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Auf Antrag der FDP-Fraktion - Wirksam ab MaiSchlitz verbietet Glyphosat auf eigenen Flächen

SCHLITZ (ol). Während auf Bundesebene noch diskutiert wird, wie mit dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat umzugehen ist, haben die Stadtverordneten in Schlitz eine eigene Entscheidung gefällt. Die Abgeordneten beschlossen mit knapper Mehrheit, auf gemeindeeigenen Flächen die Nutzung des Giftes zu verbieten.

Den Schritte teilte die FDP-Fraktion in einer Pressemitteilung mit. Auf ihren Antrag hin war demnach über den Schritt in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung beraten worden. Der Wirkstoff Glyphosat ist vor allem unter dem Handelsnamen Roundup des US-Chemieriesen Monsanto bekannt. Das Mittel steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Vor ein paar Monaten wäre es in der EU fast verboten worden, doch da der scheidende CSU-Agrarminister Christian Schmidt nicht nach der Linie der sich uneinigen Bundesregierung handelte und sich bei der Abstimmung enthielt, sondern für eine Verlängerung votierte, bleibt der Einsatz weitere fünf Jahre erlaubt.

„Dies sind aus Sicht der FDP-Fraktion fünf Jahre zu viel für unser Schlitzerland“, schreibt die Fraktion. Das Verbot des Mittels auf gemeindeeigenen Flächen solle ab Mai in Kraft treten. Mit ihrer Haltung wich die Schlitzerländer FDP von der Linie der Bundespartei ab. Die hatte bei der Bundestagswahl in der Frage eines Glyphosat-Verbots gebremst und sich für eine Verlängerung der Erlaubnis bei der EU stark gemacht.

„Glyphosathaltige Herbizide wie Monsantos Roundup töten ausnahmslos alle Pflanzen, mit denen sie in Berührung kommen. So verschwinden nicht nur im Ackerbau unerwünschte Beikräuter, sondern auch wertvolle Wildpflanzen. Weniger Wildpflanzen aber bedeuten auch weniger Lebensraum und Nahrung für Insekten. Weniger Insekten wiederum bedeuten weniger Nahrung für Vögel. So führt der Einsatz von Glyphosat mittelfristig dazu, dass die biologische Vielfalt schwindet“, schreibt die Schlitzer FDP-Fraktion in ihrem Statement zu der Entscheidung im Stadtparlament.

Schädlich auch für den Menschen

Schon in geringen Mengen könnten Glyphosat und Roundup die menschlichen Embryonal- und Plazentazellen sowie die DNA von Menschen und Tieren schädigen. „In menschlichen Zellen kann Roundup innerhalb von 24 Stunden zum vollständigen Zelltod führen“.

Zudem bestünden bei Menschen und Tieren Zusammenhänge zwischen Glyphosat und Fehlbildungen -Geburten. Darüber hinaus weise eine neuere Studie darauf hin, dass Glyphosat solchen Krankheiten wie Alzheimer, Diabetes und Krebs den Weg ebnen sowie zu Depressionen, Herzinfarkten und Unfruchtbarkeit führen könnte.

Weitere Auswirkungen seien zu befürchten, heißt es in der Pressemitteilung weiter. So habe eine Leipziger Forschungsgruppe um die Wissenschaftlerin Prof. Dr. Monika Krüger Rückstände von Glyphosat im Urin von Menschen und Tieren zu finden – und das selbst dann, wenn diese nicht direkt mit Glyphosat in Kontakt gekommen seien, sondern das Gift über Spritzrückstände im Wasser aufgenommen hätten. „Dies lässt klar darauf schließen, dass Glyphosat über Lebens- und Futtermittel aufgenommen wird“, heißt es von der FDP. Die Fraktion verweist zudem auf eine Untersuchung der Zeitschrift Ökotest, nach der 14 von 20 Produkten wie Mehl und Getreideflocken Rückstände von Glyphosat enthielten.

