in Xiangshan, Herr Han, freut sich während der Begrüßungszeremonie über Gastgeschenke von AvH-Studienleiter Karsten Krämer. Rechts: André Tolksdorf. Foto: Krämer

Lilly Rohm wiederum besichtigte mit ihrer Gastfamilie die Stadt Damuwan. Gerader erst am Entstehen, soll sie umweltfreundlich sein und wird eher privilegierten Chinesen zur Verfügung stehen. Sophia Küster war mit ihrer Familie in einer Schule für chinesische Schreibkunst. Dort erfuhr sie, dass „Deutschland“ aus nur zwei Schriftzeichen besteht, und dass es auch für die Chinesen selbst gar nicht so leicht ist, gut und schön zu schreiben. Danach ging es mit Körben und Scheren bewaffnet zum Mandarinenernten – ein seltenes Unterfangen für Europäer, die ihre Mandarinen sonst eher im Supermarkt ernten.
Gemeinsam besuchten die Lauterbacher eine chinesische Filmstadt.

Ein Besuch in der Filmstadt

Im „Movie Park“ bewunderten sie die eigens für zahlreiche chinesische Filmproduktionen gebauten Kulissen und wurden in traditioneller chinesischer Kleidung fotografiert. Für Gäste gibt es in der Filmstadt viele Highlights, unter anderem ein Virtual-Reality-Tool, das ein virtuelles Ereignis, beispielsweise eine Achterbahnfahrt, als real erscheinen lässt.
In der Schule – die übrigens auch sonntags stattfindet – lernten die Schülerinnen und Schüler aus Lauterbach viel über die chinesische Kultur: Es ging um Feiertage, um Schriftzeichen, um die Chinesische Oper (Bejing Oper) und die Chinesische Landschaftsmalerei. Auch die Architektur zählt zum kulturellen Erbe des Landes, und die Scherenschnitte und die Seidenstraße durften in dieser Aufzählung nicht fehlen, ebenso wenig wie das Chinesische Porzellan und der Chinesische Tee.

Bye bye, Reich der Mitte – Gäste und Gastgeber stellten sich gemeinsam zum Abschiedsfoto. Foto: Krämer

Die Lauterbacher ihrerseits verabschiedeten sich mit Musik und Tanz von ihren Gastgebern. Die meisten von ihnen hatten sich schon während des Besuchs der Chinesen in Deutschland angefreundet und ihre Beziehungen nun noch mehr vertieft. „Wir sind sicher, dass die einen oder anderen Freundschaften, die jetzt entstanden sind, andauern werden“, so der begleitende Lehrer Karsten Krämer: Wie sein Kollege André Tolksdorf ist er der Meinung, dass für die Völkerverständigung und gegenseitigen Respekt und Akzeptanz nichts wichtiger ist als persönliche Begegnungen. Die finden ab sofort wieder eher online statt – denn inzwischen sind die Reisenden wieder wohlbehalten von ihrer insgesamt sicher mehr als 10.000 Kilometer weiten Reise zurück im Vogelsberg.

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