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Großübung von Bundeswehr und zivilen KatastrophenschutzhelfernMit Panzer und Strahlrohren gegen allerlei Probleme

MERLAU (ol). Über 400 Einsatzkräfte probten am Samstag im Großraum Mücke den Katastrophenfall. Unter Beteiligung der Bundeswehr arbeiteten die Bundespolizei, das Deutsches Rote Kreuz, der Hessen-Forst, die Feuerwehr und das Technisches Hilfswerk zivil-militärisch zusammen. Das Szenario sah einen ausgedehnten Waldbrand mit zahlreichen Zwischenfällen im sogenannten Burgwald vor. 

„Der Landrat des Vogelsbergkreises stellt den Katastrophenfall fest und richtet an das Landeskommando Hessen der Bundeswehr einen Antrag auf Amtshilfe“, schilderte Oberstleutnant Bernd Lesemann vom Landeskommando das Szenario. Er erklärte dabei auch den Paragraphen 35 des Grundgesetzes – denn eigentlich ist der Einsatz der Bundeswehr im Inneren verboten. Doch für Naturkatastrophen und schwere Unfälle gelten Ausnahmen.

Pünktlich um 8 Uhr ertönten die Feuersirenen in Mücke, wenig später rückten Dutzende Einsatzkräfte in das Übungsgebiet aus. Alleine 250 Brandschützer der Feuerwehren Gemünden, Grünberg, Homberg, Mücke und Ulrichstein nahmen teil, hinzu kamen 100 Soldaten der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie Nordhessen sowie rund 70 weitere Kräfte der beteiligten Behörden und Organisationen. Die Bundeswehr war vor allem dort, um zu trainieren, wie sie mit zivilen Helfern bei solchen Einsätzen zusammenarbeiten kann, sagte Oberstleutnant Lesemann.

Soldaten halfen mit den Tragkraftspritzen

So wurde beispielsweise am Seenbach in Merlau eine Spezialpumpe des THWs mit der Hilfe von Soldaten in Stellung gebracht. Die Drehkolbenpumpe förderte zeitweise 5.000 Liter Wasser pro Minute zur Brandbekämpfung. Am Ilsbach unterstützten Soldaten den Betrieb von insgesamt vier Tragkraftspritzen der Feuerwehr, diese förderten zeitweise über 3.000 Liter Wasser. Das Löschwasser wurde über kilometerlange Schlauchstrecken zum „Brandort“ gefördert, zusätzlich kamen Tanklöschfahrzeuge und Wasserwerfer der Bundespolizei zum Einsatz. Wie ein Polizeisprecher schilderte, verfügen die Werfer über ein Wassertankvolumen von 10.000 Litern. Mit unzähligen Strahlrohren konnten Feuerwehrleute so die fiktiven Flammen bekämpfen.

Doch nicht nur Feuer galt es für die Helfer zu bekämpfen. Zum Szenario gehörten auch unter anderem ein Verkehrs- und ein Gefahrengutunfall. So wurde auf einem Waldweg eine Karambolage mit drei Fahrzeuge simuliert, auf die auch noch mehrere Bäume stürzten. Mit hydraulischen Rettungsgeräten befreiten Feuerwehrleute hierbei mehrere Unfalldarsteller aus den völlig deformierten Karosserien. Zum Abtransport der Verletzten durch das Forstgelände kam ein sogenanntes Allschutz-Transport-Fahrzeug (ATF) vom Typ „Dingo“ der Bundeswehr zum Einsatz.

Der "Dingo" der Bundeswehr.

Der „Dingo“ der Bundeswehr.

Auf einem wenige Meter entfernten Wertholzplatz kam es fast parallel zu einem gespielten Gefahrgutunfall, bei dem aus einem Container ätzende Säure floss. Hier eilten der Gefahrstoffzug der Feuerwehr der Stadt Homberg, Feuerwehrleute aus Atzenhain und Ober-Ohmen sowie zahlreiche Bundeswehrkräfte zur Hilfe. Sowohl Feuerwehrleute als auch Soldaten arbeiteten dort in speziellen Chemikalienschutzanzügen, auch kam dort ein Panzer vom Typ „Fuchs“zum Einsatz.

In einem unwegsamen Gelände bei Schellnhausen musste zudem eine abgestürzte Gruppe von Wanderern gerettet werden. Hier kamen besonders die Höhenretter der Bundespolizei und die Feuerwehr der Stadt Homberg mit ihrer Absturzsicherungsgruppe zum Einsatz. Weitere Raffinessen waren eine verunglückte Wandergruppe im Steinbruch von Merlau sowie ein groß angelegter Räumeinsatz mit Kettensägen auf einem Weg des Burgwaldes.

Bundeswehr übte schon am Freitag

Zur Koordination der Hilfeleistungen wurde an der Feuerwache in Nieder-Ohmen eine Einsatzzentrale der Feuerwehr und am Dorfgemeinschaftshaus von Merlau eine Operationszentrale der Bundeswehr eingerichtet. Am Festplatz von Merlau gab es einen Bereitstellungsplatz. Bei einem Busunternehmen in Groß-Eichen wurden eine Versorgungsstelle und ein Behandlungsplatz des Deutschen Roten Kreuzes eingerichtet.

Die Bundeswehr war schon am Freitag angereist, um vorab eine rein militärische Übung durchzuspielen. Rund 50 Einsatzkräfte trainierten einen Materialtransport zu bewachen und ein Sicherheitsbereich um die Einsatzstelle einzurichten. Die Idee dahinter war, dass die A5 wegen eines Waldbrands gesperrt wurde und der Transportkonvoi daher notgedrungen eine Pause einlegen und gegen neugierige Spaziergänger und aufmüpfige Jugendliche bewacht werden musste.

Die Militärfahrzeuge trafen in den späten Abendstunden am Merlauer Festplatz ein, der mit Flatterband und Barrieren weiträumig abgesperrt war. Auf mehreren Schildern wurde auf den Trainingsort der Bundeswehr hingewiesen, auch mit dem deutlichen Hinweis „Vorsicht Schusswaffengebrauch“. Vor Ort zeigten sich die Soldaten jedoch äußerst aufgeschlossen und informierten über ihre Übungsabsichten.

Die Bilder der beiden Übungstage

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