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Dr. Asfa-Wossen Asserate über Fluchtursachen und wie Europa handeln sollteSchüler diskutieren mit Prinz aus Äthiopien über Afrika

LAUTERBACH (ol). Afrika ist ein Kontinent, über den Europäer oft nicht nur ein Zerrbild im Kopf haben, sondern der die meiste Zeit weit weg zu sein scheint. Doch durch die Menschen, die von dort aus zu uns fliehen, hat sich das geändert. Warum sich so viele Flüchtlinge von dort auf den Weg hierher machen – und wie man Afrika konkret helfen kann, darüber diskutierten Schülerinnen und Schüler in Lauterbach jetzt mit einem afrikanischen Prinzen.

Dr. Asfa-Wossen Asserate heißt der Mann, seines Zeichens ein Prinz aus Äthiopien, Autor und Unternehmensberater, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt, arbeitet und auch die hiesige Staatsbürgerschaft besitzt. Er diskutierte mit gut 70 Schülerinnen und Schüler der Schule an der Wascherde und der Oberwaldschule Grebenhain unter anderem über sein Buch „Die neue Völkerwanderung – Wer Europa bewahren will, muss Afrika retten“, heißt es in einer Pressemitteilung der Schule an der Wascherde.

Asfa-Wossens These: Die Geschichte des Menschen sei schon immer eine der Migration gewesen. Und die Migration aus Afrika heraus in Richtung Europa werde so schnell nicht abnehmen, da der Kontinent noch viele Probleme habe – von A wie Analphabetismus bis Z wie zahnärztliche Versorgung. Obwohl die Wirtschaft des Kontinents wachse könne, sie nicht genug Wohlstand für die stetig wachsende Bevölkerung erzeugen, so der Prinz.

Das Wachstum gilt nicht für alle Bereiche, denn billige EU-Exporte und kostenlose Lebensmittelspenden würden heimische Produkte vernichten und die afrikanische Landwirtschaft gefährden, sagte Asfa-Wossen. Gewaltherrschaft und eine starke Benachteiligung von Frauen würden ihr Übriges tun, um den Kontinent zu schwächen.

Handelsbarrieren als Problem

In der Beschreibung seines aktuellen Buches auf Amazon heißt es: „Durch westliche Handelsbarrieren und Agrarprotektionen verliert Afrika jährlich das Doppelte dessen, was es an Entwicklungshilfe erhält. Zudem werden Gewaltherrscher hofiert. Gerade diejenigen, die der Kontinent für seine Entwicklung dringend braucht, kehren ihrer Heimat den Rücken und verschlimmern so die Situation vor Ort. Europa, so Asserate, muss Afrika als Partner behandeln und gezielt diejenigen Staaten unterstützen, die demokratische Strukturen aufbauen und in ihre Jugend investieren. Nur so kann es gelingen, den fluchtbereiten Afrikanern eine menschenwürdige Zukunft auf ihrem Kontinent zu ermöglichen.“

Im Anschluss an den Vortrag des Prinzen gab es der Pressemitteilung nach eine lebhafte Diskussion. Auf die Frage was, jeder einzelne tun könne, um die Situation in Afrika zu verbessern, ermutigte er die Schüler, sich Afrika zum Beispiel über ein Auslandspraktikum zu nähern und so aus erster Hand zu erfahren, wo der Kontinent welche Hilfe benötigt. Asfa-Wossen regte weiter an, Schulpartnerschaften zwischen deutschen und afrikanischen Schule zu initiieren.

Der Besuch des Prinzen wurde durch den AWO Kreisverband Vogelsberg und mit Hilfe des Bundesprogramms „Demokratie leben“ initiiert.

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