Durch einen Änderungsantrag der Bunten Liste Schlitzerland wurde der Antrag der FDP noch einmal verschärft und durch ein Verbot von Neonicotinoiden ergänzt. Dieses Verbot der Pflanzenvernichtungsmittel soll zusätzlich bei allen Pächtern in einem Vertrag schriftlich fixiert werden. Neonicotinoide sind nachgewiesenermaßen schädlich für Honigbienen. Die Neonicotinoide-Entscheidung in Schlitz wurde inzwischen von einem Beschluss der EU überholt. Demnach ist der Einsatz dreier solcher Stoffe unter freiem Himmel auf europäischen Äckern in Zukunft untersagt.

LINKTIPP

Lesen Sie hier, was Landwirte aus der Region von Glyphosat und Roundup halten.

7 Gedanken zu “Schlitz verbietet Glyphosat auf eigenen Flächen

  1. Mit der Agrar- und Glyphosat-Diskussion sind wir endgültig im medialen Mittelalter angekommen. Damals genügten einfache Anschuldigungen und Behauptungen, um jemanden als Hexe zu brandmarken. Was dann passierte war klar: In einen Sack eingenäht und ins Wasser geworfen. Wenn sie unterging, dann war sie keine Hexe!
    Heute klappt das offenbar wieder. Wir behaupten einfach Schlechtes über die Landwirtschaft, über Chemie, chemischen Pflanzenschutz, über mineralischen und organischen Dünger (Gülle). Weil das alle toll finden, wird das bashing automatisch richtig. Die Bauern und die Industrie wollen uns alle töten! Dabei schwimmen wieder Lachse im Rhein, die Bäche sind sauber, die Luft auch und die Deutschen werden immer älter. So viele werden so alt, dass die paar Jungen kaum deren Rente erwirtschaften können. Warum, weil die Landwirtschaft alles vergiftet?
    Und die Artenvielfalt? – Wie viele Arten gibt es auf einer 6 spurigen Autobahn oder auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt? Täglich werden 100 Hektar Fläche versiegelt – wie viele Arten können da überleben? (Sorry, wir leben in Maßeinheiten wie Milchtüten und Fußballfelder: 300 Meter Autobahn sind ca. 1 Hektar)
    Vielleicht gibt jemand eine konkrete Antwort auf die Frage: Wie viele Menschen sind durch die Landwirtschaft in Deutschland vergiftet worden? Wie viele am Glyphosat, an Gülle, an Mineraldünger und an chemischen Pflanzenschutz gestorben?
    Und wie viele Menschen sterben in Deutschland jährlich im Straßenverkehr, durch Tabak und durch Alkohol? Wo ist denn der Widerstand gegen Zigaretten, Schnaps und Autos?

  2. Rolf Rinkenberger, das Gift wurde hier auf kommunaler Ebene verboten, nicht erlaubt.

    Nach wie vielen Buchstaben haben Sie aufgehört zu lesen? Nach zwei oder drei? Aber klar, im Internet kann man ja schreiben ohne zu denken.

  3. Ja toll, herzlichen Glückwunsch zu dieser mutigen Entscheidung.Die Ergebnisse aus Südamerika haben uns doch gezeigt, wie durch roundup der Boden ruiniert wird und es zu vielen Fehlgeburten der Anwohner solcher behandelten Felder kommt.Das wird hier totgeschwiegen.Ganz abgesehen von den nachweisbaren Gesundheitsschäden ihrer Anwender

  4. Wer groß denkt, erreicht mehr im Leben. Bleiben Sie bitte so FDP-Schlitzerland, lassen Sie nicht klein machen.

  5. Natürlich können in den Städten und Gemeinden mehrheitlich Entscheidungen gefällt und umgesetzt werden. Dafür leben wir glücklicherweise in einer Demokratie. Daher gehe ich davon aus, dass in Schlitz auch das krebserregende Rauchen, der Genuß von Alkohol und das Autofahren verboten sind. Wahrscheinlich aber haben die Stadtverordneten ihre Entscheidung bei Bier, Wein und einer gutern Zigarre zünftig gefeiert und sind dann im SUV nach Hause gefahren – mit dem Gefühl, etwas wirklich Wichtiges entschieden zu haben.

  6. Bravo!!!
    Während die Bundesregierung und die EU beim längst fälligen Verbot herum lamentieren wird hier gehandelt.
    Ich bin kein Fan der FDP, aber hier muss ich meinen Hut vor der FDP-Fraktion in Schlitz ziehen.
    Ich hoffe das andere Städte und Gemeinden nachziehen.

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