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EUTB – Beratungsstellen eröffnen in Alsfeld und LauterbachUnabhängige Beratung auf Augenhöhe

ALSFELD / LAUTERBACH (ol). Gleichberechtigte Teilhabe – sowohl am gesellschaftlichen Alltag als auch am sozialen und beruflichen Leben – sind Themen vieler Menschen. Neben einer körperlichen oder geistigen Behinderung können psychische Probleme zu Schwierigkeiten führen, sich in der Arbeitswelt zu orientieren; ebenso erfordern die Folgen von Unfällen oder Erkrankungen – beispielsweise die Auswirkungen eines Schlaganfalls oder einer chronischen Erkrankung – häufig ein Neudenken besonders auf dem Gebiet der Erwerbstätigkeit.

Die Rechte betroffener Menschen sollen nun – mit der Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der UN und mit Inkrafttreten des neuen Bundesteilhabegesetzes (BTHG) – verstärkt in den Fokus rücken. Menschen mit drohender oder bestehender Behinderung sowie Menschen mit Einschränkung sollen laut Pressemitteilung in der Lage sein, die volle Teilhabe an allen Bereichen des Lebens zu erreichen – also die höchstmögliche Eigenständigkeit in ihren körperlichen, geistigen, sozialen und beruflichen Fähigkeiten.

Dazu stelle der Bund flächendeckend ein unabhängiges, unentgeltliches Beratungsangebot zur Verfügung, das Menschen mit Fragen auf diesem Gebiet Orientierung gebe und bereits im Vorfeld der Beantragung von Leistungen über Unterstützungsansprüche und Teilhabemöglichkeiten informiere.Auch im Vogelsbergkreis würden hierzu zwei Beratungsbüros eröffnet und qualifiziert besetzt werden: Mit Berthold Sommer, Erziehungswissenschaftler und Sozialmanager, konnte ein Experte gewonnen werden, der über eine Jahrzehnte lange Erfahrung auf dem Gebiet der beruflichen Rehabilitation und Eingliederung verfüge.

Bedürfnisse und Möglichkeiten als Ausgangspunkt

Für ihn spiele die Transparenz der Angebote eine große Rolle: „Es gibt auch im Vogelsberg und den angrenzenden Landkreisen viele verschiedene Möglichkeiten zu Rehabilitation und Teilhabe. Doch kaum jemand kennt sich in dem Dschungel von Angeboten aus“. Hier wollen sie helfen, um dem Klienten oder der Klientin zu ermöglichen, für sich selbst beurteilen zu können, was für ihn oder sie von Bedeutung sei. Dabei liege der Schwerpunkt auf einer unvoreingenommenen und objektiven Beratung, die allein die Bedürfnisse und Möglichkeiten des betroffenen Menschen als Ausgangspunkt habe.

Mit im Boot sei die Heilerzieherin und Systemische Beraterin Andrea Schmidt. Sie bringe eine über 20-jährige berufliche Tätigkeit, unter anderem in der Jugendhilfe, der beruflichen Rehabilitation und Eigliederungshilfe mit sowie eine mehrjährige Tätigkeit in leitender Funktion in der ambulanten und stationären Behindertenhilfe mit. Auch im privaten Kontext verfüge sie über Erfahrungen mit Behinderung. Gemeinsam mit Sommer bilde sie sich derzeit zur EUTB-Beraterin weiter und stelle das Beratungsangebot im Lauterbacher Raum und drei angrenzenden Gemeinden des Landkreises Fulda sicher, während Sommer den Bereich Alsfeld und den südlichenBereich des angrenzenden Schwalm-Eder-Kreis abdecke.

Nicht mehr hilfsbedürftig sondern gleichberechtigt

„Dieses neue Beratungsangebot steht dafür, aus Menschen mit Beeinträchtigungen Menschen mit Rechten und Ansprüchen zu machen“, erläutert Schmidt, „sie sollen sich nicht länger als Hilfsbedürftige erleben, sondern vielmehr als gleichberechtigte Teilnehmer am gesellschaftlichen, sozialen und beruflichen Leben.“ Von großer Bedeutung für dieses neue Beratungsangebot ist zum einen, dass es keine bereits bestehenden Informations- und Beratungsangebote verschiedenster Träger ersetze, sondern ergänzend dazu eine Lotsenfunktion erfülle.

„Wir möchten ganz gezielt im Vorfeld der Beantragung von Leistung die notwendige Orientierungs-, Planungs- und Entscheidungshilfe geben. Vorhandene Strukturen und Angebote sollen dabei weiterentwickelt, vernetzt und verbessert werden“, sagte Sommer. Zum anderen solle auch im Vogelsberg eine Peer-Beratung aufgebaut werden: Als diese – die Beratung von Betroffenen für Betroffene – sei die EUTB nämlich konzipiert. Schmidt und Sommer möchten daher Menschen mit Beeinträchtigung ermuntern, ihre Expertise in die Beratung einzubringen. Eines ihrer erklärten Ziele sei die Beförderung der Selbsthilfe, sagte Sommer.

Erstellung eines umfangreichen Führers

Im Verlauf würden Personen mit eigener Erfahrung auf diesem Sektor auch die Ausbildung zum EUTB-Berater oder zur EUTB-Beraterin absolvieren können und in einem der Büros tätig werden, sagte Schmidt. Ein weiteres Ziel neben der Beratung von Menschen und der Qualifikation von Peers sei die Erstellung eines umfangreichen Führers zu allen Themen der beruflichen und sozialen Inklusion und Teilhabe. Neben der schriftlichen Zusammenfassung aller Träger, Einrichtungen und Angebote sollen diese sich auch in einem Netzwerk enger und zum Nutzen der Klienten zusammenfinden. Auch hier möchten die EUTB-Büros koordinierend tätig sein.

An den Start gegangen seien die beiden EUTB-Berater bereits im April. Sie möchten nun zunächst alle Menschen mit Informationsbedarf, also Menschen mit bestehender oder zu erwartender Behinderung, sowie deren Angehörige und auch Betreuer einladen, das neue erweiterte Angebot anzunehmen. „Die Beratung erfolgt selbstverständlich vertraulich. Sie ist kostenlos, niedrigschwellig, unabhängig, natürlich barrierefrei und jederzeit auf Augenhöhe“, ergänzen die beiden Berater.

Die EUTB-Berater Andrea Schmidt und Berthold Sommer freuen sich auf Anfragen aus dem ganzen Kreis und den angrenzenden Gemeinden. Foto: Traudi Schlitt

Die Beratungsstelle in Lauterbach, besetzt mit Andrea Schmidt, sei für den südlichen Teil des Landkreises Vogelsberg sowie Randgemeinden des Landkreises Fulda zuständig. Dazu gehören: Freiensteinau, Grebenhain, Herbstein, Lauterbach, Lautertal, Schlitz, Schotten, Ulrichstein und Wartenberg sowie Bad Salzschlirf, Großenlüder und Hosenfeld. Die Beratungsstelle in Alsfeld, besetzt mit Berthold Sommer, sei für den nördlichen Teil des Landkreises Vogelsberg sowie Randgemeinden des Schwalm-Eder-Kreises zuständig. Dazu gehören: Alsfeld, Antrifttal, Feldatal, Gemünden, Grebenau, Homberg, Kirtorf, Mücke, Romrod und Schwalmtal sowie Ottrau, Schrecksbach und Neukirchen.

Die Beratungsstellen seien Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 10 bis 12 Uhr und Donnerstag von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Es würden auch Termine außerhalb dieser Zeiten vereinbart werden können. Ebenso seien einmal monatlich Beratungsmöglichkeiten in den Gemeinden geplant. Die Beratungsstellen erreiche man wie folgt: EUTB Beratungsstelle Lauterbach, Königsberger Str. 8, 36341 Lauterbach, Tel.: 06641/ 9783264, EUTB Beratungsstelle Alsfeld, Fulder Tor 4, 36304 Alsfeld, Tel.: 06631/ 8026718; info@eutb-vb.de; Info: www.eutb-vb.de

2 Gedanken zu “Unabhängige Beratung auf Augenhöhe

  1. J.G. sie haben Recht. Was nutzt jemanden die beste Beratung wenn man die Rechte nicht selbst durchsetzen/umsetzten kann. Sei man behindert, zu gebrechlich, älter oder ganz einfach alleine, nicht mobil oder nicht in der Lage die Formalien zu erledigen.

  2. Na toll, wieder zwei „Berater“ mehr; davon haben wir nun wirklich genug (man beachte auch die geringen Sprechzeiten) Mir wäre etwas tatsächliche Hilfe im Alltag lieber gewesen- so ein Haushalt führt sich halt nun mal durch Beratung alleine…..

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